Digitalradio

Lokales DAB+: Freude in Rheinland-Pfalz, Frust im "Ländle"

Das lokale DAB+-Projekt in Bad Kreuz­nach darf seine Reich­weite ausbauen. Ein ähnli­ches Projekt in Baden-Würt­tem­berg lehnt die Medi­enan­stalt ab.
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Der DAB+-Versuch Bad Kreuz­nach (Kanal 12A) bekommt eine zweite Sende­anlage. Die Versamm­lung der Medi­enan­stalt Rhein­land-Pfalz hat in ihrer letzten Sitzung einstimmig beschlossen, dass das Unter­nehmen Milling Broad­cast neben dem bestehenden Standort Bad Kreuz­nach (Kuhberg) auch vom Sender Rüdes­heim am Rhein (Nieder­wald) im Gleich­wel­len­betrieb (Single Frequency Network = SFN) auf Sendung gehen darf. Mit diesem Standort soll das Gebiet zwischen Bingen und Mainz besser abge­deckt werden.

Zweiter Sender für Mux noch in diesem Jahr

Genutzt werden soll ein Standort der Deut­schen Funk­turm GmbH (DFMG) in der Nähe des Nieder­wald­denk­mals, der aller­dings nicht mit dem SWR-Standort iden­tisch ist. Von hier soll laut Geschäfts­führer Chris­tian Milling möglichst noch in diesem Jahr gesendet werden, wenn es keine Koor­dina­tions­ein­sprüche gibt. Die Sende­leis­tung ist mit rund 1 kW geplant.

Die Medi­enan­stalt Rhein­land-Pfalz wertet das Projekt als Erfolg, wie die Versamm­lung in einem bishe­rigen Resümee fest­stellte. Milling Broad­cast habe eindrucks­voll gezeigt, welche Möglich­keiten das digital-terres­tri­sche Radio DAB+ mit Open-Source-Soft­ware böte und wie Programm­anbie­tern somit ein güns­tigerer Einstieg in die DAB+-Technik ermög­licht werde. Der Versuch läuft bis zum Jahr 2026.

LfK lehnt Pilot­pro­jekt in Baden-Würt­tem­berg ab

Test-Standort für Regionalradio BW Test-Standort für Regionalradio BW
Foto: Regionalradio BW
Ein ähnli­cher Versuch der Initia­tive Regio­nal­radio BW zwischen Heil­bronn und Stutt­gart muss dagegen am 30. Juni enden und die Betreiber ihre beiden Sende­anlagen an den Stand­orten Güglingen (Fern­mel­deturm Bracken­heim) und Abstatt bei Heil­bronn wieder abbauen.

Offi­zielle Begrün­dung der Landes­anstalt für Kommu­nika­tion (LfK) für die Been­digung: Man sieht seitens der Landes­medi­enan­stalt keinerlei Bedarf für eine weitere DAB+-Abde­ckung in der Region Stutt­gart. Deshalb könne der laufende Test, in den die Pioniere 50.000 Euro inves­tiert hatten, nicht in einen Dauer­betrieb über­gehen.

Initia­torin Dana Dieze­mann wider­spricht in einem Inter­view mit dem Bran­chen­dienst "FM Kompakt": Sie würde nicht nur die vier Freien Radios, in deren Einzugs­gebiet das aktu­elle Projekt sendet, kostenlos verbreiten. "Es gibt einige Privat­radios in BaWü, welche UKW-only senden, jedoch gerne zusätz­lich auf DAB+ möchten. Die Anbieter haben einen vordring­lichen Bedarf, welcher der LfK auch bekannt ist", so Dieze­mann.

"Auch mit über­regio­nalen Anbie­tern stehe ich in Kontakt, welche sehr gerne in Teilen Baden-Würt­tem­bergs auf Sendung gehen möchten." Sie gibt sich kämp­ferisch: "Ich gehe fest davon aus, dass ich mit meiner fach­lichen Bera­tung aus meinen Netz­werk und den zusätz­lichen Bedarfs­mel­dungen meiner mögli­chen Kunden die LfK sehr wohl von einem bestehenden Bedarf für ein weiteres DAB-Bouquet über­zeugen werde."

Auch Sachsen ist offener gegen­über lokalen DAB+-Projekten. In Chem­nitz ist im Februar ein lokaler Multi­plex auf Sendung gegangen, ein weiterer folgt Anfang Juli in Dresden.

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