Digitalradio

DAB+-Projekte: Ausbau in Rheinland-Pfalz, Ende in Bayern

Unter­schied­liche Entwick­lungen gibt es bei zwei aktuell laufenden DAB+-Projekten: Eines wird ausge­baut, ein anderes steht vor dem Abschluss.
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Das lokale DAB+-Pilot­pro­jekt Bad Kreuz­nach/Bingen (Kanal 12A) sendet ab sofort mit doppelter Reich­weite. Am Samstag, 6. April, hat Netz- und Platt­form­betreiber Milling Broad­cast den zweiten Sende­standort in Betrieb genommen. Vom Fich­ten­kopf im Nieder­wald bei Rüdes­heim werden mit einer Leis­tung von 500 Watt Rhein­hessen zwischen Bacha­rach und Mainz und der Rheingau zwischen Lorch und Wies­baden versorgt. Stel­len­weise ist das Bouquet sogar noch im Rhein-Main-Gebiet zu hören, Empfangs­berichte gibt es beispiels­weise aus Mühl­heim bei Hanau oder von der A5 zwischen Darm­stadt und Frank­furt. Bisher wurde das Ensemble vom Kuhberg bei Bad Kreuz­nach, eben­falls mit einer Leis­tung von 500 Watt, verbreitet.

Lokal­radio profi­tiert von Ausbau

Die neue Sendeantenne von Milling Broadcast am Standort Rüdesheim Die neue Sendeantenne von Milling Broadcast am Standort Rüdesheim
Foto: Milling Broadcast
Von der Neuauf­schal­tung profi­tiert vor allem der Lokal­sender RheinFM: Das Verbrei­tungs­gebiet des neuen Stand­ortes ist weit­gehend iden­tisch mit dem Sende­gebiet des Veran­stal­ters.

In dem Bouquet sind aktuell 11 Programme und ein Warn­kanal zu hören. In dem Projekt werden preis­güns­tigere Möglich­keiten der Verbrei­tung von digital-terres­tri­schen Radio­pro­grammen mittels alter­nativer tech­nischer Ansätze durch Open-Source-Soft­ware unter­sucht. Der Versuch ist bis 2026 befristet. Ob das Projekt anschlie­ßend in einen Regel­betrieb über­führt wird, ist noch unklar.

Digital Radio-Projekt ART vor dem Ende

Das baye­rische Digital Radio-Projekt ART (Announce­ment Radio Toolbox) steht unter­dessen schon jetzt vor einem erfolg­rei­chen Abschluss. Alle Ergeb­nisse sind im soeben veröf­fent­lichten Abschluss­bericht abrufbar. In den letzten 14 Monaten wurde unter Leitung der Baye­rischen Medien Technik (bmt) und gemeinsam mit der Baye­rischen Landes­zen­trale für neue Medien (BLM), der Media­school Bayern, der Baye­rische Lokal-Radio­pro­gramme (BLR) und der Bayern Digital Radio (BDR) die Verknüp­fung unter­schied­licher DAB-Hörfunk­pro­gramme mittels DAB-Announce­ments (Durch­sagen) erprobt. Das Projekt wurde von der Baye­rischen Staats­kanzlei geför­dert.

Hörer konnten in einem DAB+ Empfänger dabei nach eigenen Präfe­renzen fünf Musik­farben (BayernSOUND, Country, Elektro, Jazz und RnB/Soul) mit fünf Infor­mati­ons­kate­gorien (Verkehr, Nach­richten, Wetter, Wirt­schafts­nach­richten und Sport) kombi­nieren, um ein indi­viduell kombi­niertes Programm aus Musik und Infor­mati­ons­bei­trägen zu erzeugen. Die dabei genutzte Technik ist Teil des DAB-Stan­dards und in verschie­denen Empfangs­geräten verfügbar.

Zur Reali­sie­rung wurde ein cloud­basiertes, virtu­elles Playout aufge­baut und der Betrieb von virtua­lisierten DAB-Multi­ple­xern erprobt, sowie eine IP-basierte Zufüh­rung über das Internet genutzt. Sowohl die auto­mati­sierte KI-gestützte Erzeu­gung von Audio­bei­trägen als auch beglei­tende Cover Art wurden erprobt. Die Dienste wurden im Test­netz auf dem Kanal 10D ausge­sendet. Die Test­sen­dungen enden im Juni 2024.

Szena­rien für einen Regel­betrieb

Eine Umset­zung im Regel­betrieb ist auf unter­schied­liche Weise möglich. Dies gilt auch für bereits etablierte Programm­ange­bote und setzt dabei auf bereits im Markt befind­liche Empfangs­geräte sowie die im Projekt erprobte Funk­tio­nalität auf. Die verschie­denen Szena­rien werden im Abschluss­bericht näher erläu­tert.

Sämt­liche Voll­pro­gramme können die vorhan­denen Inhalte, wie Nach­richten, Sport­infos, Wetter­infor­mationen und Veran­stal­tungs­hin­weise – wie aktuell bereits Verkehrs­durch­sagen – mit den DAB-Announce­ment-Typen signa­lisieren. So kann es gelingen Nutzende anderer lokaler Musik­quellen, zum Beispiel Musik­strea­ming-Dienste, zum Hörfunk zu bringen.

Eine Umset­zung sei mit geringem zeit­lichem Vorlauf und ohne größeren Aufwand möglich. Vor allem die Möglich­keit "Nach­richten" – in Form einer Durch­sage (eines Announce­ments) – selbst akti­vieren zu können, sei bei den Test­teil­neh­mern auf sehr großes Inter­esse gestoßen.

Die ARD startet das neue Angebot "Archiv­radio".

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