Einlenken

AT&T und Verizon: Zugeständnisse bei 5G an Flughäfen

Im Streit um denk­bare Störungen der Flug­höhen-Messer bei 4,2 GHz machen die US-Netz­betreiber AT&T und Verizon in letzter Minute Zuge­ständ­nisse.
Von / dpa

Der erste Boeing 787-10 Dreamliner nach seinem Jungfernflug auf dem Charleston International Airport (USA) Der erste Boeing 787-10 Dreamliner nach seinem Jungfernflug auf dem Charleston International Airport (USA)
Foto: Picture alliance/dpa/AP
Wegen Sicher­heits­bedenken der Luft­fahrt­branche machen AT&T und Verizon in letzter Minute Zuge­ständ­nisse bei ihren erwei­terten 5G-Ange­boten für schnel­leres Internet auf Mobil­tele­fonen an Flug­häfen.

Frei­wil­lige Entschei­dung

Der erste Boeing 787-10 Dreamliner nach seinem Jungfernflug auf dem Charleston International Airport (USA) Der erste Boeing 787-10 Dreamliner nach seinem Jungfernflug auf dem Charleston International Airport (USA)
Foto: Picture alliance/dpa/AP
Man habe sich frei­willig entschieden, die Einfüh­rung des neuen Mobil­funk­stan­dards in der Nähe von Flug­häfen zunächst zu begrenzen, teilte Verizon am Dienstag mit. Voraus­gegangen war ein Konflikt mit US-Flug­gesell­schaften, die Beein­träch­tigungen des Luft­ver­kehrs befürchten, da sich ein Funk­fre­quenz­bereich des 5G-Inter­nets und bestimmte Flug­zeug­elek­tronik in die Quere kommen könnten.

US-Präsi­dent dankt

US-Präsi­dent Joe Biden dankte den Mobil­funk­anbie­tern in einer Mittei­lung für ihr Entge­gen­kommen und sprach von einer begrenzten Anzahl an Stand­orten, an denen sich die 5G-Einfüh­rung nun verzö­gere. Es gehe um Flug­häfen, die eine Schlüs­sel­rolle für die Luft­fahrt spielten. Durch den Kompro­miss werde poten­ziell verhee­renden Störungen des Luft­ver­kehrs vorge­beugt. Über 90 Prozent der 5G-Einfüh­rung gingen aber wie geplant voran. Der Bran­chen­ver­band Airlines for America hatte zuvor vor mögli­cher­weise kata­stro­phalen Folgen und einem Luft­fahrt-Chaos gewarnt, sollten AT&T und Verizon nicht einlenken.

Zusätz­liche Vorkeh­rungen

Trotz der Eini­gung der Mobil­funker mit den US-Airlines ergriffen einige inter­natio­nale Flug­gesell­schaften am Mitt­woch beson­dere Sicher­heits­vor­keh­rungen anläss­lich der 5G-Einfüh­rung. So stri­chen etwa Emirates, Air India und laut Medi­enbe­richten British Airways vorsorg­lich einige US-Flüge, unter anderem nach Newark, Orlando und San Fran­cisco. Andere Airlines zogen wegen Sicher­heits­bedenken bestimmte Boeing-Modelle aus dem Verkehr, nachdem der Flug­zeug­bauer sie über mögliche Funk­fre­quenz­stö­rungen durch 5G infor­miert habe.

Luft­hansa verwendet Jumbo 747-400

Die Luft­hansa setzte auf ihren US-Flügen am Mitt­woch keine Boeing 747-8 ein, für deren Funk­höhen­messer die FAA zunächst keine Frei­gabe gegeben hatte. Von Frank­furt nach Los Angeles, Chicago und San Fran­cisco kamen nun ältere Jumbos vom Typ 747-400 zum Einsatz, die sonst Rich­tung Asien geflogen wären. Ein Flug von Frank­furt nach Miami wurde laut einer Spre­cherin ganz gestri­chen und die Passa­giere auf eine Maschine ab München umge­bucht. Strei­chungen oder ein weiterer Flug­zeug­tausch seien heute und bis auf Weiteres nicht geplant. Auch bei der Tochter Austrian wurde ein anderer Flug­zeugtyp einge­setzt als zunächst vorge­sehen. Die Swiss flog hingegen wie geplant mit drei Boeing 777 Rich­tung USA.

5G-Start um zwei Wochen verschoben

Am Freitag hatte bereits die US-Flug­auf­sicht FAA wegen Sicher­heits­bedenken aufgrund der 5G-Einfüh­rung spezi­elle Maßnahmen für Landungen des Boeing-Lang­stre­cken­jets 787 „Dream­liner“ ange­ordnet. Bei nasser oder verschneiter Lande­bahn an Flug­häfen mit 5G-Service müssten zusätz­liche Vorkeh­rungen getroffen werden, da die Maschinen einen längeren Bremsweg benö­tigen könnten, teilte die Behörde mit. Wegen Risiken für die Luft­fahrt hatte die FAA AT&T und Verizon zuvor dazu gedrängt, die eigent­lich für den 5. Januar geplante 5G-Einfüh­rung an Flug­häfen um zwei Wochen zu verschieben.

In Deutsch­land weniger Probleme

Die Bundes­netz­agentur teilte mit, in Deutsch­land gebe es ein deut­lich gerin­geres Gefähr­dungs­poten­zial. Hinter­grund ist, dass andere 5G-Frequenzen als in den USA genutzt werden. „Gleich­wohl werden in den zustän­digen euro­päi­schen Gremien unter Betei­ligung der Bundes­netz­agentur, der Flug­sicher­heits­behörden sowie von Vertre­tern der Mobil­funk- und Luft­fahrt­indus­trie weitere Unter­suchungen vorge­nommen, um Beein­flus­sungen sicher ausschließen zu können“, hieß es von der Behörde. So seien bei ersten Messungen in Frank­reich und Norwegen keine konkreten Beein­flus­sungen fest­gestellt worden.

Der däni­sche Mobil­funk­experte John Strand erhob in einer Pres­seer­klä­rung massive Vorwürfe an die USA, die "jahre­lang im Cockpit geschlafen" hätten. Wir gehen darauf noch geson­dert ein.

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