Cubic Telecom: Der LTE-Tarif fürs Auto im Test
Der mobile Internet-Zugang spielt heutzutage auch im Auto eine immer größere Rolle. Über LTE und 5G ist es möglich, Verkehrsdaten in Echtzeit zu bekommen, sodass die aktuelle Verkehrslage bei der Navigation berücksichtigt wird. Über Streaming kann der Heimat-Radiosender auch fernab der eigenen Region gehört werden. Musikdienste wie Spotify und Amazon Music können auch während der Fahrt für die passende Unterhaltung sorgen.
Verfügt das Fahrzeug auch über einen - ggf. nachgerüsteten - WLAN-Hotspot, so lassen sich beispielsweise Smartphones, Tablets und Notebooks online bringen. Beifahrer und Mitfahrer auf dem Rücksitz können im Internet surfen. Der Fahrer hat die Möglichkeit, Wartezeiten auf dem Parkplatz durch Arbeiten am Laptop zu überbrücken, um nur einige Beispiele für Anwendungen zu nennen.
Internet-Zugang mit Cubic Telecom ausprobiert
Foto: Volkswagen AG, Logo: Cubic Telecom Ltd., Montage: teltarif.de
Smartphone-Tethering mit Nachteilen
Natürlich kann jedes Smartphone für den Internet-Zugang genutzt werden. Über Tethering lassen sich auch weitere Geräte mit LTE und/oder 5G versorgen. Doch das Handy (oder auch ein nachgerüsteter mobiler Hotspot - liegen im Wagen und somit im sogenannten faradayschen Käfig. Das heißt, die Karosserie des Autos aus Metall schirmt die Mobilfunkwellen ab, sodass die Signale nur schwach am Handy oder Mobile Hotspot ankommen.
In Städten und Ballungszentren mag der LTE- oder 5G-Empfang auch unter den erschwerten Umständen eines faradayschen Käfigs für Streaming und andere Online-Dienste ausreichen. Spätestens auf dem platten Land empfiehlt sich aber der Einsatz einer Außenantenne. Einige Automobilhersteller bieten induktive Lösungen an. In vielen anderen Fällen lässt sich das Smartphone aber nicht mit einer Außenantenne versorgen.
eSIM als Alternative zum Smartphone-Tethering
Foto: teltarif.de
Verbautes Mobilfunk-Modem im Auto: Keine freie Providerwahl
Abhilfe kann die im Fahrzeug selbst verbaute Mobilfunk-Infrastruktur sein, die nicht nur die Connected Services des Herstellers mit dem Internet verbindet und Streaming ermöglicht, sondern oft auch einen WLAN-Hotspot bereitstellt. Leider besteht kaum noch die Möglichkeit, eine eigene SIM-Karte oder ein eSIM-Profil zu nutzen. Stattdessen muss auf die Dienste des Providers zurückgegriffen werden, der mit dem Auto-Hersteller einen entsprechenden Vertrag hat.
VW und Audi greifen für die Konnektivität auf die Dienste des irischen Providers Cubic Telecom zurück. Wir berichten darüber, wie das funktioniert, was die Dienste kosten und welche Erfahrungen wir mit dem Internet-Zugang von Cubic Telecom gemacht haben. Bevor man ein kostenpflichtiges Datenpaket bucht, kann der Dienst mit einem Gratis-1-GB-Paket zunächst unverbindlich ausprobiert werden.
So kann Cubic Telecom genutzt werden
Voraussetzung für die Nutzung ist neben einem passenden Fahrzeug mit eSIM auch eine aktive VW-Connect- oder We-Connect-Lizenz. Wer Cubic Telecom nutzen möchte, muss zudem einen Account beim Anbieter anlegen und sein Fahrzeug mit selbigem verknüpfen. Darüber hinaus muss ein Ident-Verfahren durchlaufen werden, wie es bei Abschluss eines anderen Mobilfunkvertrags ebenfalls der Fall ist.
Auf das kostenlose 1-GB-Paket kann nach Aktivierung des Accounts sofort zugegriffen werden. Wer den Internet-Zugang darüber hinaus nutzen möchte, kann zwischen drei Paketen wählen: 2 GB für maximal 30 Tage zum Preis von 6,95 Euro, 5 GB für bis zu 90 Tage für 14,95 Euro und 25 GB für bis zu 365 Tage zum Preis von 72 Euro. Die Bezahlung erfolgt per Kreditkarte.
