Lichtgeschwindigkeit

Glasfaser-Netze haben viele Vorteile, sind aber teuer

Glasfaser-Anbieter haben es derzeit noch schwer
Von Marie-Anne Winter

Das herkömmliche Kupfer-Telefonkabel ist zwar weit verbreitet, es hat aber viele Nachteile - vor allem, wenn man über die Kupferleitung nicht nur telefonieren, sondern schnelle Internet-Verbindungen realisieren will. Die Reichweite der Signale ist im Kupferkabel sehr beschränkt, deshalb müssen die Netzbetreiber alle paar Kilometer Vermittlungsstellen einrichten. Und für Geschwindigkeiten von 16 MBit/s und mehr ist der Aufwand noch viel größer - dann müssen alle paar hundert Meter aktive VDSL-DSLAMs installiert werden. Das sind die großen Kästen, die immer häufiger am Straßenrand anzutreffen sind. Der Betrieb dieser Stationen ist wartungsaufwendig und teuer.

In Glasfasern werden Daten mit Lichtwellen transportiert. In Glasfasern werden Daten mit Lichtwellen transportiert.
Bild: Vodafone
Glasfaserleitungen sind im Vergleich zur guten alten Kupfer-Doppelader deutlich überlegen: Die einzelnen Fasern sind viel dünner und billiger, gleichzeitig können sie viel mehr Daten transportieren. Punkt-zu-Punkt-Verbindungen können 1 000 bis 40 000 MBit/s und mehr über dutzende Kilometer übertragen - ganz ohne Verstärker. Per WDM ("wavelength division multiplex") können sogar mehrere Signale mit jeweils leicht unterschiedlicher Farbe (bzw. Wellenlänge) gleichzeitig über dieselbe Faser geschickt werden. In den internationalen Glasfaser-Backbones werden tatsächlich Datenraten von Terabit pro Sekunde - entsprechend einer Million Megabit pro Sekunde - auf einer einzelnen Faser erreicht.

Verschiedene Anschlussmöglichkeiten

Leider gibt es einige ärgerliche Nachteile: Die optischen Chips für die Sende- und Empfangseinheiten sind vergleichsweise teuer. Noch teurer sind allerdings die Verlegungsarbeiten, um die Glasfaser bis in die Häuser der Endkunden zu bringen. Für diese Form des Netzausbaus hat sich die Abkürzung FTTB (Fibre To The Building) eingebürgert. Das Gute wiederum ist: Mit einem einzigen Glasfaserkabel können auch Gebäude mit vielen Wohn- oder Büroeinheiten angeschlossen werden, weil die Kapazität der Glasfaser dafür locker ausreicht. Selbst wenn mehrere Breitbandanschlüsse für IPTV-Streams in HD oder 3D gleichzeitig betrieben werden sollen, bringt das die Glasfaser noch nicht an ihre Grenzen. Die jeweiligen Abkürzungen im Glasausbau unterscheiden die Art des Anschlusses: FTTH steht für "Fibre To The Home" und meint die Verlegung der Glasfaser bis in die Wohnung, wo das Signal über andere Technologien verteilt wird. Noch weiter geht FTTL (Fibre To The Loop), wobei die Glasfaser tatsächlich bis zum jeweiligen End-Anschluss gezogen wird. Querschnitt durch ein Glasfaserkabel Querschnitt durch ein Glasfaserkabel. Die Glasfasern in sind in Bündeln rund um ein Trägerkabel angeordnet.
Bild: teltarif.de

In Deutschland häufiger anzutreffen ist FTTN bzw. FTTC (Fibre To The Node bzw. Fibre to the Curb, also Glasfaser an den Randstein). Hier wird das Glasfaserkabel nur bis zum nächsten Verteiler bzw. dem Kabelverzweiger gelegt. In diesem Fall werden die so genannten Hauptkabel von Kupfer auf Glasfaser hochgerüstet oder ergänzt, die Verteilung des Signals erfolgt wie bisher über die Kupfer-Doppelader. Auf diese Weise werden auch die VDSL2-Anschlüsse der Deutschen Telekom realisiert.

Konkurrenz mit bereits vorhandenen Netzen

Das Hauptproblem für den Glasfaser-Ausbau ist, dass bereits andere Netze existieren, über die schnelles Internet realisiert werden kann: Die Telekommunikations-Netzbetreiber haben trotz der oben genannten Nachteile der Kupfer-Kabel in den vergangenen Jahren viel Geld in den Ausbau ihrer ADSL- und VDSL-Netze investiert, um ihren Internet-Kunden mehr Bandbreite bieten zu können. Dazu kommt, dass auch die Kabelnetzbetreiber nicht untätig waren. Ihre Netze, die von Anfang an für den Transport von Bewegtbildern ausgelegt waren, sind ohnehin sehr gut für Breitband-Internet geeignet, nur mussten sie erst noch rückkanalfähig ausgebaut und für die Übertragung von Telefongesprächen angepasst werden, um mit dem bisherigen Telefonanschluss konkurrieren zu können. Inzwischen haben die Kabelanbieter ihre Netze mit dem DOCSIS-3.0-Standard ausgerüstet, der bereits jetzt viel höhere Bandbreiten ermöglicht als die herkömmlichen Telefon-Netze.

Für die Glasfaser-Anbieter also ein unkomfortable Situation, weil sie mit mehreren bereits gut ausgebauten Technologien konkurrieren. Das bedeutet hohe Anfangsinvestitionen für den Aufbau des neuen Netzes, während gleichzeitig nicht zu erwarten ist, dass die Kunden scharenweise auf die neue Technologie umsteigen, weil sie bereits über funktionierende Breitband-Internet-Anschlüsse verfügen. Auch ist nicht zu erwarten, dass in absehbarer Zeit neue Dienste und Angebote auf den Markt kommen werden, die einen Wechsel zu einem Glasfaser-Anbieter attraktiver machen.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie viele Glasfaser-Anschlüsse es bis Ende des Jahres geben soll und warum Glasfasernetze in Zukunft eine größere Rolle spielen werden.

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