Verhaltensänderung

PRISM zeigt Wirkung: Anwender nutzen Internet etwas vorsichtiger

Soziale Netzwerke werden aber weiter sorglos verwendet wie bisher
Von mit Material von dpa

PRISM zeigt Wirkung: Anwender nutzen Internet jetzt vorsichtiger PRISM zeigt Wirkung: Anwender nutzen Internet jetzt vorsichtiger
Grafik: Bitkom
Die Enthüllungen über die Ausspähsoftware PRISM haben zumindest einige Surfer misstrauisch gemacht. Zwei von fünf Internetnutzern (43 Prozent) wollen nach einer Aris-Umfrage künftig keine E-Mails mit vertraulichen Dokumenten mehr verschicken. Auf Cloud-Dienste verzichtet dagegen nur knapp jeder Fünfte (19 Prozent), soziale Netzwerke will nur etwa jeder Achte (13 Prozent) meiden.

PRISM zeigt Wirkung: Anwender nutzen Internet jetzt vorsichtiger PRISM zeigt Wirkung: Anwender nutzen Internet jetzt vorsichtiger
Grafik: Bitkom
Sicherheitsmaßnahmen gegen die Überwacher ergreift nur eine kleine Minderheit: Lediglich acht Prozent der Befragten verschlüsseln ihre Dateien, noch weniger (6 Prozent) ihre Mails. Grund für die Zurückhaltung ist bei zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer (65 Prozent), dass sie nicht genug darüber wissen. Einem knappen Viertel (24 Prozent) ist das Verschlüsseln von Mails und Dateien schlicht zu kompliziert. Auch Proxy- oder Anonymisierungsdienste nutzt nur ungefähr ein Zehntel der Surfer (11 Prozent), über einen sogenannten VPN-Tunnel gehen vier Prozent ins Netz. Im Auftrag des IT-Verbands Bitkom wurden 1 014 Internetnutzer ab 13 Jahren befragt.

Dauerhafte Verhaltensänderung bei vielen Anwendungen nicht zu erwarten

"Die Zahlen zeigen, dass eine rasche Aufklärung der Vorgänge auch im Interesse der Politik selbst liegt. Es scheint, als ob die Nutzer sehr wohl einzuschätzen wissen, worum es bei den Abhörmaßnahmen geht und vor allem, von wem sie ausgehen", äußerte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Das Vertrauen in den Umgang der Wirtschaft mit persönlichen Daten habe ebenfalls abgenommen, aber nicht so stark. 34 Prozent hätten aktuell starkes oder sehr starkes Vertrauen gegenüber der Wirtschaft, was die persönlichen Daten angeht. Vor zwei Jahren seien es 41 Prozent gewesen. Weniger starkes oder gar kein Vertrauen hättenn 55 Prozent, 2011 seien es 46 Prozent gewesen.

"Auch wenn immer mehr Menschen Sicherheitsbedenken haben: Das praktische Verhalten im Internet hat sich nicht verändert", meint Kempf, besonders im Hinblick auf die Nutzung sozialer Netzwerke. Das Problem könnte darin liegen, dass es keine weit verbreiteten Alternativen zu Facebook, Twitter oder Google+ gibt und dass es nicht möglich ist, bei diesen Diensten die Speicherung der eigenen Daten auf US-Servern zu verhindern - ein Dilemma.

"Auffällig ist, dass es zwischen den Altersgruppen kaum signifikante Unterschiede gibt. Die sogenannten Digital Natives sind den älteren Internetnutzern in Sachen Schutzmaßnahmen nicht voraus", fasst Kempf zusammen. "Insgesamt sollten wir die aktuelle Diskussion nutzen, um ein stärkeres Sicherheitsbewusstsein in der digitalen Welt zu schaffen."

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