Verteilerkästen: Die stillen Lieferanten des Breitband-Internets
Es steckt teure Technik in den Verteilerkästen, die vor allerlei Gefahren geschützt werden muss
Wikimedia Commons/Jannis Walter
Jeder kennt sie und seitdem Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom die Bandbreiten mit Vectoring erhöhen oder ihre Netze mit Glasfaser ausbauen, steigt ihre Zahl: Die grauen Verteilerkästen sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie bergen jede Menge High-Tech in sich und sind selbst weit mehr als eine profane Box aus Kunststoff oder Aluminium. Denn an einen Verteilerkasten werden zahlreiche Anforderungen gestellt, die in diversen Test abgeprüft werden.
So werden Verteilerkästen zum Beispiel auf ihre Wärmeabfuhr, Sicherheit oder Dichtigkeit sowie gegen elektromagnetische Emissionen, Erdbeben, Vibrationen, Vandalismus, ätzende Flüssigkeiten oder Kälte getestet. Und das ist nur eine Auswahl, denn die Ansprüche an die Verteilerkästen steigen immer weiter und damit auch die Zahl der Vorschriften.
Das größte Problem: Parkschäden
Es steckt teure Technik in den Verteilerkästen, die vor allerlei Gefahren geschützt werden muss
Wikimedia Commons/Jannis Walter
Wegen kurz- oder schlicht unvorsichtiger Autofahrer werden immer häufiger Verteilerkästen aus Aluminium eingesetzt, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Metall nimmt allerdings Hitze und Kälte schneller an als Kunststoff. Die Wärmeabfuhr spielt ohnehin eine wesentliche Rolle bei der Konstruktion eines Verteilerkastens.
Für eine bessere Luftzirkulation werden sie mit einer Doppelwand ausgestattet. Bei aktiver Technik muss zusätzlich eine Kühlung eingesetzt werden. Vielen Anwohnern waren jedoch die Lüfter in den neuen VDSL-Kästen der Telekom zu laut, weshalb sie oftmals ausgetauscht werden mussten. Bei passiver Technik kann auf die Kühlung verzichtet werden. Die Doppelwand sorgt für einen genügend schnellen Luftaustausch, sodass innen wie außen einigermaßen gleiche Temperaturen herrschen und sich kein Kondensat im Verteilerkasten bildet.
Wenn der Molli fliegt
Neben den mechanischen gibt es auch ästhetische Anforderungen an einen Verteilerkasten. Schmierereien müssen leicht zu entfernen sein und auch die Reviermarkierungen von Hunden darf dem Kasten nichts anhaben. So werden verschiedene Lacke und Beschichtungen gegen Graffiti und Flüssigkeiten eingesetzt.
Natürlich könnte so ein Verteilerkasten anstatt im biederen Grau auch in Grün oder Rot aufleuchten. Wahrscheinlich würde das aber ebenso wie die lauten Lüfter den Unmut der Anwohner hervorrufen. Während die Farbwahl dem Besitzer überlassen wird, hat das Bundesverkehrsministerium genaue Vorstellungen darüber, wie schnell ein Verteilerkasten installiert werden muss und wie das Kabelmanagement im Inneren auszusehen hat. Dafür gibt es ein Materialkonzept des Ministeriums, das beim Aufbau beachtet werden muss.
Innen High-Tech, außen Dreck - Schmierereien müssen schnell entfernt werden können. Dafür gibt es spezielle Lacke und Beschichtungen
MH Media
Zu guter Letzt spielt auch der Installationsort eine Rolle – Stichwort Vandalismus. Der Sicherheitsstandard wird in vier Level unterteilt, die sich in der Zeit, die jemand wahrscheinlich für den Aufbruch eines Verteilerkastens benötigen würde, unterscheiden. Die niedrigste Stufe findet sich in ländlichen Regionen. Level 2 muss in Städten oder Seitenstraßen gewährleistet sein.
Ein Verteilerkasten in der Nähe von Bahnhöfen oder Sportstadien muss Level 3 genügen. Ein Level-4-Verteilerkasten wird dort benötigt, wo es zum Beispiel häufiger zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei kommt. Wenn ein Molotowcocktail einen Kasten trifft, darf der nicht sofort in Flammen aufgehen. Ein Verteilerkasten aus üblichen Polycarbonat entzündet sich bei rund 220 Grad, während einer aus Aluminium Temperaturen bis über 520 Grad Celsius aushält.
Schutz gegen Datendiebe
Ein Verteilerkasten darf auch aus Gründen des Datenschutzes und der Datensicherheit nicht so einfach aufzubrechen sein. Auch hier gibt es diverse Vorschriften. Das beinhaltet auch die Kontrolle derjenigen, die zu Wartungs- oder Reparaturzwecken die Verteilerkästen öffnen müssen. So gibt es etwa Zugangskontrollen über Bluetooth, die den jeweiligen Mitarbeiter eindeutig identifizieren und erst dann das Schloss öffnen. Derlei Sensortechnik wird auch dazu eingesetzt, um zum Beispiel Temperaturen oder Feuchtigkeitsstände an Mitarbeiter zu übermitteln.
So geht's auch. Wesentlich ansehnlicher werden die Verteilerkästen, wenn sie hübsch bemalt sind
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Als sei dies alles nicht schon genug an Vorschriften und Normen, die berücksichtigt werden müssen, können sich die Hersteller und Betreiber darauf einstellen, dass in Zukunft weitere Anforderungen auf Verteilerkästen zukommen, denn schließlich stellt sich auch die Frage nach der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien. So werden demnächst die grauen Kästen grün – im übertragenen Sinne.