Wenn es an der Haustür klingelt - ist das die Telekom?
Wenn es an der Haustür klingelt, könnte draußen ein Mensch stehen, der oder die "im Auftrag der Telekom" unterwegs ist und beispielsweise einen Glasfaseranschluss verkaufen möchte. "Door 2 Door" (kurz D2D) Vertrieb nennt man das in der Branche - früher auch "Haustürvertrieb" genannt.
Haustürgeschäfte sind fast so alt wie die Menschheit
Geschäfte an der Haustür sind nichts Neues und schon lange bekannt. Aber an der Haustür gibt es immer einen gewissen "Überraschungseffekt". Deswegen hat der Gesetzgeber bei Haustürgeschäften ein explizites Rücktrittsrecht eingeräumt, falls man ungewollte Sachen entdeckt, wenn sich die "Freude" über das Geschäft gelegt und man den unterschriebenen Vertrag genauer gelesen und verstanden hat.
Argumente für die Haustür
Wenn der echte Telekom-Vertreter an der Tür klingelt, hat er einen scanbaren Ausweis mit QR-Code, Gültigkeitsdatum und VO-Nummer.
Screenshot: Instagram @deutschetelekom
Bei Glasfaseranschlüssen sind oft bauliche Veränderungen am Haus oder Grundstück notwendig. Da macht es schon Sinn, wenn ein Vertreter des ausbauenden Unternehmens vorbeischaut und sich über die baulichen Gegebenheiten informiert und den Kunden entsprechend berät. Soweit die Theorie. Doch in der Praxis können die Damen und Herren, die ungefragt vorbeischauen, zu technischen Details oft wenig Verbindliches aussagen. Schlimmer noch: Ihre Versprechungen sind später schwer nachzuprüfen oder wurden nicht an die zuständigen Stellen weitergeleitet. Am Ende steht Aussage gegen Aussage.
Verkäufer will verkaufen, Kunde will gut beraten werden
Klar: Das Kerninteresse dieser "Besucher" ist das Verkaufen von Produkten, denn sie werden oft nicht nach Arbeitsstunden, sondern nach erfolgreich verkauften Anschlüssen bezahlt. Da gilt es, alle Gegenargumente oder unbequemen Fragen so elegant wie möglich auszublenden, damit der Abschluss am Ende doch noch im Kasten ist.
Missverständnisse, Versprechungen, Erwartungen
Immer wieder erreichen unsere Redaktion Anrufe, Leserbriefe oder Chatnachrichten, in denen von "merkwürdigen Erlebnissen an der Haustüre" berichtet wird. Da werden an der Tür immer wieder Dinge behauptet, die "nie im Leben" stimmen können. Etwa, dass Konkurrenzanbieter den Betrieb einstellen oder gar nicht ausbauen werden oder dass bestimmte Systeme in Kürze abgeschaltet werden. Und nicht immer ist der Mensch an der Tür wirklich von der Telekom.
Guter Kundenservice - schwieriger Kundenservice
Der Privat-Kundenservice der Telekom wird oft gelobt. Wer sich als Kunde ein wenig im Thema auskennt und sein Problem verständlich und präzise beschreiben kann, dem wird an der Hotline 0800-3301000 schnell und unbürokratisch geholfen. Geht man in einen "Telekom"-Laden, kann es ein Laden sein, der direkt von der Telekom gesteuert wird. Oft ist es ein auf eigene Rechnung arbeitender privater "T-Partner", der möglicherweise auch Produkte andere Anbieter im Programm hat. Auf Anhieb ist das für Außenstehende schwer zu erkennen.
Wer ist Ranger?
Webseite des Direktvermarkters "Ranger". Viele Kunden haben mit deren Vertretern schlechte Erfahrungen gemacht.
Screenshot: www.ranger.de
Die Telekom hat ihren Door-2-Door-Vertrieb oft an beauftragte Unternehmen ausgelagert. Bekanntester Name: Die Firma Ranger Marketing & Vertriebs GmbH, ein "Mitglied der Ströer SE & Co. KGaA". Ströer betreibt z.B. die News-Seiten auf www.t-online.de und www.watson.de und ist durch seine rotierenden Werbeplakate in Innenstädten ("Stadtmöblierung") bekannt.
Update: Telekom: Ranger Teams nur für die Telekom unterwegs
Zurück zu Ranger: Über dieses Unternehmen können viele Kunden und Branchenkenner aus eigenen Erlebnisse berichten. Eine von Lesern öfters gemeldete Beobachtung wird von der Telekom deutlich zurückgewiesen: "Die jeweiligen Ranger-Teams sind nur für die Telekom, jedoch nicht für andere im Wettbewerb stehende Unternehmen tätig." Leser berichteten uns hingegen, dass "Ranger"-Mitarbeiter "am Montag für die Telekom, Mittwoch für Vodafone Kabel und Donnerstag" für noch jemand anders unterwegs gewesen seien. Allerdings konnten die Leser nicht klar erkennen, ob die gleichen Personen an unterschiedlichen Tagen für verschiedene Anbieter unterwegs gewesen seien.Ende des Updates.
Wo unterschiedliche Vertriebsteams in vielen Orten in kurzen Zeiträumen auftreten, ist derzeit noch unklar, welcher Anbieter am Ende wirklich Glasfaser verlegen will, kann oder wird. So hätten die verunsicherten Kunden im Zweifel überall unterschrieben.
