Bayern erprobt Personal Radio über DAB+
Wie lassen sich Lieblingsmusik und persönliche Interessen bei Wortbeiträgen im linearen Radio kombinieren, welche Technologien braucht es und wie klingt es für Hörer? Im Rahmen des bayerischen Projektes Announcement Radio Toolbox (ART) untersucht die Bayerische Medien Technik (bmt) gemeinsam mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Mediaschool Bayern, der Bayerischen Lokal-Radioprogramme (BLR) und der Bayern Digital Radio (BDR) die Kombination von reinen Musikprogrammen mit einem Infokanal im terrestrischen Digitalradio DAB+. Das Projekt hat eine Laufzeit von 14 Monaten und wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.
Sendestart ab Sommer
ART: Personal Radio über DAB+
Foto: BMT/ART
Wie Thomas Schierbaum von der Abteilung Business Development & Marketing bei der Bayerische Medien Technik GmbH gegenüber teltarif.de mitteilt, ist das Projekt jetzt gestartet. Aktuell werden Technik und Content erarbeitet, ab Sommer soll es Ausstrahlungen über DAB+ geben.
Im Projekt werden fünf verschiedene Musikgenres (Elektro, Country, Jazz, RnB/Soul und Bayern Sound) parallel zu einem Infokanal über DAB+ im Testnetz 10D in Bayern ausgestrahlt. Die Beiträge im Infokanal sind in zehn Kategorien Verkehr, ÖPNV, Nachrichten, Warnungen, Events, Special Events, Wetter, Programmhinweise, Wirtschaftsnachrichten und Sport klassifiziert und werden entsprechend signalisiert.
Hörer kann sich in Menü Vorlieben zusammenstellen
Auf der Empfangsseite können die Zuhörer neben den reinen Musikprogrammen und dem Infokanal (diese sechs Channels sind von allen DAB+-Radiogeräten empfangbar) am Radiogerät die gewünschten Kategorien individuell auswählen, sofern sie über einen dafür geeigneten Empfänger besitzen. Beim Hören wird bei Aussendung eines gewählten Wortbeitrags die Musik ausgeblendet, auf den Infokanal umgeschaltet und anschließend wieder auf das Musikprogramm zurückgewechselt. Die Durchsagefunktion ist aufgrund der Signalisierung nur bei den Musikprogrammen im Testkanal verfügbar.
Die Grundidee der automatisierten Radio-Durchsage ist nicht neu. Die Autofahrer-Rundfunk-Information (ARI) gab es bereits im UKW-Rundfunk seit den 1970er-Jahren. Später kam die RDS-Verkehrsdurchsage (Traffic Announcement) dazu. Mit der DAB+-Technik wurde die Durchsagefunktion nochmal erweitert. Beispielsweise basiert auch der neue Dienst zur Bevölkerungswarnung in DAB+ (Emergency-Warning-Service, EWS/EWF) unter anderem auf diesem Prinzip.
Berdürfnisse für Personal Radio steigen
Vor dem Hintergrund eines verstärkten Bedürfnisses nach einem individualisierten Programm, was bisher nur über IP realisiert wurde, soll jetzt das Potential der DAB+-Durchsagen in einem erweiterten Kontext untersucht werden. Das Projekt behandelt neben der Umsetzung der Grundidee auch weitere technische Themenbereiche, wie beispielsweise die Cloud-gestützte Aufbereitung von Musikprogrammen, die Sprachsynthese von Wortinhalten, die Virtualisierung des DAB+-Multiplexers und die IP-basierte Zuführung zur DAB+-Aussendung. Ferner sind die Evaluierung von verschiedenen Empfangsgeräten und eine Nutzerbefragung Gegenstand des Projektes.
Das Angebot kann im Verbreitungsgebiet des Testkanals 10D in Mittelfranken (Sender Büttelberg) und Teilen von Oberbayern (Sender Wendelstein) empfangen werden. Für die Auswahl der Durchsagen ist ein DAB+-Radio nötig, welches das Announcement-Feature unterstützt. Bedauerlicherweise sind es aber derzeit nur wenige Geräte, die über weitere Announcement-Funktionen außer der Verkehrsdurchsage verfügen. Hier kann man über eine Menüauswahl die gewünschten Themenbereiche aus dem Infokanal wie Sport oder Nachrichten auswählen.
DAB+ wird weiter ausgebaut: Hier gibt es neue Programme und einen besseren Empfang.