Testbericht

100-MBit/s-Anschluss bei Kabel Deutschland im Test

Breitband-Internet per Kabel: Wie funktioniert es, wie schnell ist es?
Von Thorsten Neuhetzki

Der 100-MBit/s-Anschluss ist erst seit kurzem mit der von Kabel Deutschland als Homebox bezeichneten Fritz!Box zu haben. In unserem Test hatten wir ein reines Kabel-Modem mit Ethernet- und Analog-Telefon-Ports von Cisco zur Verfügung. Dadurch waren auch die Telefon-Funktionen eingeschränkt. ISDN-Funktionen, wie sie die Homebox ermöglichen würde, haben wir daher nicht getestet. Ohnehin ging es uns im Test aber mehr um die Datenraten als um die Telefonfunktionen.

Nur so viel zum Telefonieren: Der Rufaufbau dauert sowohl bei abgehenden als auch bei ankommenden Gesprächen gefühlt länger als es vom normalen Festnetzanschluss aus der Fall ist. Die Sprachqualität war bei unseren Testanrufen aber jederzeit in Ordnung und nicht, wie man es bei einem IP-basierten Anschluss immer wieder hört, verrauscht.

Die Internet-Leitung kann indes durch ihren Datendurchsatz überzeugen. Geschaltet wurde ein Anschluss, der bis zu 100 MBit/s im Down- und 6 MBit/s im Upstream ermöglicht. Ob diese Werte erreicht werden, ist jedoch abhängig davon, wieviele Kabel-Deutschland-Kunden in der Umgebung gerade online sind. Außerdem ist entscheidend, ob der Server auf der Gegenseite überhaupt die geforderte Bandbreite liefern kann. Viele Webserver sind mit nur 100 MBit/s angebunden, können also rein praktisch gar keine 100 MBit/s liefern - denn selten ist man selbst der einzige Nutzer auf dem Webserver.

Leitung selbst an langsamen Tagen noch schneller als DSL

Wenn ein Kabelnetz-Anbieter sein Netz auf DOCSIS 3.0 aufgerüstet hat, können Highspeed-Anschlüsse angeboten werden. Wenn ein Kabelnetz-Anbieter sein Netz auf DOCSIS 3.0 aufgerüstet hat, können Highspeed-Anschlüsse angeboten werden.
Foto: Kabel Deutschland
Wir stellten jedoch deutliche Schwankungen in der Performance der Leitung fest, die vor allem auf die vermehrte Nutzung durch viele Kunden zur gleichen Zeit zurückzuführen ist. So war beispielsweise am Abend des Ostersonntag - je nach Zeit und Server - bei zwischen 20 bis 40 MBit/s Schluss. Selbst der Speedtest von Kabel Deutschland, der unsere Ergebnisse anderer Server und Eindrücke stets unterstrich, gab an diesem Tag nur - gemessen an 100 MBit/s - schlechte Werte aus. Nicht vergessen werden sollte dabei: Mit den Werten war Kabel Deutschland immer noch schneller als eine normale 16-MBit/s-DSL-Leitung.

Der Ostersonntag war bei unseren Tests jedoch auch der schlechteste Tag. An anderen Tagen erreichten wir - auch abends - zumeist Werte jenseits der 70 bis 80 MBit/s im Downstream, teilweise aber auch "nur" 50 bis 60 MBit/s. Eine Regel, an welchen Tagen welcher Speed zu erwarten ist, lies sich nicht erstellen. Die langsamere Zeit lag jedoch immer in den Abendstunden. Bei Messungen über speedtest.net, der sich nach Erfahrungen der Redaktion langfristig als einer der zuverlässigsten Speedmeter herauskristalisiert hat, erreichten wir tatsächlich Uploadwerte von 6 MBit/s. 100 MBit/s im Downstream erreichten wir hier jedoch nicht. Oftmals lagen die Werte jedoch um und über 90 MBit/s. Zur Veranschaulichung: eine 2,5-GB-Datei als FTP-Download war in 5 Minuten auf unserem Rechner. Eine 130-MB-Datei war binnen 21 Sekunden heruntergeladen. In aller Regel erfolgten die Down- (und Uploads) zu Servern des Produktes Strato HiDrive. Wir haben an diesem Anschluss nicht alle Ports durchgetestet, konnten jedoch bei Tests auch bei Diensten wie Filesharing keine gravierenden Performace-Probleme feststellen.

