Funkloch gestopft: Wutach-Schlucht jetzt mit LTE-Empfang
Ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber: Die Wutachschlucht im Schwarzwald. Jetzt gibt's dort Mobilfunk von der Telekom.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
Kennen Sie Gündelwangen? Das gehört zu 79848 Bonndorf im Schwarzwald und liegt in der nördlichen Ecke des Landkreises Waldshut (Autokennzeichen WT) im Bundesland Baden-Württemberg. Dort liegt die wildromantische Wutach-Schlucht, ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Bislang war dieses Tal ein tiefes Funkloch. Eine Wanderin verrenkte sich vor einiger Zeit den Knöchel, ihre Begleiterin musste erst einmal 45 Minuten laufen, um telefonisch Hilfe holen zu können. Bis die Rettungskräfte dann vor Ort eintrafen, war die Wanderin schon bewusstlos. Die Geschichte ging zum Glück noch glimpflich aus.
Endlich Netz an der Wutach
Ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber: Die Wutachschlucht im Schwarzwald. Jetzt gibt's dort Mobilfunk von der Telekom.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
Das ist jetzt vorbei, denn seit kurzem gibt es dort Mobilfunk fürs Handy. Zum Glück stand bei Gündelwangen bereits ein Mast der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS), worüber der digitale Sicherheitsfunk für Behörden mit Organisations und Sicherheitsaufgaben (also Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk etc.) abgewickelt wird. Das bedeutet, dort liegen bereits Strom und Signalleitungen (idealerweise Glasfaser). Aufgrund eines Rahmenabkommens zum besseren Netzausbau konnte die Deutsche Telekom sich dort mit "einhängen". Dazu fand eine Bürgerbefragung im Ort statt: Eine klare Mehrheit sprach sich für die Netzversorgung mit Mobilfunk aus.
In ihrem wöchentlichen Video auf dem YouTube Kanal "Telekomnetz" stellt die Deutsche Telekom diesen Standort vor. Funktechnisch ist der Mast mit LTE 800 / 900 ausgestattet, diese "niedrigen" frequenzen haben eine deutlich bessere Reichweite, als 1800, 2100 oder 2600 MHz, die für 5G vorgesehenen 3400 bis 3700 MHz stehen noch nicht zur Verfügung.
Die Technik: LTE 800 / 900
Nun wäre ein reiner LTE-Standort zwar ein Fortschritt, dieser wäre aber von vielen Mobilfunkkunden gar nicht nutzbar. Gerade in den günstigen Discount-Tarifen, wie dem frisch gestarteten Norma-Connect im Netz der Telekom ist LTE gar nicht enthalten. Und selbst wer zu EDEKA-Smart im Netz der Telekom gewechselt wäre, bekäme dort zwar LTE, aber keinerlei Möglichkeit über das LTE-Netz mit VoLTE (Sprache über LTE) mobil zu telefonieren, denn VoLTE gibts bei der Telekom nur in Laufzeitverträgen wie beispielsweise dem Magenta Mobil XS oder S, M, L etc.
LTE in der Wutachschlucht: Mobilfunkversorgung für Wanderer
Es gibt auch GSM 900
Gute Nachrichten: Auf Nachfrage war zu erfahren, dass unter der Netzkennung MB_09_DT dort auch GSM 900 ausgestrahlt wird. Durch die Nutzungsmöglichkeit von GSM 900 können alle Kunden im Netz der Telekom dort mobil telefonieren oder eine SMS-Nachricht verschicken. Im echten Notfall können Kunden von Vodafone oder Telefónica (o2) auch über die Notrufnummer 112 für Hilfe sorgen, ansonsten bleiben sie weiter im Funkloch.
Dem Vernehmen nach soll für den Standort auch LTE 1800 der Telekom genehmigt worden sein, ist aber noch nicht in Betrieb. Mit LTE_1800 könnte Gündelwangen mit DSL-Hybrid (Internet zu Hause via LTE) versorgt werden. Ein Anwender berichtet [Link entfernt] über gemessene Datenraten um die 40 bis 60 MBit/s auf LTE_800. Auf LTE_900 seien es um die 30 MBit/s im Download gewesen. Der Anwender bescheinigt dem Standort "eine echt top Reichweite".
Diesen Ausbau sollte man bei Reisen in solche Regionen immer im Hinterkopf behalten, besonders wenn man das Netz der Telekom nur als "viel zu teuer" wahrnimmt.
Wäre National/Local Roaming eine Lösung?
Die Lösung "National Roaming" oder "Local Roaming" würde solche Sender auch für Kunden von Vodafone oder Telefónica o2 öffnen. Der Zwang zur Öffnung für den Wettbewerb würde aber in diesem Falle die Motivation der Telekom, solche einsamen Regionen selbst auszubauen, schnell sinken lassen. Dann hätten Anbieter mit günstigeren Tarifen vom "Nichtausbau" keinen Nachteil mehr oder andersrum: Warum sollte ein Kunde dann noch spürbar mehr für eine bessere Netzversorgung ausgeben? Telekom Chef Höttges nennt das "Mikado: Wer zu erst zuckt, verliert."
Die denkbare Variante, dass Kunden von beispielsweise Vodafone oder Telefónica für solche nicht selbst versorgten Regionen eine "Local-Roaming-Option" gegen spürbaren monatlichen Aufpreis buchen könnten, würde die Tariflandschaft ziemlich verkomplizieren und die Frage ist, wieviele Kunden diese Option dann auch wirklich buchen würden. Die Botschaft an die Kunden am Ende ist ganz klar: Buche Deinen Vertrag bei dem Anbieter, der Dein Einsatzgebiet wirklich ausbaut oder schon versorgt. Die Botschaft an die bislang dort nicht ausbauenden Netzbetreiber ebenso: Baue diese Region (auch) aus, sonst verlierst Du Kunden und damit Einnahmen.
Frage an unsere Leser: Kennen Sie einen Ort, wo vielleicht nur Vodafone oder nur Telefónica mit Mobilfunk versorgt? Bestimmt gibt es solche Orte. Schreiben Sie in unserem Forum.