Lieferengpässe: Hohe Nachfrage nach WLAN-Routern
Laut Vodafone war die Nachfrage nach der FRITZ!Box 7590 punktuell größer als die Verfügbarkeit
Vodafone
Bereits im vergangenen Jahr mussten Internet-Provider länger auf die benötigten Lieferungen warten. Die Lieferzeiten dauerten um bis zu 50 Prozent länger, wie ein Kabelnetzbetreiber auf Anfrage von teltarif.de mitteilt. Das hat verschiedene Ursachen, angefangen bei Corona-Maßnahmen, die den Abbau von Rohstoffen sowie die Produktion in Fernost und den Frachtluftverkehr hemmten über geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China, bis hin zu einer steigenden Nachfrage, etwa in der Automobilindustrie oder durch Trends wie das Internet of Things (IoT).
Besondere Vorkommnisse wie die Havarie der Ever Given im Suezkanal tun ihr Übriges dazu. Ohnehin ist der Seeweg überlastet. Es mangelt an Containern. Die Abnehmer müssen mit langem Vorlauf bei ihren Lieferanten buchen. Was bislang auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa rund sechs Wochen dauerte, braucht jetzt bis zu zehn Wochen, sagt ein Brancheninsider.
Laut Vodafone war die Nachfrage nach der FRITZ!Box 7590 punktuell größer als die Verfügbarkeit
Vodafone
Router-Knappheit betrifft auch FRITZ!Boxen
Auch wenn auf Anfrage von teltarif.de einige Internet-Provider von vollen Lagern und langfristigen Verträgen mit Lieferanten sprechen, werden aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage nach Bauteilen und Mikrochips WLAN-Router knapp. „Wie alle anderen Marktteilnehmer spüren auch wir seit geraumer Zeit die Auswirkungen der Verknappung von Elektronikbauteilen am Weltmarkt deutlich“, sagt eine Sprecherin von 1&1. NetCologne bestätigt auf Anfrage Lieferengpässe.
Die Kölner nutzen ebenso wie Vodafone die FRITZ!Boxen des Herstellers AVM. „Bei einzelnen Router-Modellen ist die Nachfrage der Verbraucher in Deutschland punktuell größer als die Verfügbarkeit“, erklärt Vodafone-Konzernsprecher Volker Petendorf. „Konkret sehen wir eine solche Situation der Router-Knappheit aktuell bei einzelnen Modellen von AVM (7590 und 6591).“ Nicht jeder Kunde könne sofort sein Wunschmodell bekommen. „Er muss unter Umständen auf andere Modelle/Hersteller ausweichen, wenn er sofort einen neuen Router für höhere Geschwindigkeiten (also ein Bandbreiten-Upgrade) haben möchte“, so Petendorf.
Hersteller und Internet-Provider beruhigen
D-Link-Mananger Gunther Thiel rechnet Mitte des Jahres mit einer Entspannung bei der Lieferung von Bauteilen und Mikrochips. Andere geben indes keine Prognose ab.
D-Link
Auch bei der Deutschen Telekom kam es aufgrund pandemiebedingt fehlender Bauteile vorübergehend zu einem Engpass beim Router Speedport Pro+. Die Bonner haben bereits im Sommer 2020 mit Lieferanten über die heikle Situation gesprochen. „Damit konnten Produktionskapazitäten bei den kritischen Systemlieferanten reserviert und eine Verfügbarkeit der Grundversorgung an Anschlussprodukten sichergestellt werden“, erklärt ein Unternehmenssprecher gegenüber teltarif.de. Die Provider beruhigen: Es stünden ausreichend Router zur Verfügung.
Brancheninsider sehen das indes anders. Gegenüber teltarif.de erklären einige, dass sie derzeit über Maßnahmen nachdenken, wie der Router-Knappheit entgegengewirkt werden kann. Die betrifft vor allem DSL-Router. „Falls das gewünschte Modell gerade nicht verfügbar sein sollte, sehen wir, dass gerne auch auf hochwertigere Modelle mit neuester Technologie wie Wifi 6 zurückgegriffen wird“, sagt Gunter Thiel, Country Manager DACH & Benelux bei D-Link.
Refurbishing rückt in den Fokus
Die angespannte Liefersituation führt dazu, dass sich die Provider vermehrt dem Refurbishing widmen. „Wir stellen seit einiger Zeit bei uns ein nochmals stark gestiegenes Interesse an der Wiederaufbereitung von Routern seitens vieler unserer Netzpartner fest“, sagt Michael Künsken, Geschäftsführer der SELOCA GmbH, die sich auf die Wiederaufbereitung von Routern, Kabelmodems, Set-Top-Boxen usw. spezialisiert hat. Künsken kann sich nicht über Anfragen potenzieller Neukunden beklagen. SELOCA hat bislang rund eine halbe Million elektronischer Endgeräte wieder aufbereitet. Auch die Telekom bringt Altgeräte wieder in Umlauf. Nach eigener Aussage liegt bei den Bonnern die Nachhaltigkeitsquote bei bis zu 80 Prozent.
Refurbishing, die Wiederaufbereitung von Altgeräten, wie hier bei SELOCA, rückt in Zeiten von Lieferengpässen in den Fokus der ISP
SELOCA/Frank Motter
Eine mittel- oder langfristige Prognose über die Entwicklung der Liefersituation wagt kaum jemand, zu dynamisch ist derzeit der Markt. Bislang konnten die Internet-Provider Auswirkungen bei der Auslieferung an ihre Kunden vermeiden. „Allerdings ist auch für uns absehbar, dass diese Situation - sofern sie weiterhin andauert und die Lieferung nicht wieder hochgefahren wird - dazu führt, dass es bei der Auslieferung an Kunden zu Verzögerungen kommen wird“, sagt die NetCologne-Sprecherin. Einzig D-Link-Manager Thiel erwartet eine Entspannung im Markt für die Mitte des Jahres.
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