Erfahrungsbericht: Handy-Import aus China
Es gibt manche Smartphones in China, die uns neidisch nach Asien schielen lassen. Dabei muss das nicht sein. Mittlerweile ist es erschwinglich, unkompliziert und schnell, sich ein hierzulande fehlendes Mobilgerät zu importieren. Das hat der Autor dieser Zeilen selbst erlebt. Sein Wunsch-Handy schaffte es nicht nach Deutschland. Also wurde ein seriöser Importeur gesucht.
Leider hatte das bestellte Smartphone einen Verarbeitungsmangel. Insofern konnten wir auch den Kundensupport bezüglich eines Umtauschs testen. In diesem Bericht schildern wir unsere Erfahrungen von der Bestellung bis zur Einrichtung des Importgeräts.
Warum ein chinesisches Smartphone importieren?
Erfahrungsbericht über ein importiertes China-Smartphone
Bild: Andre Reinhardt
In Europa gibt es eine breit gefächerte Auswahl schlauer Mobiltelefone. Dennoch trauen sich noch nicht alle Hersteller, jedes Modell auch hierzulande auf den Markt zu bringen. Das ist besonders schade, wenn es sich um ein Smartphone handelt, welches der in Deutschland erhältlichen Konkurrenz überlegen ist. Sei es bei der Kameraausstattung, dem Display, dem Schnellladen oder dem Gesamtpaket. Interessante, nicht bei uns erhältliche Mobilgeräte, gibt es beispielsweise von Xiaomi, Oppo, Vivo, Honor und ZTE.
Der hier schreibende Autor ist großer Foldable-Fan. Er suchte nach einem Nachfolger für sein Samsung Galaxy Z Fold 2 5G. Als im April 2022 das Vivo X Fold vorgestellt wurde, machte sich in ihm Begeisterung breit. Doch leider blieb eine Europa-Veröffentlichung aus. Weitere faltbare Smartphones in Form des Xiaomi Mix Fold 2 und Galaxy Z Fold 4 erblickten im vergangenen August das Licht der Welt. Allerdings war der Redakteur nicht bereit, die durch die schlanke Bauweise resultierenden Kompromisse beim Xiaomi-Modell einzugehen und das Samsung-Modell bot ihm zu wenig Neues. Entsprechend fiel die Wahl auf das Vivo X Fold.
Recherche, Bestellvorgang und Lieferung
Recherche vor dem Bestellvorgang
Einfach ins Blaue ein Smartphone aus dem Ausland zu bestellen, ist selbstredend nicht ratsam. Deshalb informierten wir uns zunächst über die Eigenheiten des favorisierten Produkts. Kriterien, die es zu beachten gilt, sind unter anderem:
- Unterstützung für alle hierzulande wichtigen 4G-Frequenzen (etwa LTE-Band 20/800 MHz)
- Unterstützung für hierzulande nutzbares 5G
- Kompatibilität mit Google-Diensten (vorinstallierte GMS, Google Mobile Services)
- Lokalisierung in der gewünschten Systemsprache (beispielsweise Deutsch)
Werden diese Voraussetzungen erfüllt, ist das gewünschte Mobilgerät uneingeschränkt in unseren Gefilden einsetzbar. Bei unserem Vivo X Fold war dies der Fall. Nachdem wir diese Punkte abhaken konnten, ging es weiter zur Shop-Suche. Es gibt viele Importeure, doch manche sind Scheinfirmen, die Konsumenten ohne Warenversand um ihr Geld erleichtern wollen. Deshalb ist es empfehlenswert, den betreffenden Shop bei der Verbraucherzentrale oder Trustpilot zu überprüfen. Ergänzend können Sie sich bei TrustedShops eine aktuelle Liste mit Fake-Shops ansehen.
Der EU-Netzteil-Adapter
Bild: Andre Reinhardt
Wir entschieden uns für den Händler TradingShenzhen. Hierbei handelt es sich um einen renommierten, seriösen Importeur. Zu den Vorteilen dieses Verkäufers zählen ein Jahr Garantie auf das Smartphone, schneller Versand, deutschsprachiger Kundensupport, flexible Zahlungsarten (etwa PayPal, Klarna, Visa und Bitcoin) und die Möglichkeit zur Vorkonfiguration.
Bei der Vorkonfiguration können Sie beispielsweise die gewünschte Systemsprache und eine Vorinstallation von Google Play beauftragen. Standardmäßig packt der Shop einen Netzteil-Adapter dazu, damit Kunden das Handy in der EU aufladen können.
