Rundfunkbeitrag: Auf der Suche nach der Zukunft
Wird der Beitrag nicht nach ihrem Ermessen erhöht, drohen ARD, ZDF und Deutschlandradio mit Qualitätseinbußen beim Programm
ARD
In der Diskussion stand ein neues Modell, mit dem die Höhe des Rundfunkbeitrags ermittelt werden sollte. Bislang prüft die KEF den Finanzbedarf von ARD, ZDF und Deutschlandradio und gibt eine Empfehlung ab, die von allen 16 Länderparlamenten verabschiedet werden muss. Ein aufwendiger Prozess, da die Länder stets bemüht sind, über die Festlegung des Rundfunkbeitrags ihr eigenen medienpolitischen Interessen durchzusetzen.
Deshalb wurde für die Ermittlung des Rundfunkbeitrags ein Indexmodell diskutiert. Die Höhe des Beitrags würde in einem solchen Modell an einen Index, zum Beispiel den Verbraucherpreisindex oder die Inflationsrate, gebunden. Steigt der Index, steigt auch der Rundfunkbeitrag – und zwar automatisch, ohne dass ein Parlament seinen Segen dazu geben muss.
Wird der Beitrag nicht nach ihrem Ermessen erhöht, drohen ARD, ZDF und Deutschlandradio mit Qualitätseinbußen beim Programm
ARD
Die öffentlichen-rechtlichen Sender rührten die Werbetrommel für das Indexmodell, bedeutete es doch nicht nur den Wegfall der aufwendigen Zusage aller Länderparlamente, sondern auch die Auflösung der KEF, die aus Sicht der Sender stets eine zu geringe Erhöhung des Rundfunkbeitrags empfahl. Der Streit war alle vier Jahre, wenn die Anpassung des Beitrags für die kommende Gebührenperiode anstand, vorprogrammiert. Die Öffentlich-Rechtlichen unterstrichen ihre Forderung nach dem Indexmodell mit dem Hinweis, dass es zu Qualitätseinbußen im Programm käme, sollte das Indexmodell nicht von der Politik verabschiedet werden.
Wer zahl am meisten?
In einem Interview mit der FAZ bestätigte Thomas Schenk, Chef der sächsischen Staatskanzlei, jetzt jedoch das Aus für das Indexmodell. Die Länder konnten sich – welch Wunder – nicht einigen. So müssen sich ARD, ZDF und Deutschlandradio auch in der kommenden Gebührenperiode ab 2021 mit der KEF herumschlagen. Bis 2020 beträgt der Rundfunkbeitrag monatlich pro Haushalte 17,50 Euro. Eine Erhöhung gilt als sicher.
Oliver Schenk, Chef der sächsischen Staatskanzlei, verkündete das Aus des Indexmodells - sehr zum Leidwesen der öffentlich-rechtlichen Sender
Pawel Sosnowski
Den Öffentlich-Rechtlichen stehen pro Gebührenperiode knapp acht Milliarden Euro zur Verfügung. Kein anderes öffentlich-rechtliches Rundfunksystem erhält soviel Geld wie die deutschen Sender. Zu teuer, meinen daher viele Beitragszahler, obwohl die Bürger in Dänemark, Österreich, Norwegen und der Schweiz mehr zahlen als die Deutschen. In Norwegen und der Schweiz liegt der Jahresbeitrag um mehr als 100 Euro über dem deutschen Rundfunkobolus.
Außerhalb Europas existieren verschiedene Finanzierungssysteme für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. In Kanada wird er über die Steuer eingezogen, in den USA müssen die Sender ihre Programme durch Abonnements und Spenden finanzieren und in Russland wird gar kein Rundfunkbeitrag erhoben – mit den entsprechenden Konsequenzen: In den USA spielt der öffentlich-rechtliche Rundfunk kaum eine Rolle in der Medien- und Meinungslandschaft. In Russland ist er alles andere als unabhängig.
Folgen der Digitalisierung
Aber nicht nur die Höhe des Beitrags sorgt hierzulande immer wieder für Diskussionen. Auch die Ausgaben für Sportrechte, hohe Moderatorengehälter und satte Pensionen sind der Zündstoff, der alle vier Jahre die Debatte über den Rundfunkbeitrag entfacht. Wirklich verwerflich ist jedoch die Intransparenz bei den Tochtergesellschaften von ARD und ZDF. Hier werden Beitragsgelder verwendet, ohne dass der zahlende Bürger erfährt wofür. Die Bücher der Tochtergesellschaften bleiben verschlossen.
Allem Anschein nach wirkt sich die Digitalisierung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern auch nur in der Anschaffung neuer Technik aus. Dass man für HDTV neue Kameras und Produktionstechnik benötigt, ist unbestritten. Aber während ein TV-Dienstleister wie Media Broadcast die 4-Tage-Woche einführt, unter anderem weil viele Arbeitsprozesse wegen der Digitalisierung verschlankt werden oder gänzlich wegfallen, scheint dieser Effekt der Digitalisierung bei ARD, ZDF und Deutschlandradio nicht anzukommen. Was verschlankt wird, wenn nicht genug Geld fließt, ist lediglich das Programm.