Mobilfunknetze: Mit MIMO 90 Prozent mehr Upload?
Drei wichtige Mobilfunknetzbetreiber gibt es in den USA. Der älteste ist wohl AT&T, die Abkürzung für "American Telephone & Telegraph", dort auch liebevoll als "Ma Bell" (nach Alexander Graham Bell, einem der Erfinder des Telefons benannt).
Kürzlich hat Andre Fuetsch, Technik-Vorstand bei AT&T, erklärt, warum er MIMO (Multi Input, Multi Output, die raffinierte Kombination mehrerer Einzelantennen) gut findet: Die Möglichkeit, die Uplink-Geschwindigkeiten zu erhöhen, haben es ihm angetan. Das berichtet das gewöhnlich gut informierte Magazin Mobileworldlive.
Bei AT&T setzt man große Hoffnungen in MIMO-Antennen-Technik.
Foto: AT&T
Fuetsch ist nicht irgendwer. Er ist auch Vorsitzende der Open-RAN-Alliance, die sich für eine Offenlegung und Aufspaltung der Radio-Access-Node-Komponenten einsetzt. Bei einem Mobilfunknetztechnik-Forum für Entscheider in den USA erklärte Fuetsch in diesen Tagen, dass es bei MIMO um die "Maximierung der drahtlosen Bandbreite bei gleichzeitiger Minimierung von Interferenzen" gehe, was "die beste Qualität und das beste Nutzererlebnis" schaffen könne.
Fuetsch gibt sich selbstbewusst: "AT&T ist in mehreren Anwendungsfällen führend, einschließlich MIMO-Basisfunktionen und Optimierung der Netzwerkkapazität". MIMO werde eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Netzkapazität für neue Anwendungsfälle spielen, insbesondere für solche Fälle, be denen der Uplink (vom Handy zum Netz) verstärkt genutzt werden soll.
AT&T arbeitet mit Nokia
AT&T und Nokia hatten Ende Februar bekannt gegeben, dass sie an einem "verteilten Massive-MIMO-Projekt" zusammenarbeiten, was die 5G-Uplink-Raten und -Kapazität "um bis zu 90 Prozent steigern" könnte - ein sehr anspruchsvoller Wert.
Fuetsch sieht optimiertes MIMO als "grüne" Technologie, weil sie das Spektrum (die genutzten Frequenzen) und die Leistung reduziere, welche für die Übertragung eines einzelnen Bits erforderlich seien. MIMO könne die Verfügbarkeit von kommerziellen Produkten in Carrier-Grade (hoher Anspruch für Netzbetreiber) beschleunigen.
Linux Foundation mit an Bord
Fuetsch wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Arbeitsgruppe "LF Networking" der Linux Foundation Vorlagen für 5G erstellt habe, die zeigten, wie Open-Source-Gruppen zusammenarbeiten könnten. So kann demonstriert werden, wie Dienste über das RAN (Funknetzwerk) und den Core (Kernrechenzentrum) "orchestriert" (aufgebaut und zusammengefügt) werden könnten. Die Entwürfe kombinierten ausgereifte, auf Open Source basierende Technologien und Communities, hieß es weiter.
Arpit Joshipura, zuständig für Netzwerke, Edge-Computing and IoT bei der Linux Foundation, erklärte ergänzend, dass seine Forschungsergebnisse Komponenten von Software-Subsystemen zusammenfassen könnten, so dass die Mitglieder der Foundation sie nachbauen oder ergänzen können.
Vieles noch im Laborstadium
Während diese Blaupausen ("blueprints") noch in Labors getestet werden, sind sie noch nicht kommerziell verfügbar: "Es sind Fallstudien in der Entwicklung, welche dann reale Einsätze von "5G-Super-Blaupausen" zur Folge haben werden", erklärte Joshipura stolz.
Single RAN vs. Open RAN
Die Single-RAN-Komponenten der klassischen Hersteller wie Huawei, Ericsson und anderer (u.a. auch Nokia) waren bisher hochgezüchtete, auf Effizienz optimierte und proprietäre Systeme, die den Kauf der kompletten Baugruppen-Kette bei einem Hersteller notwendig machten.
Mit dem Aufbau der 5G-Netze möchten immer mehr Hersteller und Anbieter an dem Kuchen teilhaben. Der Traum ist, dass Netzbetreiber sich jedes Einzelelement eines Netzes bei einem Anbieter nach eigenem Geschmack (und günstigstem Preis) kaufen können. Durch den Einsatz von handelsüblicher X86-Prozessor-Hardware und die Verwendung von viel Software, die in einer Cloud läuft, erhoffen sich die Open-RAN-Fans mehr Flexibilität und Vielfalt. Der Nachteil ist aber, dass man viel Know How braucht, um die einzelnen Komponenten bewerten und testen zu können, ob sie einerseits das tun, was sie sollen und anderseits "sicher" sind. Außerdem kommen wichtige Spieler der Open-RAN Welt aus den USA, was die Politik besonders freut.
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