Lichtgeschwindigkeit

Glasfaser-Netze haben viele Vorteile, sind aber teuer

Glasfaser-Anbieter haben es derzeit noch schwer
Von Marie-Anne Winter

Langfristig wird eine Glasfaser-Infrastruktur sicherlich große Vorteile bringen, weil der Betrieb von Glasfaser-Netzen viel günstiger ist als der konventioneller Netze - und das bei sehr viel größerer Kapazität. Angesichts der Tatsache, dass der Kapazitätsbedarf rasant weiter wächst, ist eine Glasfaserinfrastruktur eine wirklich zukunftssichere Investition - die Frage ist allerdings, wer das neue Netz am Ende bauen wird. Bisher sind Glasfaseranschlüsse für Geschäfts- und Privatkunden eine Spezialität von Stadtnetzbetreibern wie Netcologne oder M-Net, um nur zwei der größeren zu nennen. Doch auch die Telekom ist auf diesem Gebiet aktiv: In Hennigsdorf bei Berlin und in Dresden gibt es bereits abgeschlossene Glasfaser-Projekte des deutschen Ex-Monopolisten, aber auch in zahlreichen weiteren Städten hat die Telekom mit dem Ausbau ihres Glasfaser-Gigabit-Netzes begonnen.

Open Access: Glasfaserzugang für alle

Das in Hennigsdorf gebaute Glasfaser-Netz ist für Open-Access vorbereitet: Mitbewerber hätten technisch die Möglichkeit, eine einzelne Faser im Haus zu mieten. Eine Open-Access-Vereinbarung für die Nutzung von Glasfaser-Anschlüssen gibt es beispielsweise zwischen QSC und dem norddeutschen Anbieter wilhelm.tel. Damit kann QSC seinen Wholesale-Partnern Glasfaseranschlüsse anbieten, die über das Glasfasernetz der wilhelm.tel realisiert werden. In diesem Fall tritt QSC nicht als Anbieter, sondern als Vermittler zwischen dem interessierten Carrier und dem Anschlussinhaber wilhelm.tel auf. Vorteil dieser Open-Access-Plattform ist, dass die jeweiligen Anbieter nicht jeweils untereinander Verträge über den Netzzugang aushandeln müssen, sondern alles über QSC läuft. Glasfasern in einem Glasfaser-Kabel. Glasfasern in einem Glasfaser-Kabel.
Bild: teltarif.de

Open Access, also der offene Zugang zum Glasfaseranschluss anderer Anbieter, dürfte ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg der Glasfaser-Anschlüsse sein: Dadurch kann vermieden werden, dass sich in den jeweiligen Ausbaugebieten Monopole bilden, die der jeweils dort ansässige Glasfaser-Anbieter beherrscht. Damit wäre der Kunde genau auf diesen Anbieter angewiesen, wenn er einen Glasfaser-Anschluss wünscht - genau wie es aktuell beim Kabel-Zugang der Fall ist. Kabel-Kunden müssen mit dem Kabel-Anbieter Vorlieb nehmen, dessen Kabel hinter der Anschlussdose liegen. Beim Telefon-Anschluss ist das anders, hier mieten die jeweiligen Anbieter die "letzte Meile", also das letzte Stück Leitung zum Endkunden, das in der Regel der Telekom gehört, um darüber ihrer eigenen Angebote abzuwickeln. Für die Glasfaser wird ein ähnliches Modell angestrebt, nur dass hier die Anschlüsse zumeist nicht der Telekom, sondern dem jeweiligen lokalen Glasfaser-Anbieter gehören. Insbesondere der Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) wirbt für den diskriminierungsfreien Zugang zu bereits bestehenden Glasfasernetzen. Auf diese Weise werde ein doppelter Ausbau von Netz-Infrastruktur vermieden, der nur unnötig Geld koste und einen deutschlandweiten Glasfaserausbau nicht voran bringe.

870 000 Glasfaser-Haushalte bis Ende des Jahres

Anfang diese Jahres nutzten laut einer Deloitte-Studie [Link entfernt] erst 150 000 Kunden einen Glasfaser-Anschluss auf FTTH/FTTB-Basis. Insgesamt 600 000 Haushalte waren an ein Glasfasernetz angebunden. Bis Ende dieses Jahres sollen 870 000 Haushalte per Glasfaser erschlossen sein. Der BUGLAS will bis Ende 2015 1,8 Millionen Haushalte an Glasfasernetze anschließen. Dafür wollen die BUGLAS-Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro investieren.

Das klingt ganz schön viel, angesichts der von WIK Consult [Link entfernt] prognostizierten 70 bis 80 Milliarden Euro, die ein flächendeckender Ersatz des bestehenden Kupfer- durch ein Glasfasernetz erfordern würde, sieht das gleich schon wieder anders aus. Allerdings findet die Bundesregierung trotz aller Breitband-Offensiven, dass ein flächendeckender Glasfaserausbau derzeit zu teuer sei. Laut WIK Consult liegen die Anschlusskosten für einen Glasfaseranschluss zwischen 1 000 und 4 000 Euro, wobei die Kosten in dicht besiedelten Flächen naturgemäß geringer sind als in schwach besiedelten Regionen. Das ist wie bei allen anderen Technologien auch: Die größten Kosten fallen ausgerechnet dort an, wo nur sehr geringe Einnahmen zu erwarten sind. Deshalb geht man derzeit davon aus, dass der Glasfaserausbau nur in weniger als 10 Prozent der Fläche profitabel möglich ist.

Wer sich also für einen schnellen Internet-Anschluss per Glasfaser mit 100 MBit/s oder mehr interessiert, hat derzeit nur eine Chance, wenn er in einem der zwar immer zahlreicheren, flächenmäßig jedoch sehr überschaubaren Erschließungsgebiete eines innovativen Stadtnetzbetreibers oder in einem der Gigabit-Netz-Ausbaugebiete der Telekom wohnt. Allerdings gibt es auch einige Kabelnetzbetreiber, die ähnlich hohe Geschwindigkeiten anbieten.

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