Digitalradio

DAB+ & Internetradio: Das Ringen um Platz 1 in Senderlisten

Bei den digi­talen Verbrei­tungs­wegen DAB+ und Inter­net­radio wird das Ringen um die Posi­tion 1 in der Sender­liste immer umkämpfter. Einige Veran­stalter wenden Tricks an. Die Aktion kann aber auch nach hinten losgehen.
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Radio Frankfurt: Dank Sonderzeichen in Kennung auf Position 1 Radio Frankfurt: Dank Sonderzeichen in Kennung auf Position 1
Foto: Michael Fuhr
Digi­tal­ra­dios mit DAB+ starten bei Erst­in­be­trieb­nahme einen Such­lauf und legen eine Sender­liste an. Diese wird in der Regel alpha­nu­me­risch erstellt. Wer im Rhein-Main-Gebiet wohnt, der bekam folg­lich als ersten Sender in der Liste noch vor kurzem das Programm Absolut Relax präsen­tiert. Doch seit Anfang April taucht nun ein anderer Sender an Posi­tion 1 auf: Radio Frank­furt. Die frühere Antenne Frank­furt hat einen Relaunch durch­ge­führt und star­tete Anfang des Monats unter diesem neuen Namen. Aber wie kommt es, dass das Programm nun an Posi­tion 1 gelistet ist, obwohl der Anfangs­buch­stabe weit hinten im Alphabet ist?

Sonder­zei­chen in Kennung

Radio Frankfurt: Dank Sonderzeichen in Kennung auf Position 1 Radio Frankfurt: Dank Sonderzeichen in Kennung auf Position 1
Foto: Michael Fuhr
Der Veran­stalter bediente sich eines Tricks. Er wies den Netz­be­treiber Hessen Digi­tal­radio an die Kennung so zu verän­dern, dass an erster Stelle ein Sonder­zei­chen steht. Das Long­label lautet seither "_Radio Frank­furt", damit nahm der Privat­sender die Pole Posi­tion ein. Es ist kein Einzel­fall: In mehreren Regionen Deutsch­lands wenden Programm­an­bieter diesen Trick an. In der Haupt­stadt Berlin gibt es an den ersten beiden Posi­tionen der Sender­liste etwa ".nice-mix" und "_RadioGermanyOne".

Noch skuriller ist es beim Inter­net­radio mit seinen zum Teil über 100 000 Stationen in der Sender­liste. Bei beliebten Genres wie Pop tauchen an den ersten 100 Posi­tionen Programme mit jeder Menge Sonder­zei­chen oder Zahlen in der Kennung auf.

Einige Anbieter haben auf diesen Umstand aber auch reagiert und sich gleich so benannt, damit man in Sender­listen vorne auftaucht, wie etwa die DAB+-Programme 1A Deut­sche Hits im Sachsen-Anhalt oder 90..4 Beat in Nürn­berg. In Stutt­gart hat "Die neue 107.7" das Short­label "107.7" gewählt, um auf Posi­tion 1 der Sender­liste zu stehen.

Das alles erin­nert ans Tele­fon­buch oder Bran­chen­ver­zeichnis, wo nicht selten zum Beispiel Schlüs­sel­dienste oder Taxi­un­ter­nehmen mit Namen wie AAAAAA00001" an erster Stelle auftau­chen.

Trick kann auch nach hinten losgehen

Der Run auf die Posi­tion 1 kann aber auch nach hinten losgehen, denn einige Digi­tal­ra­dios legen die Sender­liste zwar eben­falls alpha­nu­me­risch an, aber von hinten nach vorn sortiert. Bei diesen steht Radio Frank­furt also nun als letztes in der Sender­liste. Es gibt auch Radio­mo­delle, die Programme zunächst von A bis Z durch­sor­tieren und erst im Anschluss Sender mit Zahlen oder Sonder­zei­chen einsor­tieren.

Wer in der Fern­be­die­nungs-App seines DAB+-Radios gezielt nach Namen sucht und den Anfangs­buch­staben "R" eingibt, findet Radio Frank­furt unter Umständen nun nicht mehr.

Im Inter­net­ra­dio­be­reich kommt noch ein anderes Problem dazu: Viele nutzen inzwi­schen Smart Speaker oder allge­mein Sprachas­sis­tenten um zum gewünschten Stream zu kommen. Wer sein Radio­pro­gramm "-%$%%%000PopFM" benennt, wird von Alexa und Co. mit Sicher­heit nicht gefunden.

Es ist allge­mein frag­lich, wie viele Hörer bei einem Radio­pro­gramm nur aus dem Grund hängen bleiben, weil es an Posi­tion 1 der Sender­liste steht. Die meisten Hörer haben dann doch ihre Lieb­lings­sender und suchen gezielt nach diesen.

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