Zusammenfassung

Mobiles Internet in den Handy-Netzen im Test

Im Frühjahr waren wir knapp zwei Monate lang mit vier Smartphones und SIM-Karten aus allen deutschen Mobilfunknetzen unterwegs. Wir fassen die Ergebnisse unseres diesjährigen Netztests zusammen.
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Im Frühjahr 2018 waren wir - wie schon in den Vorjahren - unterwegs, um den mobilen Internet-Zugang in den deutschen Mobilfunknetzen einem Test zu unterziehen. Wir hatten dazu das Apple iPhone X und das iPhone SE, das Samsung Galaxy S8+ Duos und das Huawei P20 Pro zur Verfügung.

Die Smartphones wurden wechselweise mit Vertrags-SIM-Karten der Deutschen Telekom, von Vodafone sowie von o2 und Drillisch aus dem Telefónica-Netz bestückt. Auf den SIM-Karten war jeweils "LTE max." freigeschaltet. Das heißt, wir hatten stets die maximale Datengeschwindigkeit am jeweiligen Aufenthaltsort zur Verfügung.

Erfahrungsbericht aus Nutzersicht

Zusammenfassung zum Netztest 2018 Zusammenfassung zum Netztest 2018
Montage: teltarif.de
Getestet haben wir immer dann, wenn wir auf geschäftlichen und privaten Reisen ohnehin den mobilen Internet-Zugang benötigt haben. Anders als bei vielen anderen Netztests sind wir somit nicht feste, vordefinierte Strecken abgefahren, sondern haben immer wieder Stichproben genommen. Es handelt sich also um einen Erfahrungsbericht aus Nutzersicht.

Der Testzeitraum erstreckte sich dieses Mal von Mitte April bis Anfang Juli. Hatten wir im vergangenen Jahr als Besonderheiten unter anderem Tests auf Helgoland und auf der Zugspitze mit dabei, so haben wir dieses Mal in Lindau und Friedrichshafen am Bodensee die Besonderheiten untersucht, mit denen die Netzbetreiber speziell in Grenznähe zu kämpfen haben.

Neben Baden-Württemberg und Bayern haben wir dieses Mal Hessen und Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Berlin besucht und bei den Netztests berücksichtigt. Neben Speedtests haben wir im Internet gesurft, Audio- und Videostreaming genutzt und unterwegs auf die Funkversorgung geachtet.

LTE-Ausbau in der Fläche

In den vergangenen Jahren war es besonders interessant zu beobachten, wie der LTE-Ausbau in die Fläche weiter voranschreitet. Hatte sich bei Vodafone schon in den zwölf Monaten vom Frühjahr 2016 bis zum Frühjahr 2017 wenig getan, so hat im zurückliegenden Jahr auch die Deutsche Telekom nur wenige bislang weiße Flecken erschlossen. Dafür wurde das Netz in bereits versorgten Regionen verdichtet, mit zusätzlichen Trägern sorgen Vodafone und vor allem die Telekom für höhere Geschwindigkeiten und mehr Performance.

In ländlichen Regionen, in denen bislang nur ein 10-MHz-Träger auf 800 MHz zur Verfügung stand, wird nun sukzessive auch auf 1800 MHz mit 20 MHz Bandbreite gearbeitet. Je nach Region und Nutzung kommen auch noch 900 und 2600 MHz dazu. Sowohl Telekom als auch Vodafone wollen bis Ende 2019 nach eigenen Angaben 98 Prozent der Bevölkerung mit LTE versorgen.

Telefónica holt langsam auf

Die Telekom hat unverändert den besten 4G-Flächenausbau. Dahinter folgt Vodafone, während Telefónica einen noch recht deutlichen Abstand zu seinen beiden Mitbewerbern hat. Beim Münchner Betreiber zeigt sich aber, dass immer mehr weiße Flecken geschlossen werden. Es wird allerdings noch eine ganze Weile dauern, bis das Unternehmen zu Vodafone und vor allem Telekom aufschließen kann.

Telefónica ist nach wie vor mit seiner Netzintegration beschäftigt. Bis Ende des Jahres soll die Zusammenlegung der früheren Netze von E-Plus und o2 weitgehend abgeschlossen sein. Parallel rüstet das Unternehmen sein Netz auf. In Städten wird neben 800 MHz verstärkt auch auf 1800 und 2600 MHz im 4G-Modus gesendet, um Kapazitätsengpässe zu minimieren. Wirklich unbrauchbar war der mobile Internet-Zugang mit dem SIM-Karten von o2 und Drillisch im Test nur selten.

