LTE für Berliner U-Bahn: Darum verzögert sich der Ausbau
Die Mobilfunkversorgung in der Berliner U-Bahn ist seit Jahren ein Ärgernis. Die Netze von Telekom und Vodafone sind in weiten Bereichen nur mit GSM und sehr langsamer EDGE-Internetverbindung verfügbar. Telefónica hat zwar fast überall LTE ausgebaut. In Zeiten mit intensiver Nutzung zeigt das Netz des Betreibers mit Sitz in München aber Überlastungserscheinungen. Zudem ist 4G auch von o2 nicht überall verfügbar.
Beispielsweise ist am Bahnhof Onkel Toms Hütte oft der Empfang schlecht, wie sich im Test der teltarif.de-Redaktion gezeigt hat. Auch auf den U-Bahn-Linien 7 und 9 wechselt das Smartphone hin und wieder von LTE ins 2G-Netz. Das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß und der Ausbau bzw. auch die Reparatur des schon bestehenden Netzes wären längst überfällig.
Kein zeitgemäßes Mobilfunknetz im Berliner Untergrund
Foto: spuno-fotolia.com
Doch warum werden Kunden immer wieder auf neue Termine für die Bereitstellung eines modernen und schnellen Handynetzes im Berliner Untergrund vertröstet - aktuell auf 2024? Die Kollegen von Golem haben bei der Telefónica-Pressestelle nachgefragt, zumal der der Betreiber die Federführung für den Ausbau aller drei Netze übernommen hat.
Telefónica: "Viele Gründe liegen nicht in unserer Verantwortung"
"Die Gründe dafür sind vielfältig und viele davon liegen nicht in der Verantwortung von o2 Telefónica, zitiert Golem einen Sprecher des Telekommunikationskonzerns, der schon vor sechs Jahren den Startschuss für LTE in der Berliner U-Bahn gab. "Baugenehmigungen, während der Bauphase sichtbar werdende Komplikationen im U-Bahn-System sowie weitere Herausforderungen führen zu zeitlichen Verzögerungen."
Es bleibe erklärtes Ziel, den Kunden schnellstmöglich "ein vollumfängliches 4G-Netz für ihre mobile Telefonie und Datennutzung zu bieten". Telefónica wolle darüber hinaus auch 5G in die Berliner U-Bahn bringen. Auch das wurde schon vor geraumer Zeit angekündigt, ohne dass der neue Netzstandard bei den Nutzern unter den Straßen der Bundeshauptstadt angekommen ist.
BVG: "Planungsprämissen haben sich im Laufe der Zeit verändert
" Golem fragte auch bei der BVG nach, warum der Netzausbau so lange dauert. Ein Sprecher sagte: "Die originäre Planung im Projekt basierte auf Planungsprämissen, die sich im Laufe der Zeit, zum Teil wegen des hohen Sanierungsaufwands der U-Bahntunnel und paralleler Vorhaben, verändert haben." Darüber hinaus hätten die Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs für Verzögerungen gesorgt, da Techniker krankheitsbedingt ausgefallen seien und benötigtes Material verspätet geliefert werde.
So plausibel die Erklärungen auf den ersten Blick scheinen: In München klappt der Netzausbau im Untergrund merkwürdigerweise trotz Corona und Ukraine-Krieg. So bietet o2 seit Sommer 2022 in der Münchner U-Bahn 5G an, die Telekom startete den Ausbau bereits 2021.
Während sich Berliner U-Bahnfahrgäste weiter über ein veraltetes, marodes Netz ärgern müssen, konnten wir bei einem Test in der Münchner U-Bahn mit fast 100 MBit/s surfen.