Streaming

Mehr europäische Inhalte im Streaming

Wer künftig euro­päi­sche Inhalte schauen will, kommt kaum noch um ein Strea­ming-Abo herum. Mitt­ler­weile produ­ziert die Branche fast ein Viertel ihrer Inhalte für non-lineare Verbrei­tungs­wege.
Von Björn König

Streaming-Dienste investieren zunehmend in europäische Inhalte Streaming-Dienste investieren zunehmend in europäische Inhalte
picture alliance/dpa
Euro­päi­sche Serien und Filme spielen eine zuneh­mende Rolle, aller­dings nicht im linearen Fern­sehen. Motor für Inves­titionen in diesem Segment sind ausge­rechnet ameri­kani­sche Strea­ming-Dienste. Diese nehmen immer mehr Geld in die Hand, um dem Publikum hoch­karä­tige Inhalte abseits des US-Main­streams zu bieten, wie nun eine Studie der euro­päi­schen audio­visu­ellen Infor­mati­ons­stelle heraus­gefunden hat.

Netflix domi­niert den Markt

Streaming-Dienste investieren zunehmend in europäische Inhalte Streaming-Dienste investieren zunehmend in europäische Inhalte
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Vor allem Netflix treibt den Markt für euro­päi­sche Produk­tionen an. Der Bran­chen­primus domi­niert mit 45 Prozent der gesamten Inves­titionen in euro­päi­schen Content. Insge­samt ist dieser Markt seit 2021 um 70 Prozent gewachsen und hat derzeit einen Umfang von 4,9 Milli­arden Euro. Inter­essan­ter­weise hat Netflix seine Inves­titionen jedoch zurück­gefahren, so lag der Markt­anteile in 2021 noch bei 58 Prozent.

Die entstan­dene Lücke haben aller­dings mitt­ler­weile Konkur­renten wie Amazon Prime Video, Disney+ oder Apple TV+ gefüllt. Ein Problem aller großen Medi­enkon­zerne ist jedoch, dass den stei­genden Ausgaben für euro­päi­schen Content auf der anderen Seite nicht zwangs­läufig auch höhere Umsätze gegen­über­stehen. Ausgaben für euro­päi­sche Inhalte spielen neben Sport­rechten mitt­ler­weile eine wich­tige stra­tegi­sche Rolle für US-Medi­enkon­zerne.

Auffäl­lig­keiten im linearen Fern­sehen

Ein auffäl­liges Ergebnis zeigt die Studie auch mit Blick auf Inves­titionen der Broad­caster in euro­päi­schen Content auf. Einer­seits wird beispiels­weise in Deutsch­land gegen­über den globalen Strea­ming-Diensten nicht nur weniger in Inhalte inves­tiert, darüber hinaus sind es hier­zulande vor allem öffent­lich-recht­liche Sender, die auf euro­päi­schen Content setzen.

Inter­essant ist aber auch: In anderen euro­päi­schen Ländern mit einem weniger stark ausge­bauten öffent­lich-recht­lichen Sender­angebot füllen insbe­son­dere Privat­sender die Lücke bei der Produk­tion von euro­päi­schen Inhalten. So laufen euro­päi­sche Produk­tionen in Ländern wie Polen, Italien oder Frank­reich eher im Privat­fern­sehen, während sie in Spanien ins Strea­ming abwan­dern.

Fazit

Das Strea­ming-Abo gewinnt weiter an Bedeu­tung, wenn neben US-Block­bus­tern, Serien, Doku­men­tationen und Sport-High­lights künftig auch zuneh­mend euro­päi­sche Produk­tionen im Katalog von Netflix, Prime Video & Co. landen. Dieser Trend ist einer­seits positiv, denn der Wett­bewerb führt zwei­fels­ohne zu mehr Inves­titionen. Gleich­zeitig bekommen Zuschauer mehr Qualität und ein brei­teres Angebot bei allen Strea­ming-Diensten.

Deut­lich wird außerdem, dass die US-Anbieter sich immer weiter diver­sifi­zieren und ein brei­teres Publikum anspre­chen. Die Zeiten, in welchen man ausschließ­lich auf Holly­wood setzen konnte, sind mitt­ler­weile vorbei. Für die Fern­seh­branche und insbe­son­dere öffent­lich-recht­liche Sender ist das eine schlechte Nach­richt, denn wenn US-Dienste künftig abseits von Holly­wood in hoch­wer­tige euro­päi­sche fiktio­nale Produk­tionen inves­tieren, bleiben den Sendern nur noch verein­zelte Domänen wie Infor­mati­ons­pro­gramme oder kultu­relle Nischen­ange­bote, die man nicht im Strea­ming bekommen kann. Eine breite Diskus­sion um Inhalte und Finan­zie­rung der TV-Branche wird dann wohl wieder an Fahrt gewinnen.

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