Studie

Digitales Banking erlebt Boom durch Pandemie

Immer mehr Menschen nutzen das Online-Banking oder Apps für Bank­geschäfte. Im Corona-Jahr 2020 hat sich dieser Trend noch­mals beschleu­nigt, auch weil es immer weniger Bank­filialen gibt.
Von dpa /

Online-Banking wird seit der Pandemie auch deswegen mehr genutzt, weil die Bargeld-Infrastruktur zurückgeht Online-Banking wird seit der Pandemie auch deswegen mehr genutzt, weil die Bargeld-Infrastruktur zurückgeht
Bild: dpa
Digi­tales Banking hat in der Corona-Pandemie einen Schub bekommen. Im vergan­genen Jahr haben in Deutsch­land drei Millionen mehr Menschen als im Vorjahr Bank­geschäfte über das Internet oder eine Banking-App getä­tigt, zeigt eine gestern veröf­fent­lichte Studie der Direkt­bank ING Deutsch­land und der Bera­tungs­firma Barkow Consul­ting. Die Zahl der Nutzer wuchs von 43,8 Millionen auf 46,8 Millionen. Digi­tales Banking habe den Höhe­punkt in Deutsch­land aber noch lange nicht erreicht, heißt es in dem Papier.

In der Pandemie waren einige Bank­filialen zeit­weise geschlossen und wurden danach aus Spar­gründen nicht mehr eröffnet. Viele Menschen hätten im anhal­tenden Trend zu Online-Banking und weniger Filialen gemerkt, dass sich Bank­geschäfte auch im Internet erle­digen ließen, sagte ein ING-Spre­cher. Für die Studie wurden Daten des Statis­tischen Bundes­amts und der euro­päi­schen Statis­tik­behörde Euro­stat analy­siert.

Zwei Drittel der Menschen nutzten Internet und Apps für Bank­geschäft

Online-Banking wird seit der Pandemie auch deswegen mehr genutzt, weil die Bargeld-Infrastruktur zurückgeht Online-Banking wird seit der Pandemie auch deswegen mehr genutzt, weil die Bargeld-Infrastruktur zurückgeht
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Die Nutzungs­rate von digi­talem Banking stieg demnach - gemessen am Vorjahr - unge­wöhn­lich kräftig um vier Prozent­punkte auf 65 Prozent - das heißt, fast zwei Drittel der Menschen nutzten das Internet inklu­sive Apps für Bank­geschäfte mindes­tens einmal binnen drei Monaten. Im euro­päi­schen Vergleich landete Deutsch­land aber nur auf Rang 15. In Däne­mark dagegen lag die Nutzungs­rate 2020 bei 94 Prozent. Unter­stelle man für Deutsch­land dieselbe Rate, ergebe sich ein Poten­zial von 20,8 Millionen Menschen, schreiben die Autoren.

Poten­zial sehen sie bei älteren Menschen sowie solchen mit relativ wenig Einkommen und Bildung. "Je einfa­cher und intui­tiver den Menschen ihre Bank begegnet, umso leichter fällt der Zugang", meint das Geld­haus. Unter den Alters­gruppen halten sich - wenig über­raschend - viele ältere Menschen bei digi­talem Banking zurück: Die nied­rigste Nutzungs­rate haben die über 65-Jährigen (39 Prozent). Das höchste Poten­zial gebe es aber bei 55- bis 64-Jährigen. "Um dieses Poten­zial zu heben, kommt es insbe­son­dere darauf an, das Vertrauen dieser Alters­gruppen in die Sicher­heit von digi­talem Banking zu gewinnen", sagte ING-Deutsch­land-Mana­gerin Chris­tiane Fritsch.

Problem: Auch Bargeld-Infra­struktur geht zurück

Grund für die stär­kere Nutzung von digi­talem Banking ist dem Papier zufolge auch, dass die Bargeld­infra­struktur, also Geld­auto­maten und Kassen in Bank­filialen, binnen fünf Jahren um 25 Prozent schrumpfte. So schlossen Spar­kassen und Volks­banken Filialen im Rekord­tempo, die Zahl der Zweig­stellen sank 2020 um mehr als acht Prozent, hieß es.

Das Minus bei der Bargeld­infra­struktur werde jedoch durch den Einzel­handel mehr als kompen­siert - Super­märkte etwa bieten auch das Auszahlen von Bargeld an. Mitt­ler­weile gebe es schät­zungs­weise 109 000 Kassen mit dieser Funk­tion im Handel. Ihre Zahl sei binnen fünf Jahren um rund 61 Prozent oder über 40 000 gestiegen. Zugleich liege kontakt­loses Zahlen an der Laden­kasse in Corona-Zeiten im Trend.

Die Studie analy­siert die Nutzung digi­talen Bankings im Zeit­ver­lauf im Vergleich zu anderen Ländern; ebenso entlang demo­gra­fischer Faktoren sowie nach Bildungs­stand und Einkommen. Die statis­tische Daten­basis stammt von Euro­stat und dem Statis­tischen Bundesamt. Nutzung digi­talen Bankings ist defi­niert als Nutzung des Inter­nets (inklu­sive App) für Bank­geschäfte in den letzten drei Monaten. Die Daten beziehen sich auf die Alters­kohorte von 16 bis 74 Jahren. Zur Ermitt­lung der Bargeld­aus­zah­lungs­stellen wurde auf Daten der Deut­schen Bundes­bank, der Banken­ver­bände, des EHI Retail Insti­tutes sowie auf Pres­semit­tei­lungen zurück­gegriffen.

Das kontakt­lose Bezahlen per Handy setzt sich in Deutsch­land durch. Vor allem an der Super­markt-Kasse wird das Shoppen via Smart­phone von verschie­denen Anbie­tern unter­stützt. Wir nehmen Mobile Payment per NFC und Wallet-App unter die Lupe und wagen einen Blick in die Zukunft.

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