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Unsichere Dating-Apps: Viele geben intime Details an Dritte

Dating-Apps wissen mehr über ihre Nutzer als mancher enge Freund. Doch viele Apps schützen diese Informationen nicht. Im Gegenteil: Einige Anbieter teilen intimste Details mit Werbenetzwerken.
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Stiftung Warentest: Dating-Apps versagen beim Datenschutz Stiftung Warentest: Dating-Apps versagen beim Datenschutz
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Name, Alter, sexuelle Orientierung, Wohnort - diese Informationen hängen viele Menschen nicht gern an die große Glocke. Für den Erfolg beim Dating per App sind sie allerdings wichtig. Dumm nur, dass viele Anbieter solcher Apps diese Informationen nach einer aktuellen Untersuchung von Stiftung Warentest ("test", Ausgabe 3/2018) nicht gut schützen. Schlimmer noch: Sie geben sie auch noch an Dritte weiter. Nur fünf von 44 untersuchten Apps schützen demnach Daten akzeptabel. Alle anderen verraten zu viel.

Stiftung Warentest: Dating-Apps versagen beim Datenschutz Stiftung Warentest: Dating-Apps versagen beim Datenschutz
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Getestet wurden die Apps von Badoo, Bildkontakte, Bumble, C-Date, eDarling, Elite Partner, Grindr, Happn, Jaumo, Joyce, KissNoFrog, Lesarion, Lovescout24, Lovoo, MeetMe, Neu.de, Once, Parship, Romeo, Tinder, Twoo und Zoosk. Die Apps gibt es jeweils als Android- und iOS-Version.

39 Apps für iOS und Android zeigen nach Angaben der Warentester erhebliche Mängel - darunter sind auch bekannte Größen der Branche. Kritisiert werden zum einen unklare Datenschutzerklärungen. Wollen Nutzer erfahren, welche Daten von ihnen erhoben werden und was damit geschieht, stoßen sie oft auf schwammige Formulierungen mit teils deutlichen juristischen Mängeln.

Chatverlauf, Daten und Co. gehen an "Dritte"

Viele der Anwendungen würden für die Nutzung unnötige Daten sammeln. Dazu gehören laut Stiftung Warentest auch Angaben wie die Geräte-Identifikationsnummer des verwendeten Smartphones und den Namen des Mobilfunkanbieters. Zudem senden einige Apps schon beim ersten Start den Standort des Nutzers.

Weiterhin wird kritisiert, dass etliche Anbieter eine Vielzahl persönlicher Daten zur Person erheben. Die Nutzer geben diese beim Anlegen eines Profils meist freiwillig preis, um möglichst gut passende Partner-Vorschläge zu erhalten. Aber nicht nur die Daten zur Person werden von den Anbietern weiter gegeben. Auch die kompletten Inhalte aller über die Apps ausgetauschten Nachrichten sind zugänglich.

Die Datensätze werden zum Teil an Werbenetzwerke, Facebook oder andere Unternehmen gesendet. Diese in den Datenschutzbedingungen oft nebulös "Dritte" genannten Unternehmen können anhand dieser Daten sehr präzise Werbeprofile einzelner Personen bilden. So kann man etwa nach Nutzung einer solchen Dating-App auch in anderen Apps oder auf Websites "wiedererkannt" und mit zugeschnittener Werbung angesprochen werden.

Akzeptable Bewertung als bestes Ergebnis

Testsieger im eigentlichen Sinn hat der App-Vergleich nicht hervorgebracht, dafür gibt es mit den Android-Apps eDarling, Lovescout24 und Neu.de drei als "akzeptabel" bewertete Angebote. Die App von Bildkontakte kam auf das gleiche Ergebnis. Sie ist zugleich die einzige als "akzeptabel" eingestufte App, die für iOS und Android zur Verfügung steht.

Und noch eine Gefahr droht: Nutzer von Dating-Angeboten müssen mit gefälschten Profilen rechnen, hat die Verbraucherzentrale Bayern anhand von zahlreichen Beschwerden ermittelt. Einige Anbieter arbeiten mit bezahlten Schreibern, die erfundene Profile bespielen und so zur Nutzung kostenpflichtiger Angebote anregen sollen. Hinweise darauf gibt es höchstens tief in den Geschäftsbedingungen versteckt. Häufig gebe es auch Ärger mit Probeabonnements, die bei versäumter Kündigung zu dauerhaften Abos werden.

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