Wachsendes Problembewusstsein
Auch der Deutschen Telekom ist längst bewusst geworden, dass hier viele schwarze Schafe unterwegs sind. Deswegen macht die Telekom in ihrem Podcast (Nr. 135) nochmals auf die Regeln aufmerksam, die für D2D-Vertriebsleute gelten, die im Auftrag der Telekom unterwegs sind. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen Podcast anzuhören, da er sehr detailliert auf die Abläufe, Kritikpunkte und mögliche Beschwerdewege eingeht.
Auch auf Instagram wird in einem Video erklärt, woran die "echten" Menschen im Auftrag der Telekom zu erkennen sind. Auf Facebook findet sich ebenfalls ein Hinweis.
Neben der schwarzen Jacke mit Telekom Logo hängt am Revers ein Ausweis mit QR-Code, den der Kunde auch einscannen kann. Ist der Code richtig, öffnet sich eine Webseite der Telekom mit weiteren Informationen. Darüber hinaus kann die speziell dafür eingerichtete Hotline 0800-8266347 befragt werden, worüber der Anrufer herausfinden kann, ob an der angegebenen Adresse wirklich Mitarbeiter im Auftrag der Telekom unterwegs sind.
Was passiert nach der Unterschrift?
Wenn der Kunde an der Haustür, im Shop oder an der Hotline etwas bestellt hat, erhält er zunächst die VVI (Vorvertragliche Information), worin alle Details des möglichen Auftrags enthalten sind. Das muss der Kunde explizit bestätigen, erst danach geht es weiter. Auch danach kommt eine weitere Bestätigung der bestellten Leistungen, verbunden mit der Information, wie und vor allem wie lange ein Widerruf möglich ist. Außerdem erfolgt ein Rückruf durch eine besondere Hotline, die den Kunden nochmal befragt, ob er oder sie alles verstanden hat und ob er/sie das Bestellte wirklich wollte. Der Kunde sollte dann die zugesandten Unterlagen genau durchlesen und notfalls Fragen stellen. Erst wenn alles "klar" ist, wird der Auftrag im System gestartet.
Kunden machen oft schlechte Erfahrungen
Trotz aller Bemühungen um Klarheit, die Kommentare auf Facebook, auf Instagram und an anderen Stellen fallen durchweg negativ aus. "Ich entscheide selbst, ob und wann ich was kaufen oder bestellen will." Tür-Verkäufer erzeugen da eher einen "Beiß-Reflex" nach dem Motto: "Da kauf ich bestimmt nichts."
Das Problem ist klar: Die Menschen an der Haustür sollen verkaufen. Also haben Sie nur begrenzt Zeit und Lust, auf die Angst, Fragen und Skepsis der Kunden einzugehen. Die Mitarbeiter von Ranger werden auf Provisionsbasis bezahlt. Sie verdienen nur Geld, wenn sie möglichst viele Anschlüsse verkaufen. Dieser Konflikt ist kaum aufzulösen.
Das Rücktrittsrecht
Wichtig zu wissen: Wenn an der Haustür unterschrieben wurde, hat der Kunde binnen 14 Tagen ein Rücktrittsrecht. Manche Zeitgenossen unterschreiben sofort, um den lästigen Verkäufer schneller loszuwerden. Das ist vielleicht keine gute Idee, denn nun muss man alle Auftragsbestätigungen genau beachten, um zu wissen, welcher Vertrag für welches Produkt storniert werden soll. Dann muss beachtet werden, ob der Auftrag und die spätere Stornierung richtig erfasst und bestätigt wurden. Beim Anbieter sind Hotliner und Sachbearbeiter damit beschäftigt, die Wünsche der Kunden herauszufinden und die Aufträge zu stoppen.
Was die Kunden erwarten
Was die Kunde wissen möchten, wird ihnen oft nicht klar genug beantwortet: Wie genau läuft die Verlegung der Kabel in der Straße und im Haus ab? Welche Kosten kommen auf den Kunden wirklich zu? Kann der Kunde Glasfaser ins Haus legen lassen, aber vorerst nicht buchen? Kann der Kunde heute nein sagen und später bestellen? Und was würde das dann kosten?
Und wenn der Kunde dann bestellt hat, wann kommen die Arbeiter? Wann werden wo welche Straßen und Gehwege gesperrt und aufgegraben? Wie lange wird das dauern? Wann kommen die Techniker, um den Anschluss im Keller zu legen? Wann und wie kommt die Leitung in die Wohnung? Wann funktioniert der Anschluss wirklich? Werden zugesagte Termine eingehalten? Welche Hotline ist zuständig?
Es bleibt ein schwieriges Thema. Zu viele Trittbrettfahrer, schwarze Schafe und überforderte Unternehmen haben in der Vergangenheit zu viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen zerstört.
Was können Kunden tun?
Kunden, die Bedenken haben oder sich "schlecht behandelt" fühlen, sollten den Ärger nicht herunterschlucken. So gibt es bei der Telekom eine "über 80 Regelung", die eine Vermarktung an über-80-jährige ausschließt. Dennoch berichten Leser ab und zu über genau solche Fälle. Hier sollte man sich nicht scheuen, sich zu melden. Je qualifizierter (mit exakten Details, was genau schief gelaufen ist) desto besser. Entweder direkt bei der Telekom oder falls das nicht funktioniert, auch bei teltarif.de.
Auch wenn es viele Kunden "nervt": Für die Telekom bleibt der "Direktvertrieb" weiter ein wichtiger Kanal - wie für viele andere Anbieter auch. Unser Rat: Informieren Sie sich genau, was in Ihrer Gemeinde, Stadt oder Straße vorgesehen ist und helfen Sie auch dem Nachbarn, der vielleicht nicht so fit in dem Thema ist. Unsere Ratgeber können dabei eine Hilfestellung sein.