So kommen LTE & UMTS ins Berliner Olympiastadion
Schaubild zur Abdeckung der einzelnen Antennensegmente im Stadion.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki, Grafik: teltarif.de / Jacqueline Bopp
Es war knapp, doch es ist geschafft: Kurz vor dem DFB-Pokal-Finale im Berliner Olympiastadion an
diesem Wochenende haben die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und
Telefónica im drittgrößten
Stadion Deutschlands gemeinsam ihre Netze in Betrieb genommen. Gemeinsam bedeutet, dass ein Teil der
Infrastruktur im Auftrag aller Netzbetreiber durch die Deutsche Telekom gebaut wurde, die eigene Netzinfrastruktur
aber von jedem Netzbetreiber errichtet wurde. Wir geben Ihnen einen Einblick in den Netzausbau
in der Hauptstadt.
Schaubild zur Abdeckung der einzelnen Antennensegmente im Stadion.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki, Grafik: teltarif.de / Jacqueline Bopp
"Meine Kollegen sind gerade noch im Stadion und messen", sagt uns ein Vodafone-Netztechniker, als wir ihn am vergangenen
Donnerstag vorm Olympiastadion treffen. Bei Messungen sind bei LTE noch Fehler aufgetreten.
Damit es am Wochenende bei mehr als 70 000 Zuschauern im Stadion nicht
zu Problemen kommt, wird noch einmal nachgebessert.
Zutritt zum Stadion haben wir nicht mehr, das Pokalfinale wirft seine Schatten voraus.
Mangels Akkreditierung dürfen weder unser Gesprächspartner aus der Vodafone-Technik,
noch wir das Stadion betreten. Nur die Messtechniker von Vodafone können noch letzte Hand anlegen.
Uns bleibt nur das Gespräch vor dem Stadion, doch das ist genauso spannend, wie die Antennen und
die Technik mit eigenen Augen zu sehen.
72 Antennen versorgen etwa 70 000 Zuschauer
Eine der Antennen im Stadion
Quelle: Vodafone
72 Antennen haben die Netzbetreiber gemeinsam im sogenannten Kessel des Stadions aufgebaut.
Grob gesprochen heißt das, das pro Zuschauerblock im Stadion ein Antennensektor bereitsteht. Hinzu kommt die Ausleuchtung
des Spielfeldes mit einer einstelligen Antennenzahl. "Das machen wir nicht, damit die Spieler während des Spiels
ihr Handy nutzen, sondern für andere Großveranstaltungen wie Konzerte, wo die Zuschauer und somit die Smartphones auch
im Innenbereich des Stadions sind." Dankend annehmen werden diese Innenversorgung aber auch die Pressefotografen,
die am Spielfeldrand sitzend noch während des Spiels ihre Bilder in die Redaktionen schicken. Im Schnitt versorgt jede
Antenne etwa tausend Zuschauer, verteilt auf drei Netzbetreiber. Jeder Netzbetreiber setzt dabei seine Frequenzen ein, für die
er die entsprechenden Lizenzen hat.
Antenne unterm Dach
Quelle: Vodafone
Die 72 Antennen bekommen das gemeinsame Sendesignal der drei Netzbetreiber über ein HF-Kabel angeliefert.
Dabei hat das Sendesignal vorher eine ganze Reihe an Technik durchlaufen, die mit Begriffen wie "BBU", "Remote-Radio-Unit",
"Master Unit" oder "optischer Repeater" bezeichnet werden und wichtig sind, an dieser Stelle aber
nicht weiter erklärt werden sollen. Die Strecken zwischen den zentralen Teilen der Anlage und den Repeatern
werden per Glasfaser überbrückt, da die Abstände zwischen dem Technikraum und den Antennen zu lang sind,
um HF-Kabel einzusetzen.
UMTS und LTE im Stadion
Viel mehr soll es in diesem Hintergrund um die Besonderheit des Projektes und die Mobilfunkversorgung der Fußball-Fans gehen. Denn dass Vodafone bei diesem Projekt - wie auch bei einigen anderen Großprojekten - mit anderen Netzbetreibern zusammenarbeitet, fordert Kompromisse. Die eingesetzten optischen Repeater unterstützen UMTS und LTE in zwei verschiedenen Frequenzbereichen. Einen der gewählten LTE-Bereiche kann Vodafone nicht nutzen, weil der Netzbetreiber diesen Frequenzbereich nicht für LTE einsetzt.
72 optische Repeater steuern die 72 Antennen im Stadion an. Vodafone hat nicht jede Antenne und jeden Repeater mit einer eigenen Basisstation (Node-B) versehen, da das nach Netzbetreiberangaben über das Ziel hinausschießen würde. Vielmehr teilen sich mehrere Antennen eine Basistation, was aber ausreichend Kapazität schaffe, ist man überzeugt. Zudem kann die Anlage vergleichsweise kurzfristig aufgerüstet werden. Wenn also beispielsweise die Ostkurve der Hertha bei Vodafone deutlich mehr Traffic generiert als der Rest des Stadions, kann bis zum nächsten Spiel gezielt in diesen Zuschauerbereichen mehr Kapazität bereitgestellt werden. Sogar bis zum Champions-League-Finale im gleichen Stadion nur eine Woche später sei die Aufrüstung möglich, betont der Techniker.
Doppelte Netzkapazität einer mittelgroßen Stadt
Die bereitgestellte Technik übertrifft übrigens die einer durchschnittlichen Mittelstadt. Laut Vodafone wird beispielsweise der Ort Brandenburg an der Havel (71 000 Einwohner) mit 27 UMTS-Senderstandorten versorgt. Im Olympiastadion wird die doppelte Kapazität bereit gestellt wie in der brandenburgischen Stadt.
Kurz nach unserem Gespräch in der Nähe des Olympiastadions melden sich dann noch die Messtechniker von Vodafone zu Wort: LTE im Stadion funktioniert nach den letzten Messungen. Die Messtechniker von Vodafone konnten bei Testmessungen im nahezu leeren Stadion 25 MBit/s im UMTS-Netz und mehr als 120 MBit/s im LTE-Netz messtechnisch nachweisen.
Auch wenn am Ende nicht jeder Zuschauer einen TV-Livestream abrufen können wird, für die übliche Social-Network-Kommunikation sollten die bereitgestellten Kapazitäten locker ausreichen. Und es sollte deutlich besser laufen als bislang. Hier war LTE nur von normalen Standorten außerhalb des Stadions zu empfangen. Und bei UMTS ging bei einem vollen Stadion trotz spezieller Antennenanlage nichts. Die Anlage war 2006 zur Fußball-WM geplant worden, als Smartphones gerade erst im Kommen waren.