Netzausbau auf dem Land könnte an "Wirtschaftlichkeit" scheitern
Die Versorgnung aller Haushalte in Deutschland mit Breitband wird sehr teuer.
Bild: dpa
Mecklenburg-Vorpommern droht bei der
Versorgung mit schnellem Internet eine tiefe Kluft zwischen Städten
und ländlichen Regionen. Das wurde heute in Neubrandenburg bei
einer Tagung der Industrie- und Handelskammern im Nordosten zur
Breitbandversorgung deutlich. "Wirtschaftlichkeit ist beim Ausbau des
Netzes oberstes Gebot", sagte Torsten Freiberg, Regionalleiter der
Deutschen Telekom. Man müsse abwägen zwischen dem
technisch Möglichen
und dem wirtschaftlich Machbaren. Der Hauptgeschäftsführer der IHK in
Neubrandenburg, Torsten Haasch, forderte, dass die Internetversorgung
von Kommunen künftig mit der gleichen Priorität vorangetrieben
wird wie die Straßen-, Energie- und Wasserversorgung.
Internetversorgung gewinnt an Priorität
Die Versorgnung aller Haushalte in Deutschland mit Breitband wird sehr teuer.
Bild: dpa
"Wie wichtig die Versorgung mit Internet ist, haben aber noch
nicht alle Kommunen erkannt", meinte Bernd Holter, der Leiter des
Breitbandkompetenzzentrums Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der dünnen
Besiedlung müsse der Netzausbau in vielen Regionen mit mehr als
80 Prozent gefördert werden, was vor allem die Kommunen organisieren
müssten.
"Wenn wir auf 16 MBit/s gehen, sind die weißen Flecken schon deutlich größer", sagte Holter. Bei 50 MBit/s - wie von der Bundesregierung bis 2018 angestrebt - seien fast nur die größeren Städte versorgt. Nach Angaben der IHK bräuchten aber Firmen immer größere Datenmengen, so dass auch mit Glasfaserkabel ausgestattete Gewerbegebiete wie in Trollenhagen und Waren (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, weil die Gebiete geplant worden waren, als die rasante Internetentwicklung so noch gar nicht absehbar war.
"Das Problem ist, dass wir uns gerade zwischen zwei EU-Förderperioden befinden", erläuterte Holter. So griffen 2014 andere EU-Regelungen, beispielsweise bei Ausschreibungen solcher Leistungen. Der Internetausbau spiele auch in den Berliner Koalitionsverhandlungen eine wichtige Rolle. So hat sich eine Arbeitsgruppe von SPD, CDU und CSU darauf verständigt, eine Milliarde Euro zusätzlich für den Breitbandausbau einzuplanen.
Telekom und Vodafone planen Ausbau der Internetversorgung
Telekom und Vodafone kündigten für die nächsten Jahre einen weiteren Ausbau ihrer Netze an. "Bei uns sind 2014 Greifswald, Stralsund, Barth, Ribnitz-Damgarten, Rostock und Schwerin dran", erklärte Freiberg. Diese Städte hätten sich sehr kooperativ gezeigt, beispielsweise beim Baurecht. Neubrandenburg habe einen Ausbau durch die Telekom abgelehnt, dort betreiben die Stadtwerke ein eigenes Netz.
Vodafone werde in den nächsten Jahren wieder verstärkt neue Masten zur Internetversorgung aufstellen, sagte ein Firmensprecher. Der Bürgermeister von Waren, Günter Rhein (SPD), kritisierte, dass die Schweriner Landesregierung keine eindeutige Strategie zum Ausbau der Internetversorgung verfolge.