Mehr Unabhängigkeit von ausländischer Technik
High-Tech Expo in Peking
Bild: dpa
Deutschland und Europa sollten aus Sicht des
IT-Verbandes Bitkom ihre heimischen Technologie-Unternehmen stärken
und so unabhängiger von Produkten aus dem Ausland werden. Deutschland
müsse zentrale Technologien selber erstellen können, sagte
Bitkom-Präsident Dieter Kempf heute in Berlin. Besonders im
Konsumentenbereich sei das heute "nur sehr eingeschränkt" der Fall.
"Im globalen Maßstab führen andere Unternehmen, aber nicht solche aus
Europa und schon gar nicht solche aus Deutschland."
High-Tech Expo in Peking
Bild: dpa
Um aufzuholen, müsse Deutschland den IT-Markt innerhalb der
Europäischen Union antreiben und zusammenführen, forderte Kempf. "Wir
brauchen einen echten digitalen Binnenmarkt." Er drängte darauf,
einheitliche Regeln für den Datenschutz zu verabschieden, die seit
Jahren in der Europäischen Union verhandelt werden. "Lasst es uns
jetzt endlich mal umsetzen", sagte er. Er hoffe, dass die Richtlinie
in den nächsten sechs bis zwölf Monaten fertig werde. Europäische
IT-Unternehmen bräuchten einen einheitlichen Markt, um
gegen Konkurrenten aus China oder den USA bestehen zu können.
Das sei auch aus Sicherheitsgründen wichtig. Hiesige Unternehmen, Behörden und Privatleute sollten frei entscheiden könnten, welche Programme und Geräte sie nutzen wollen. Dabei sollten sie mehrere vertrauenswürdige Alternativen zur Verfügung haben, sagte Kempf.
Schutz der Kommunikation von Unternehmen und Privatleuten
Dieser Appell ist auch interessant, weil die Snowden-Enthüllungen eine Diskussion über die Bedrohung durch Geheimdienste angestoßen haben. Doch Kempf will sich nicht allein darauf beziehen: "Der Feind im digitalen Umfeld sitzt nicht nur in den Geheimdienstzentralen der Welt." Unternehmen und Privatleute müssten ihre Kommunikation vor allen Gefahren gleichermaßen schützen. Dennoch sagte auch Kempf, die jüngsten Vorwürfe von Wirtschaftsspionage hätten das Vertrauen der deutschen Unternehmen in die deutschen Behörden erschüttert.
Bitkom-Grafik
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Grafik: Bitkom
Der Verband fordert außerdem, dass Deutschland mehr Geld in Forschung
zu digitalen Technologien investiert. Bürokratie für junge
Unternehmen müsse abgebaut werden. Hier habe es eher Rückschritte
gegeben, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Auch
im Bereich der Bildung hat sich so gut wie nichts entwickelt."
Der Bitkom vertritt mehr als 2 000 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, die Software herstellen, Internetdienste anbieten oder Infrastruktur bauen. Unter den Mitgliedern sind auch die deutschen Tochterfirmen großer US-Unternehmen wie Microsoft, Google, Facebook oder IBM.