Schneller Upstream einer der Vorteile der Leitung

Auch wer regelmäßig große Dateien ins Internet lädt, wird die sechsfache Geschwindigkeit gegenüber einem konventionellen DSL-Anschlusses zu schätzen wissen. Ein Upload einer 580-MB-Datei erfolgte in 22 Minuten. Schneller kann in der Theorie abseits von Glasfaser-Anschlüssen nur noch ein VDSL-Anschluss sein, der bis zu 10 MBit/s im Upstream bietet. Messwerte eines Speedtests. Messwerte eines Speedtests.
Screenshot: teltarif.de

Klar ist, dass unsere Testergebnisse nur exemplarisch für unseren Anschlussbereich sind. Denn der reale Datendurchsatz, den die Kunden bekommen, ist davon abhängig, wie viele Kunden zum gleichen Zeitpunkt ihren Kabel-Deutschland-Anschluss nutzen. Dabei ist vor allem der sogenannte Cluster entscheidend, also wieviele Kunden auf dem gleichen Netzwerksegment liegen. Kabel Deutschland spaltet nach eigenen Angaben die Cluster auf, wenn der Traffic entsprechend steigt.

Wichtig zum Erreichen der hohen Bandbreiten ist übrigens nicht nur, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig die hohen Bandbreiten anfordern, sondern auch, dass der Kunde die richtige Hardware nutzt. Denn 100 MBit/s Bandbreite bekommt nur, wer in seinem Rechner eine Gigabit-Karte verbaut hat. Auch über WLAN kann die Performance schnell in die Knie gehen. Lediglich über den WLAN-n-Standard können, wenn der Funkkanal nicht von anderen Nutzern gleichzeitig genutzt wird, entsprechende Datenraten erreicht werden.

Fazit: Schneller Anschluss zu fairem Preis

Internet & Telefon 100
Grundgebühr 1. Jahr: 19,90
danach 39,90
Einrichtung 29,90
Online-Bonus 50,00 1)
Mindestlaufzeit 12 Monate
Kündigungsfrist 6 Wochen
Downstream 100 MBit/s
Upstream 6 MBit/s
Tel.-Leitungen 2
Festnetz 0,00
Mobilfunk 0,199
Ausland ab 0,049
Optionen - Best Mobile
- EU Flat Plus
- Flat Internat.
- Best Country
Stand: 05.05.2011, Preise in Euro
1) für Neukunden
19,90 Euro kostet die 100-MBit/s-Doppelflatrate im ersten Jahr. Bei Online-Bestellung kommt ein einmaliges Guthaben von 50 Euro hinzu, der rechnerische monatliche Preis sinkt dadurch auf 15,73 Euro. Ein mehr als fairer Preis für die gelieferte Leistung. Wer binnen des ersten Jahres feststellt, dass 100 MBit/s doch zu viel sind, kann nach einem Jahr kostenlos auf einen günstigeren Tarif downgraden. Andernfalls gilt ab dem 13. Vertragsmonat ein Preis von 39,90 Euro monatlich. Das sind 5 Euro weniger, als aktuell ein VDSL-50-Anschluss der Telekom kostet.

Die Leistung des Anschlusses konnte auch langfristig überzeugen. Lediglich vereinzelt mussten wir, wie auch bei anderen Anschlussformen, Performance-Einbrüche verzeichnen. Unterm Strich waren wir aber einen Großteil der getesteten Zeit um ein Vielfaches schneller online als mit einem normalen DSL-Anschluss. Wenngleich auch hier gesagt werden muss: Wer "bis zu 100 MBit/s" bucht bekommt eben auch "bis zu" 100 MBit/s. Diese Zahl allerdings zu erreichen, ist eher unrealistisch - zumal Anwendungen jenseits von Filesharing und Downloads dafür fehlen. Wer seinen Haushalt aber multimedial aufgerüstet hat, mehrere Kinder mit YouTube HD und anderen bandbreitenfressenden Anwendungen versorgen will, der kann sich mit einem Highspeed-Kabelanschluss, wie ihn auch andere Unternehmen bieten, erst einmal entspannt zurücklehnen, bis der Bandbreitenbarf in ein paar Jahren noch weiter gestiegen sein wird.

Kommentar von Redakteur Thorsten Neuhetzki
Redakteur Thorsten Neuhetzki Keine Frage: Fast 100 MBit/s machen Laune. Vor allem, wer viel mit Cloud-Computing arbeitet, seine Daten also im Netz speichert, wird den schnellen Up- und Downstream lieben. Wer allerdings seinen Anschluss nur zum Surfen und mal ein Video schauen braucht, der ist mit knapp100 MBit/s Downstream deutlich überversorgt. Das von uns im Vorfeld befürchtete Szenario, die 100/6 MBit/s würden nicht einmal annähernd erreicht, bestätigten sich im Test nicht. Internet per Kabel ist zu einer ernstzunehmenden Alternative geworden.

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