Nur Vodafone hat bereits Gigabit-LTE

Vodafone bietet in einigen Städten zumindest theoretisch LTE mit Gigabit-Geschwindigkeit an, bei der Telekom werden maximal 500 MBit/s im Downstream erreicht, bei Telefónica bis zu 225 MBit/s. Allerdings sind diese theoretischen Höchstwerte in der Praxis kaum erreichbar.

Zum einen ist längst nicht jedes aktuelle Endgerät für Gigabit-LTE geeignet, zum anderen hängt die tatsächliche Performance von zahlreichen Faktoren ab:

  • Entfernung zur Basisstation entfernt und Qualität des Empfangs
  • Zahl der Nutzer, die in der gleichen Zelle "Betrieb" machen
  • Anbindung der eNodeB und Auslastung dieser Anbindung

Dreistellige MBit/s-Werte dieses Mal nur im Telekom-Netz

Mehr als 100 MBit/s im Telekom-Netz Mehr als 100 MBit/s im Telekom-Netz
Foto: teltarif.de
Die von den Netzbetreibern als "LTE max." beworbenen theoretischen Geschwindigkeiten haben wir im Test nicht einmal ansatzweise erreicht. Dreistellige MBit/s-Werte gab es dieses Mal sogar nur im Telekom-Netz. Das heißt nun aber nicht, dass die Datennetze von Vodafone und Telefónica schlecht wären. In allen drei deutschen Mobilfunknetzen haben wir oft Datenraten erreicht, von denen auch heute noch viele Festnetzkunden träumen können.

Auch hier gilt es zu berücksichtigen, dass wir jeweils nur Stichproben genommen haben - etwa drei bis fünf Speedtests pro Netz und Teststandort. 500 Meter weiter können die Ergebnissen schon wieder völlig anders aussehen - sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht.

Nicht zuletzt können auch Tests zu verschiedenen Tageszeiten und an unterschiedlichen Wochentagen zu abweichenden Ergebnissen am gleichen Ort führen - je nachdem, wie stark die Funkzelle gerade ausgelastet ist. Ein Großevent wie eine Messe, ein Konzert oder ein Fußball-Bundesligaspiel stellt höhere Anforderungen an die Kapazitäten in den Mobilfunknetzen als ein 500-Seelen-Dorf auf dem Land, wo der örtliche LTE-Sender nicht einmal als DSL-Ersatz genutzt wird.

Telekom & Vodafone: Kaum UMTS-Fallback

In den Netzen von Telekom und Vodafone fiel im Test auf, dass wir kaum noch im UMTS-Netz eingebucht waren. Beide Betreiber bieten mittlerweile eine großflächige LTE-Versorgung. Ist diese einmal - etwa im tiefsten Spessart, im Odenwald oder in der Rhön nicht verfügbar, dann ist dort erst recht UMTS nicht ausgebaut. Also fällt der Nutzer im Zweifelsfalls direkt auf GSM und den GPRS- oder EDGE-basierten Internet-Zugang zurück.

Im Telefónica-Netz haben wir das UMTS-Netz noch häufiger zu Gesicht bekommen. Das verwundert nicht, da das frühere 3G-Netz von E-Plus recht gut in die Fläche ausgebaut wurde, während der LTE-Ausbau noch nicht so weit fortgeschritten ist wie bei Telekom und Vodafone. Wir haben allerdings auch schon erste Orte entdeckt, in denen Telefónica LTE ausgebaut hat, während UMTS nicht verfügbar ist - sehr zum Leidwesen von Kunden in den o2-Free-Tarifen, die nach Verbrauch ihres Highspeed-Volumens regulär nur noch GSM und UMTS, nicht aber das LTE-Netz zur Verfügung haben.