Bestellvorgang und Lieferung
Die Polsterung des Pakets
Bild: Andre Reinhardt
Zunächst mussten wir einen Account bei TradingShenzhen erstellen. Hierbei wurden wir nach Geschlecht, Vorname, Nachname und E-Mail-Adresse gefragt. Die weiteren Angaben, Geburtstag und Sponsor, sind optional. Den Newsletter muss man nicht abonnieren. Entscheidet man sich dafür, gibt es aber einen 5-Euro-Gutschein. Wir haben unsere Bestellung am 18. Oktober um 12:42 Uhr aufgegeben. Schon eine Minute später erhielten wir eine Bestätigung des Zahlungseingangs und der Bestellung. Am 20. Oktober um 4:30 Uhr wurde der Versand eingeleitet. Bereits am 25. Oktober traf das Paket nachmittags ein.
So kommt das Paket aus China an
Bild: Andre Reinhardt
Von der Bestellung bis zur Lieferung dauerte es also nur eine Woche. Als Versandmethode wählten wir "Global Priority". Bei dieser Versandart entstehen keinerlei Zusatzkosten wie Zollgebühren oder Einführungssteuer. Außerdem ist auch die Lieferung an sich kostenfrei. Eine böse Überraschung gab es aber seitens PayPal. Der Zahlungsdienst berechnete uns für das damals 1537 Euro kostende Vivo X Fold (512 GB) eine Gebühr in Höhe von 57,24 Euro.
TradingShenzhen verschickt die Ware in einer gut gepolsterten und robusten Kunststoffverpackung. Nett: als Goodies lagen zwei Schutzhüllen und ein Kugelschreiber bei.
Umtausch und Eigenheiten
Montagsgerät erwischt, Umtausch vollzogen
Verarbeitungsmängel kann es bei jedweden Produkten geben. Meistens bleibt man davon verschont, diesmal hatten wir aber kein Glück. Das Scharnier des Vivo X Fold war nicht komplett fest. Die beiden Hälften ließen sich begleitet von einem quietschenden Geräusch im geschlossenen Zustand minimal bewegen. Für eine Summe von mehr als 1500 Euro wollten wir diesen Umstand nicht hinnehmen. Wir setzten uns mit dem Kundensupport per E-Mail in Verbindung. Dieser war kompetent, freundlich und kommunizierte auf Deutsch.
Weihnachtliche Gratis-Socken zum Handy
Bild: Andre Reinhardt
Das defekte Handy machte sich am 7. November per UPS auf den Weg zu einem Partner in Deutschland. Einen Tag später traf das Gerät dort zur Inspektion ein. Am 10. November bewilligte TradingShenzhen den Umtausch und ließ uns einen Tag darauf eine Bestellbestätigung zukommen. Am 17. November erfolgte der Versand und am 23. November hielten wir das Foldable in Händen. Diesmal frei von jedweden Verarbeitungsmängeln. Ein Paar Socken im Weihnachtsstil gab es gratis dazu.
Potenzielle Eigenheiten des China-Smartphones
In China ist die Ausdauer eines Mobiltelefons den Anwendern wichtiger als Benachrichtigungen in Echtzeit. Wenn WhatsApp und Co. also keinen Mucks von sich geben, müssen die Anwendungen entsprechend angepasst werden. Das geschieht meist mit wenigen Handgriffen. So müssen Sie beispielsweise bei einem importierten Vivo-Smartphone auf Basis von Origin OS zunächst das Icon der betreffenden App gedrückt halten. Nun wird der Menüpunkt "App-Info" ausgewählt. In diesem Bereich geht es weiter zu den Berechtigungen.
Öffnen Sie "Alle Berechtigungen". Dort sollten sämtliche Optionen im Abschnitt "Geräteverwaltung", besonders wichtig "Autostart", aktiviert werden. Anschließend rufen Sie in den Einstellungen des Smartphones den Menüpunkt "Verwaltung des Stromverbrauchs im Hintergrund" im Abschnitt "Akku" auf. Wählen Sie die App aus, die Benachrichtigungen in Echtzeit ausgeben soll. Aktivieren Sie die Option "Hohen Stromverbrauch im Hintergrund". Keine Angst, dies wirkt sich kaum auf die Ausdauer aus. Jetzt dürften Benachrichtigungen wie gewohnt ankommen. Der Vorgang muss für jede gewünschte App wiederholt werden.
Links Galaxy Z Fold 2 5G, rechts
Vivo X Fold
Bild: Andre Reinhardt
Beim ersten Einlegen der SIM-Karte warnt das Handy eventuell, dass es sich um keine chinesische SIM-Karte handelt, und es 5G-Probleme geben kann. Diese Nachricht können Sie ignorieren. Sofern die benötigten Frequenzen unterstützt werden, agiert das Mobilgerät genauso gut im Mobilfunknetz wie ein europäisches Modell. Auch wenn das Smartphone auf eine andere Systemsprache umgestellt wurde, tauchen in manchen Bereichen chinesische Schriftzeichen auf. Dies betrifft aber nur einen sehr kleinen Teil der Benutzeroberfläche. Ganz vermeiden lässt sich das nicht.
Was Sie noch beim Kauf beachten sollten, verrät unser China-Handy-Ratgeber. Außerdem gibt es einen umfassenden Erfahrungsbericht zum Vivo X Fold.