Gebündelte Kräfte

Deutsche Radiosender gründen gemeinsame Internetradio-Plattform Radioplayer

Die deutschen Radiosender wollen ein gemeinsames Internetradioportal mit dem Titel Radioplayer gründen. Im Vergleich zu internationalen Portalen wie TuneIn sollen Sender aus Deutschland damit besser gefunden werden. Diskriminierungsfrei wird der Zugang aber eher nicht sein.
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Die App von Radioplayer Die App von Radioplayer
Bild: Radioplayer, Screenshot: teltarif.de
Nach dem Vorbild des britischen Radioplayer wollen auch die großen deutschen Radiosender ein gemeinsames Internetradio-Portal gründen. Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer und Programmdirektor von Radio/Tele FFH in Hessen und einer der Hauptinitiatoren des Projekts, bestätigte die Pläne auf Anfrage dem Branchendienst Horizont.

"Radio droht die letzte Meile zu verlieren", begründet Hillmoth den Schritt. Die Verbreitung via Internet biete zwar viele Chancen für die Sender, weil sie so an noch mehr Orten zu empfangen sind, doch sie werden von den Hörern immer öfter über Aggregatoren wie TuneIn oder Radio.de angesteuert. Diese Entwicklung wollten die Betreiber nun mit dem eigenen Player stoppen. Player wie TuneIn bündeln den Angaben zufolge nicht nur Stationen weltweit, sie verdienen auch indirekt an dem Content, indem sie Werbung auf ihren Playern vermarkten. Beim deutschen Portal sollen die Werbeeinnahmen dagegen "im Dorf" bleiben.

Kooperation mit britischem Vorbild

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Bild: Radioplayer, Screenshot: teltarif.de
Das Projekt wurde bereits Ende 2013 von den größten deutschen Privatradios wie FFH, Antenne Bayern, Radio ffn und Radio Hamburg ins Leben gerufen. In Großbritannien sind 96 Prozent aller britischen Stationen auf dem Radioplayer zu empfangen. Mitmachen kann jeder Sender, der in der dortigen Medienanalyse des Regulierers Ofcom erfasst wird. Dieses Modell und die zugrunde liegende Technik soll bis spätestens Ende 2014 auch nach Deutschland kommen.

Vertragspartner mit den Briten werde laut Horizont eine noch zu gründende Betreibergesellschaft, die voraussichtlich Radioplayer Deutschland GmbH heißen wird. Ihre Gesellschafter seien dem Vernehmen nach RTL Radio, Regiocast, FFH, Antenne Bayern und Frank Otto Medien. 50 Prozent der Kapazitäten würden für die ARD-Wellen freigehalten. Beim öffentlich-rechtlichen Sende­verbund müssten jedoch die Gremien entscheiden, ob die Sender mitmachen oder nicht.

Der Radioplayer wird sowohl auf einer Website im Internet, auf den Homepages der Sender oder per Mobile-App zugänglich sein. Die Stationen, die bereits unterschrieben haben, verpflichten sich laut Horizont dazu, den Player drei Jahre lang auf der Homepage zu integrieren, für den Betrieb zu zahlen und das Projekt gemeinsam zu betreiben.

Einschätzung: Projekt kommt zu spät

Laut der Einschätzung von teltarif.de wird es der Radioplayer sowohl im heimischen als auch im mobilen Bereich sehr schwer haben. Plattformen wie Radio.de oder TuneIn sind beliebt, weit verbreitet und sie gewähren allen Sendern, auch kleinen von Amateuren betriebenen Internetradios, einen diskriminierungsfreien Zugang. Beim Radioplayer werden dagegen möglicherweise nur die großen deutschen Radiosender, die in der Media Analyse ausgewiesen sind und deren Webradio dort gelistet ist. Kleine Internetradios haben keine Chance, über diese Plattform empfangen zu werden.

Auch die Beschränkung nur auf deutsche Sender ist bei Webradio-Plattformen kein Novum: Dienste wie TuneIn bieten einen Filter nach deutschen oder sogar lokalen Sendern, falls der App-Kunde beim Smartphone oder beim Tablet seinen Aufenthaltsort freigibt. Das Projekt Radioplayer kommt einige Jahre zu spät auf den deutschen Markt. Auch laut Hillmoth sei es "die letzte Möglichkeit, in diesem Markt mitzuspielen".

Einzige Chance: Aufhebung der Datendrossel beim Mobilfunk

Die App von TuneIn Die App von TuneIn
Bild: TuneIn
Eine einzige Chance bestünde in einem gesonderten Vertrag mit Mobilfunkbetreibern wie T-Mobile oder o2. Bei Diensten wie TuneIn sind mehr als 80 Prozent der Radiostationen in der Mobile-App nicht mehr nutzbar, nachdem das Highspeed-Volumen aufgebraucht ist und die Datengeschwindigkeit gedrosselt wird. Würde es gelingen den Radioplayer von der Drossel zu befreien, könnte dies im mobilen Sektor eine Killer-Applikation gegenüber Aggregatoren wie TuneIn sein. Vorbild wäre in diesem Fall etwa der Vertrag von T-Mobile mit dem Musikdienst Spotify. Solche Abkommen würden aber auch wieder Kritiker auf den Plan bringen, die eine Gefahr für die Netzneutralität sehen.

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