Zu Cubic Telecom bietet VW über die eSIM keine Alternative an
Foto: teltarif.de
Datenvolumen direkt im Auto nachbuchen
Im Account lassen sich auf Wunsch auch mehrere Kreditkarten speichern. Eine Karte kann auch für das Nachbuchen von Datenvolumen im Auto eingerichtet werden. Dann entfällt hierfür der Besuch des Cubic-Telecom-Portals, das allerdings auch für die Nutzung in mobilen Browsern optimiert ist.
Wer nicht plötzlich unterwegs ohne aktive Datenverbindung dastehen möchte, kann auch mehrere Pakete buchen, die automatisch nacheinander (in Reihenfolge der Bestellung) verwendet werden. Die Laufzeit von 30, 90 oder 365 Tagen für das jeweilige Paket beginnt erst, sobald darauf zugegriffen wird und nicht, während noch ein zuvor genutzter Tarif für den Internet-Zugang verwendet wird.
Info zu aktivem Datenpaket im Cubic-Telecom-Portal
Screenshot: teltarif.de
Tarifvergleich: Cubic Telecom ist viel zu teuer
Vergleicht man über unseren Tarifvergleich auf teltarif.de die Preise von Cubic Telecom mit den Konditionen anderer LTE-Datentarife, dann zeigt sich, dass es sich bei den Auto-Tarifen um alles andere als Schnäppchen handelt. Im Gegenteil: Die Angebote sind sehr teuer. Der Anbieter scheint seine Monopolstellung auszunutzen. Schließlich hat der Kunde keine Wahlmöglichkeit - es sei denn, er nutzt sein Smartphone für Tethering, was dann aber die Nachteile des bereits erwähnten faradayschen Käfigs mit sich bringt.
Vorteil der eSIM von Cubic Telecom: Theoretisch können alle drei deutschen Mobilfunknetze genutzt werden - je nach Aufenthaltsort. Die Hotline des Anbieters bestätigte auf Anfrage aber unsere Vermutung, dass in Deutschland primär auf das Vodafone-Netz zurückgegriffen wird. Das zeigte sich im Test anhand der Internet-Verbindung im hessischen Spessart, wo die Vodafone-Netzabdeckung mit LTE und 5G beispielsweise entlang der Bundesstraße 276 deutlich schlechter als die Funkversorgung von Telekom und Telefónica ist.
Roaming-Vorteil wird nicht ausgenutzt
Selbst wenn Cubic Telecom theoretisch auch auf die beiden anderen deutschen Mobilfunknetze zugreifen kann, wird das in der Praxis kaum passieren. Zumindest GSM und somit sehr langsames EDGE-Internet gibt es auch von Vodafone fast überall. Da die Mobilfunk-Modems in den Fahrzeugen neben LTE auch auf GSM zurückgreifen, hängen die Geräte somit auch bei fehlender 4G-Abdeckung im (dann nicht mehr sinnvoll nutzbaren) Vodafone-Netz fest.
Leider gibt es für den Nutzer keine Möglichkeit der manuellen Netzwahl. Dann könnte Cubic Telecom den Vorteil des International Roaming voll ausspielen, und jeder Kunde könnte das Netz nutzen, das in seinem Fall am besten funktioniert. Da ist die sehr gute Empfangsleistung der im VW verbauten Technik (getestet in einem Hybrid-Golf und in einem ID.3) nur ein schwacher Trost. Aber immerhin liefert das Mobilfunk-Modem zum Teil auch an Orten teilweise noch ein nutzbares LTE-Signal, wo Smartphones selbst im Freien auf GSM umschalten.
Der eSIM-Tarif kann auch als WLAN-Hotspot genutzt werden
Foto: teltarif.de
Im ID.3 wird die Empfangsqualität des Mobilfunk-Signals sehr transparent über ein S-Meter auf dem Fahrzeug-Display angezeigt. Hier sieht man auch auf einen Blick, ob gerade LTE oder EDGE genutzt wird (5G beherrscht die Technik in den von uns getesteten Fahrzeugen offenbar nicht). Im Golf wird die nutzbare Datenverbindung lediglich durch eine in weiß angezeigte Weltkugel signalisiert. Fährt man durch ein EDGE-Funkloch, so erscheint die Weltkugel in Grau.
Streaming und WLAN-Hotspot ausprobiert
Wir haben die Internetradio-Funktion des Car-HiFi-Systems im Golf Hybrid genutzt. Webradio wird hier zusätzlich zum DAB+- und UKW-Empfang angeboten. Zu diesem Zweck arbeitet der VW-Konzern mit Audials zusammen. Leider sind aus Kapazitätsgründen nicht alle Programme verfügbar, die in der Datenbank von Audials eigentlich vorhanden sind, und es gibt für Nutzer auch keine Möglichkeit, eigene Programme hinzuzufügen.