Oft Datenraten auf (V)DSL-Niveau

Netzmodernisierung bei Telefónica läuft auf Hochtouren Netzmodernisierung bei Telefónica läuft auf Hochtouren
Foto: teltarif.de
In den Einzeltests zu Telekom, Vodafone und Telefónica haben wir bereits verschiedene Messwerte aufgezeigt, die wir im Test von Mitte April bis Anfang Juni ermittelt haben. Zudem finden Sie auf dieser Seite eine Tabelle mit einigen Beispielen, die recht gut auch das Gesamtbild unseres diesjährigen Netztests abbilden. Im Telekom-Netz haben wir in Berlin und Frankfurt am Main die 100-MBit/s-Marke geknackt und selbst im ländlich geprägten Gaggenau-Ottenau hatten wir mit 15,7 MBit/s noch Downloadraten auf hohem ADSL-Niveau.

Vodafone konnte in Städten wie Berlin, Frankfurt am Main und München mit rund 35 bis 45 MBit/s ebenfalls überzeugen. In Lindau am Bodensee zeigte sich wiederum, dass es in Grenznähe zu Österreich und der Schweiz offenbar schwieriger ist, ein performantes LTE-Netz zu betreiben. Telefónica bot in der direkt an der österreichischen Grenze gelegenen Stadt abseits der Bodensee-Insel sogar nur UMTS-Versorgung.

In Gaggenau-Ottenau hatten wir im Vodafone-Netz nur GSM-Empfang. Der EDGE-Internet-Zugang war eher theoretischer Natur. In der Praxis flossen keine Daten. Ähnliche Erfahrungen haben wir auch über EDGE im Telefónica-Netz gemacht, während die Telekom über EDGE oft zumindest einen Internet-Zugang bereitstellt, der für Text-E-Mails oder textbasierte Messenger-Nachrichten ausreicht.

Ausgewählte Netztest-Ergebnisse im Überblick

Telekom Vodafone Telefónica
Berlin-Wilmersdorf
Downstream 121,0 MBit/s 39,5 MBit/s 48,1 MBit/s
Upstream 30,1 MBit/s 5,6 MBit/s 8,1 MBit/s
Ping 38 ms 28 ms 40 ms
Frankfurt am Main-Ginnheim
Downstream 122,0 MBit/s 34,2 MBit/s 17,5 MBit/s
Upstream 6,6 MBit/s 2,7 MBit/s 17,2 MBit/s
Ping 30 ms 19 ms 36 ms
Gaggenau-Ottenau
Downstream 15,7 MBit/s EDGE1) 14,7 MBit/s
(UMTS)
Upstream 1,8 MBit/s - 1,5 MBit/s
Ping 59 ms - 66 ms
Lindau
Downstream 22,4 MBit/s 5,6 MBit/s 5,6 MBit/s
(UMTS)
Upstream 29,1 MBit/s 6,0 MBit/s 4,0 MBit/s
Ping 26 ms 28 ms 73 ms
München (Hauptbahnhof)
Downstream 45,9 MBit/s 42,3 MBit/s 14,8 MBit/s
Upstream 38,6 MBit/s 40,3 MBit/s 1,7 MBit/s
Ping 30 ms 62 ms 76 ms
Stand: Juli 2018 1) Keine Datenverbindung

Die weißen Flecken müssen weg

Auch im Jahr 2018 kommt es immer noch vor, dass Kunden in allen Mobilfunknetzen nur GSM und damit einen nicht mehr zeitgemäßen GPRS/EDGE-Internet-Zugang zur Verfügung haben. Vodafone und Telefónica haben solche weißen Flecken in ländlichen Regionen, im Telekom-Netz gibt es auch in Städten Schwächen bei der Indoor-Versorgung. Diesem Problem wollte die Telekom mit dem Start von LTE auf 900 MHz begegnen. Das hat sich bislang aber noch nicht so deutlich ausgewirkt wie es wünschenswert wäre.

Die Netzbetreiber haben sich einiges vorgenommen. So hat die Telekom für den Zeitraum bis 2021 insgesamt 8000 neue Mobilfunkstandorte angekündigt, Vodafone will mit seinem Bonner Konkurrenten mithalten, zeigte aber zuletzt bei der Schließung weißer Flecken auf dem Land nur noch wenig Engagement, während das Netz vor allem in Ballungszentren und entlang der Hauptverkehrsadern weiter verdichtet wird. Telefónica ist noch mit der Netzkonsolidierung und -modernisierung beschäftigt, deren Auswirkungen sich im Netztest 2019 niederschlagen sollten.

In weiteren Meldungen finden Sie unsere Einzeltests zu Telekom, Vodafone und Telefónica.

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