Telekom-Chef Höttges: Netzausbau findet im Wettbewerb statt
Nahmen sich viel Zeit für Bilder und die Fragen der Journalisten: Telekom-Chef Tim Höttges und sein neuer Finanzchef Christian P. Illek.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Bei der Bilanz-Pressekonferenz der Deutschen Telekom ging es in erster Linie um Zahlen. Telekom-Chef Tim Höttges nutzte die Gelegenheit, die zahlreichen Fragen zum Thema 5G zu beantworten.
Gegen die Auktionsrichtlinien der Bundesnetzagentur waren bekanntlich neun Klagen Eingericht worden, die Unternehmen Telefónica und Vodafone hatten die Klage um einen Eilantrag ergänzt. Auch die Deutsche Telekom wird diesen Eilantrag stellen, aus einem ziemlich einfachen Grund: „Wir werden als Deutsche Telekom zu den Verfahren von o2 oder Vodafone nicht „beigeladen“, wissen also gar nicht, mit welchen Argumenten das Gericht und die Kläger hier arbeiten.“
Termin in Mainz haltbar?
Nahmen sich viel Zeit für Bilder und die Fragen der Journalisten: Telekom-Chef Tim Höttges und sein neuer Finanzchef Christian P. Illek.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Höttges geht aber davon aus, dass die Auktion terminlich wie geplant stattfinden kann. Würde das Gericht einem der Eilanträge stattgeben, würden sich die Auktionsbedingungen automatisch ändern, auch im Nachhinein (wenn das Gericht lange nach dem Auktionstermin entscheiden sollte). Die Klagen richten sich gegen die Auflagen beim Netzausbau, wie die vorgeschriebene Qualität der Netzabdeckung. Manche Bedingungen hält Höttges hier für „objektiv nicht machbar“, wie er am Rande der Pressekonferenz gegenüber Journalisten erläuterte.
Auf die Frage von teltarif.de, ob es eine möglicherweise staatlich gestützte „Deutschland-Netz“ Gesellschaft geben könnte, wie es beispielsweise das Unternehmen „Open Reach“ in Großbritannien gibt, erklärte er, dass der Netzausbau im Wettbewerb stattfinde. Eine „Sozialisierung“ des Netzausbaus durch die Pflicht zum National Roaming lehnt Höttges ab. In Frankreich waren die Anbieter wie Orange (France Telecom) gezwungen worden, für den Neueinsteiger Iliad ihre Netze im Rahmen von „National Roaming“ zu öffnen. Iliad habe die Gelegenheit gerne genutzt, aber kaum in der Fläche ausgebaut. Ein anderes Beispiel sei Kanada.
Was Höttges sich vorstellen könnte, dass für die berühmten „weißen Flecken“, eine Ausschreibung stattfinden könnte, wofür sich alle Unternehmen bewerben können. Gewinner wäre dann das Unternehmen, das die wenigsten Subventionen dafür benötigen würde. Dazu hätten die Verbände schon einen Brief an Minister Scheuer geschrieben. Über eine Netzgesellschaft für den ländlichen Raum könne man diskutieren.
Außerdem biete die Telekom an, vorhandene oder zu bauende Infrastruktur gemeinsam zu nutzen, also Standorte, Antennenmasten oder Technikräume. Höttges ärgert sich persönlich über jedes Funkloch oder abgebrochene Gespräch. Hier werde ein 2G-Problem bis zu 5G mitgeschleppt, wenn Handover zwischen den Netzstandards schiefgehen. Kritisch sei auch, wenn ein Minister in seiner gepanzerten (und damit abgeschirmten) Limousine lieber mit dem Handy (mit ungünstig liegenden internen Antennen) statt über den Festeinbau im Auto (mit Außenantenne) telefoniere.
Datenbank der geplanten Standorte
Höttges kündigte eine Datenbank im Netz an, worin alle geplanten neuen Mobilfunkstandorte der Deutschen Telekom gelistet werden sollen, inklusive des aktuellen Verfahrenstandes, einschließlich Klagen oder Protesten von Bürgeriniativen. „Wir wollen bauen“, betonte Höttges und verwies in einem Beispiel auf die Stadt Stuttgart: „Wir möchten dort 70 neue Stationen bauen. Davon hängen 40 Antennen seit 2 Jahren im Genehmigungsverfahren. 12 wurden aufgrund von lokalen Protesten abgesagt und 18 werden noch von Initiativen bekämpft.“
Vorbild Schweiz
Ausdrücklich lobte Höttges das Vorgehen in der Schweiz. Das Schweizer Modell des Netz-Ausbaus sei ein Vorzeigemarkt Europas. Das Land habe die besten Rahmenbedingungen, um Infrastrukturen zu fördern. Höttges frage sich, warum für Ausbau und Versteigerung nicht die Schweiz (oder Finnland) als Vorbild für Deutschland genommen werde. Neutrale Testinstitute hatten bestätigt, dass die drei Schweizer Mobilfunk-Netze zu den besten in Europa gehörten.
Mit einer Legende räumte der Telekom Chef auf: "Es gibt nicht ein deutsches Netz. Es gibt drei Netze in Deutschland". Und die müsse man einzeln miteinander vergleichen. Dann liege sein Netz unter den Top-10-Netzen in Europa.