Einlenken

USA: AT&T und Verizon lenken im 5G-Streit ein

Flug­zeuge bestimmen ihre Anflug­höhe mit einem eigenen Radar auf Frequenzen bei 4,3 GHz. Das könnte "zu nah" an den Sende­fre­quenzen von 5G (in Europa bei 3,5 GHz in den USA ober­halb von 3,7 GHz) liegen.
Von mit Material von dpa

Beim Landeanflug verwenden die Flugzeuge ein Höhenradar bei 4,3 GHz. Zu nahe am Band n78 von 5G? Beim Landeanflug verwenden die Flugzeuge ein Höhenradar bei 4,3 GHz. Zu nahe am Band n78 von 5G?
Foto: Picture Alliance/dpa
Viele Flug­zeuge bestimmen ihre Anflug­höhe zum einen über den aktu­ellen Luft­druck und zum anderen mit einem eigenen Radar, das auf Frequenzen bei 4,3 GHz ein spezi­elles Säge­zahn-Signal (FMCW-Radar) aussendet und anhand der Reflek­tionen die aktu­elle Höhe - speziell im Lande­anflug - berechnet.

Einschal­tung von 5G an Flug­häfen?

Beim Landeanflug verwenden die Flugzeuge ein Höhenradar bei 4,3 GHz. Zu nahe am Band n78 von 5G? Beim Landeanflug verwenden die Flugzeuge ein Höhenradar bei 4,3 GHz. Zu nahe am Band n78 von 5G?
Foto: Picture Alliance/dpa
Mit der Einschal­tung von schnel­lerem 5G-Mobil­funk (in den USA ober­halb von 3,7 GHz) speziell auf Flug­häfen, wo viele Passa­giere vor dem Abflug noch Reise­daten checken, Freunde kontak­tieren und Bilder oder Videos verschi­cken oder runter­laden, soll den Kunden mehr Kapa­zität und Geschwin­dig­keit geboten werden. Die Flug­linien haben aber größte Bedenken, dass dadurch ihre Radar­sys­teme an Bord gestört werden könnten.

Massive Sicher­heits­bedenken

Wegen Sicher­heits­bedenken im Flug­ver­kehr durch ein erwei­tertes 5G-Angebot wollen die US-Mobil­funk­anbieter AT&T und Verizon den Behörden und der Regie­rung entge­gen­kommen. In der Nähe bestimmter Flug­häfen könnte der Einsatz der neuen Frequenzen sechs Monate lang ausge­setzt werden, schrieben Verizon-Chef Hans Vest­berg und AT&T-Ober­häupt­ling John Stankey gestern in einem gemein­samen Brief. Der Mobil­funk­anbieter T-Mobile US ist von dem Thema nicht betroffen, da sie auf weitaus nied­rigeren Frequenzen aktiv sind.

Nur auf bestimmten Flug­häfen

Welche Flug­häfen das sind, wollen die Netz­betreiber mit der Luft­fahrt­indus­trie und den US-Behörden abstimmen. Zugleich lehnten die Unter­nehmen die gene­relle Bitte der Aufsichts­behörden und des US-Verkehrs­minis­ters Pete Butt­igieg ab, die für diesen Mitt­woch geplante Inbe­trieb­nahme der neuen 5G-Frequenzen komplett zu verschieben.

Die Beamten der US-Flug­siche­rung FAA und des US-Verkehrs­minis­teriums befürchten, die 5G-Technik könnte zu Inter­ferenzen mit bestimmter Flug­zeug­elek­tronik führen. Insbe­son­dere müssten die Auswir­kungen auf Funk­höhen­messer der Flug­zeuge geprüft werden. Ohne eine Verzö­gerung drohten etwa bei schlechtem Wetter und schlechten Sicht­ver­hält­nissen "weit­rei­chende und inak­zep­table Unter­bre­chungen" des Luft­ver­kehrs. Diese könnten zur Umlei­tung oder Strei­chung zahl­rei­cher Flüge führen.

Kosten von 2,1 Milli­arden US-Dollar?

Nach Berech­nungen des Bran­chen­ver­bandes Airlines for America könnten im schlimmsten Fall bis zu 350.000 Passa­gier­flüge im Jahr mit Kosten von rund 2,1 Milli­arden US-Dollar (1,8 Milli­arden Euro) von Störungen betroffen sein, falls die 5G-Sender nicht ihre Leis­tung redu­zieren. Das wirke sich auch auf rund 32 Millionen Reisende sowie 5400 Fracht­flüge aus, teilte der Verband mit.

Ähnli­ches Problem in Frank­reich?

Aus Frank­reich berichtet das Magazin Aero­tele­graph nun über ähnliche Bedenken. Dort wird über­legt, dass Passa­giere im Lande­anflug ihre 5G-Handys ausschalten sollen, um die bord­eigenen Höhen­radar­emp­fänger nicht zu stören. Als diese Geräte entwi­ckelt und später gebaut wurden, waren die Frequenzen drum­herum noch frei und leer. Die Empfänger der Flug­radar-Geräte sind mögli­cher­weise nicht so trenn­scharf und könnten echte 5G-Signale mit Radar­signalen "verwech­seln", was bei einem Lande­anflug bei schlechtem Wetter kritisch werden könnte.

Ein Spre­cher der fran­zösi­schen Luft­fahrt­behörde DGAC sagte gegen­über der Nach­rich­ten­agentur AFP: "Die Nutzung von 5G-Geräten an Bord von Flug­zeugen könnte zu Risiken von Inter­ferenzen führen, die poten­ziell zu Fehlern bei den Höhen­mes­sungen führen könnten." Dabei gehe es um mögliche Signal­stö­rungen, die beson­ders beim Lande­anflug gefähr­lich sein könnten.

5G-fähige Geräte bitte abschalten?

Denkbar, dass die Stewar­dess künftig vor der Landung darum bittet, alle 5G-fähigen Smart­phones und Tablets auszu­schalten.

Auch inter­essant: Die Black­berry Dienste werden nun endgültig abge­stellt.

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