Themenspezial: Verbraucher & Service Breitband-Ausbau

Netzausbau auf dem Land könnte an "Wirtschaftlichkeit" scheitern

Einige Regionen müssen vermehrt finanziell gefördert werden
Von dpa / Jennifer Buchholz

Die Versorgnung aller Haushalte in Deutschland mit Breitband wird sehr teuer. Die Versorgnung aller Haushalte in Deutschland mit Breitband wird sehr teuer.
Bild: dpa
Mecklenburg-Vorpommern droht bei der Ver­sorgung mit schnellem Internet eine tiefe Kluft zwischen Städten und ländlichen Regionen. Das wurde heute in Neu­branden­burg bei einer Tagung der Industrie- und Handels­kammern im Nord­osten zur Breit­band­versorgung deutlich. "Wirtschaft­lichkeit ist beim Ausbau des Netzes oberstes Gebot", sagte Torsten Freiberg, Regional­leiter der Deutschen Telekom. Man müsse abwägen zwischen dem technisch Möglichen und dem wirtschaft­lich Machbaren. Der Haupt­geschäfts­führer der IHK in Neu­branden­burg, Torsten Haasch, forderte, dass die Internet­versorgung von Kommunen künftig mit der gleichen Priorität vorangetrieben wird wie die Straßen-, Energie- und Wasser­versorgung.

Internetversorgung gewinnt an Priorität

Die Versorgnung aller Haushalte in Deutschland mit Breitband wird sehr teuer. Die Versorgnung aller Haushalte in Deutschland mit Breitband wird sehr teuer.
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"Wie wichtig die Versorgung mit Internet ist, haben aber noch nicht alle Kommunen erkannt", meinte Bernd Holter, der Leiter des Breitband­kompetenz­zentrums Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der dünnen Besiedlung müsse der Netzausbau in vielen Regionen mit mehr als 80 Prozent gefördert werden, was vor allem die Kommunen organisieren müssten.

"Wenn wir auf 16 MBit/s gehen, sind die weißen Flecken schon deutlich größer", sagte Holter. Bei 50 MBit/s - wie von der Bundes­regierung bis 2018 angestrebt - seien fast nur die größeren Städte versorgt. Nach Angaben der IHK bräuchten aber Firmen immer größere Datenmengen, so dass auch mit Glas­faser­kabel ausgestattete Gewerbe­gebiete wie in Trollenhagen und Waren (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, weil die Gebiete geplant worden waren, als die rasante Internet­entwicklung so noch gar nicht absehbar war.

"Das Problem ist, dass wir uns gerade zwischen zwei EU-Förderperioden befinden", erläuterte Holter. So griffen 2014 andere EU-Regelungen, beispielsweise bei Aus­schreibungen solcher Leistungen. Der Internetausbau spiele auch in den Berliner Koali­tions­ver­handlungen eine wichtige Rolle. So hat sich eine Arbeitsgruppe von SPD, CDU und CSU darauf verständigt, eine Milliarde Euro zusätzlich für den Breitbandausbau einzuplanen.

Telekom und Vodafone planen Ausbau der Internetversorgung

Telekom und Vodafone kündigten für die nächsten Jahre einen weiteren Ausbau ihrer Netze an. "Bei uns sind 2014 Greifswald, Stralsund, Barth, Ribnitz-Damgarten, Rostock und Schwerin dran", erklärte Freiberg. Diese Städte hätten sich sehr kooperativ gezeigt, beispielsweise beim Baurecht. Neu­branden­burg habe einen Ausbau durch die Telekom abgelehnt, dort betreiben die Stadtwerke ein eigenes Netz.

Vodafone werde in den nächsten Jahren wieder verstärkt neue Masten zur Internet­versorgung aufstellen, sagte ein Firmen­sprecher. Der Bürgermeister von Waren, Günter Rhein (SPD), kritisierte, dass die Schweriner Landes­regierung keine eindeutige Strategie zum Ausbau der Internet­versorgung verfolge.

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