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One-Click-Bewerbung: Was bringt das Schnellverfahren?

Während der Bahn­fahrt noch schnell auf einen neuen Job bewerben? Mit der One-Click-Bewer­bung geht das. Doch wie nutzt man die Schnell­bewer­bung am effek­tivsten? Und wo liegen Stärken und Schwä­chen?
Von dpa /

Ein Bewerbungsgespräch in einer Blackbox Ein Bewerbungsgespräch in einer Blackbox (Symbolbild)
picture alliance / Oliver Berg/dpa
Mit nur einem Klick zum Traumjob: Was sich viele Bewer­berinnen und Bewerber seit Langem wünschen, soll mit der One-Click-Bewer­bung tatsäch­lich möglich sein.

Bei dem Schnell­bewer­bungs­ver­fahren bekommen die Unter­nehmen alle rele­vanten Infor­mationen über Karrie­replatt­formen wie Linkedin oder Xing. Per Knopf­druck landen Lebens­lauf, Zeug­nisse oder Arbeits­proben des Kandi­daten oder der Kandi­datin direkt beim poten­ziellen neuen Arbeit­geber.

Doch wer glaubt, mit der One-Click-Bewer­bung wäre er alle Mühen los, irrt. "Der Aufwand bei der eigent­lichen Bewer­bung ist sehr gering. Ich muss aber vorher einen Aufwand betreiben, damit dieser Klick nicht ins Leere läuft", sagt Jörg Stelzer, Berufs­berater bei der Bundes­agentur für Arbeit.

Bewer­ber­profil will gepflegt sein

Die Bewer­bung hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn das Bewer­ber­profil aktuell und lückenlos ist sowie alle rele­vanten Infor­mationen enthält: Abschlüsse, Refe­renzen, Inter­essen, Quali­fika­tionen und even­tuell Arbeits­proben.

Ein Bewerbungsgespräch in einer Blackbox Ein Bewerbungsgespräch in einer Blackbox (Symbolbild)
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Inga Drans­feld-Haase, Präsi­dentin des Bundes­ver­bands der Perso­nal­manager, rät: "Prüfen Sie, was die gängigsten Such­begriffe in den Stel­len­anzeigen Ihres Bereichs sind, welche Ihrer Schlüs­sel­kom­petenzen Sie dem Unter­nehmen zeigen möchten und richten Sie ihr Profil darauf aus."

Noch wich­tiger als bei klas­sischen Bewer­bungen sei es, Recht­schreib­fehler zu vermeiden. "Fehler­teufel werden von der Technik schnell erkannt und führen zum Ausschluss aus dem weiteren Bewer­bungs­ver­fahren", so Drans­feld-Haase.

Unter­nehmen legen sich Talent­pools an

Zum Einsatz kommt die One-Click-Bewer­bung insbe­son­dere bei Stellen, die allge­mein ausge­schrieben werden, für deren Beset­zung die Grund­daten des Bewer­bers oder der Bewer­berin zunächst ausrei­chend sind und keine spezi­fischen Quali­fika­tionen erfor­dert werden.

Dazu können zum Beispiel Stel­len­ange­bote im Call-Center, als Spedi­tions­fahrer oder Post­zusteller gehören. "Größere Unter­nehmen nutzen das One-Click-Verfahren auch dazu, um sich Talent­pools anzu­legen", so Inga Drans­feld-Haase.

Setzt der Arbeit­geber voll­ständig auf One-Click, empfiehlt die Expertin, diesen Bewer­bungsweg auch zu nutzen. Anders kann es aussehen, wenn auch klas­sischere Bewer­bungen möglich sind. "Ich würde über­legen, womit ich mein Ziel am besten erreiche", rät Jörg Stelzer. "Wenn ich denke, nur meine Hard­skills reichen nicht aus, kann ich aus einer klas­sischen Bewer­bung mehr raus­holen".

One-Click-Bewer­bung: Kaum Raum für Indi­vidua­listen

Fähig­keiten wie Kommu­nika­tions­stärke, Krea­tivität oder Empa­thie könnten im compu­ter­gesteu­erten Schnell­bewer­bungs­ver­fahren eine unter­geord­nete Rolle spielen. "Nicht jeder bringt immer nur Plus­punkte in seinem Lebens­lauf mit", sagt Stelzer.

Bislang sei eine Bewer­bung "immer eine Werbung, die man für sich selbst macht" gewesen - mit allen Tricks, Kniffs und Chancen. "Da konnte man auch was raus­holen, was viel­leicht bei einer One-Click-Bewer­bung über­sehen werden könnte."

Beim One-Klick-Verfahren gilt außerdem: Ist der Lebens­lauf lücken­haft oder stimmt eine Jahres­zahl nicht, droht bereits die auto­mati­sche Aussor­tie­rung. Zudem könne das Verfahren länger dauern, als zu vermuten ist, sagt Inga Drans­feld-Haase. Zwar habe das Unter­nehmen schnell alle Daten zur Hand, müsse sich aber dennoch ein umfas­sendes persön­liches Bild der jewei­ligen Person machen.

Arbeits­markt und Bewer­bungs­ver­fahren im Wandel

In verschie­denen Fällen kann "One-Click" aber eine gute Ergän­zung zu den klas­sischen Bewer­bungs­ver­fahren sein, findet Berufs­berater Stelzer. "Den größten Vorteil sehe ich darin, dass wir eine Verän­derung des Arbeits­marktes insge­samt beob­achten", sagt er.

Statt den Bewer­bern lang­wie­rige und mehr­stu­fige Bewer­bungs­pro­zesse zuzu­muten, kommt das neue Verfahren Kandi­datinnen und Kandi­daten entgegen, ist einfa­cher und schneller. Damit ergeben sich auch Vorteile für das Unter­nehmen: die eigene Perso­nal­wirt­schaft kann entlastet werden und die Bewer­ber­zahl erhöht sich.

Foto erhöht die Chancen

Einen weiteren Vorteil sieht Inga Drans­feld-Haase darin, dass die Daten mit Zustim­mung des Bewer­bers in der Daten­bank des Unter­neh­mens landen. "Sollte ein Kandidat beim ersten Mal nicht zum Zuge kommen, kann er durch den bestehenden Kontakt beim nächsten Mal berück­sich­tigt werden."

Doch selbst wenn bei der One-Click-Bewer­bung meist Computer die Vorauswahl treffen, schaut sich früher oder später auch ein Mensch die Unter­lagen an. Jörg Stelzer empfiehlt deshalb einen Trick, der auch für klas­sischen Bewer­bungen gilt.

Seiner Erfah­rung nach würden Menschen bewusst oder unbe­wusst immer mit dem ersten Eindruck arbeiten. "Wenn bei einem Bewer­bungs­ver­fahren ein Foto dabei ist, das einen guten ersten Eindruck vermit­telt, ist das oft von Vorteil." Es erhöhe die Chancen, berück­sich­tigt zu werden.

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