Deutsche IP-Adresse trotz irischem Provider
Screenshot: teltarif.de
Offenbar wird bei der Umsetzung auf einen möglichst datensparenden Betrieb geachtet - teilweise zu Lasten der Klangqualität. Die Höhe des Datenverbrauchs ist abhängig von der Bandbreite des jeweiligen Streams. Da sich diese nicht auslesen lässt, sind dazu keine verlässlichen Angaben möglich. Im Kundenmenü der Cubic-Telecom-Webseite findet sich aber eine Nutzungsstatistik. Wer sich nur über den jeweils aktuellen Stand des Datenzählers informieren möchte, findet diese Daten auch über das Menü im Auto.
Auch als WLAN-Hotspot für Tablet und Notebook funktionierte die Datenverbindung über Cubic Telecom tadellos. Bei ersten Tests vor einigen Monaten erhielten wir eine irische IP-Adresse. Das könnte problematisch sein, wenn speziell für den deutschen Markt bestimmte Dienste genutzt werden sollen. Bei einer neuerlichen Abfrage Anfang Juni stellten wir fest, dass wir trotz Nutzung des Cubic-Telecom-Anschlusses nun eine deutsche IP-Adresse zur Verfügung hatten.
Cubic Telecom im Ausland
Der Internet-Zugang über Cubic Telecom soll neben Deutschland auch in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, der Schweiz, der Slowakei, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern (hier vermutlich nur im griechischen Teil), Albanien, Island, San Marino (über die italienischen Mobilfunknetze), Slowenien und der Vatikanstadt (die man aber gar nicht mit Auto befahren darf) funktionieren. Unklar ist, welche Netze in welchen Ländern zur Verfügung stehen.
Wir konnten den Dienst kurz in Dänemark ausprobieren. Es dauerte recht lange ("gefühlt" mehr als fünf Minuten), bis der Internet-Zugang nach Verlassen der Netzabdeckung von Vodafone Deutschland wieder verfügbar war. Dann buchte sich das Mobilfunk-Modem offenbar in eines der dänischen Netze ein, und der Online-Zugang konnte genauso wie in Deutschland eingesetzt werden.
Radio-Streaming über LTE
Foto: teltarif.de
Das International Roaming kann nicht ein- oder ausgeschaltet werden. Wer Cubic Telecom nutzt, bekommt die Auslands-Freischaltung automatisch. In Grenzregionen weiß man ggf. nicht einmal, aus welchem Land das gerade genutzte Netz stammt. Vorteil: Auch in der Schweiz, im Vereinigten Königreich und in Monaco soll der Internet-Zugang funktionieren - ohne Extra-Kosten, da ein spezieller Roaming-Tarif gar nicht vorgesehen ist. Es fehlen aber Länder wie Bosnien-Herzegowina, Serbien und Andorra. Auch in der Türkei wird die Datenverbindung nicht angeboten, was für den einen oder anderen Kunden durchaus relevant sein dürfte.
Fazit: Zuverlässig, aber unflexibel und teuer
Cubic Telecom funktionierte im Test zuverlässig und bietet gegenüber Tethering mit dem Smartphone (worüber sich auch die Connected Services von VW nutzen lassen) den weitaus besseren Empfang und somit die stabilere Datenverbindung. Wer abseits der Ballungsgebiete einen möglichst unterbrechungsfreien Internet-Zugang im Auto nutzen möchte, kommt als VW- oder Audi-Fahrer an diesem Anbieter nicht vorbei.
Nutzungsstatistik im Online-Portal
Screenshot: teltarif.de
Der guten Funktionalität stehen allerdings die hohen Preise für die Datenpakete gegenüber. VW und die meisten anderen Autohersteller müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, den Kunden keine Wahlmöglichkeit zu geben, wenn nicht auf Smartphone-Tethering zurückgegriffen, sondern das im Auto verbaute Mobilfunk-Modem verwendet werden soll. Das ist für die Kunden ein gravierender Nachteil, zumal diese nicht einmal die Möglichkeit haben, auf das verwendete Mobilfunknetz Einfluss zu nehmen.
In vielen Mobilfunktarifen gibt es die Option, MultiSIM-Karten hinzuzubuchen - nicht nur als physische Karte, sondern auch als eSIM-Profil. Auch wenn eine solche Zusatzkarte in den meisten Fällen ebenfalls mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, wäre das für viele Interessenten gegenüber Cubic Telecom eine flexiblere und günstigere Alternative.
In einem Ratgeber haben wir schon vor einiger Zeit Cubic Telecom und andere Auto-Tarife beleuchtet.