ARD und ZDF bündeln Mediatheken in einem Netzwerk
Als „kleine Revolution“ bezeichnete heute ZDF-Intendant Thomas Bellut die Pläne zur Zusammenlegung der beiden Mediatheken. Zusammen verfügen ARD und ZDF über mehr als 250.000 Filme, Dokumentationen, Satire- und Serienstoffe. Bereits seit zwei Jahren arbeiten beide im Streaming-Bereich zusammen. „Über das Streaming-Netzwerk haben wir monatelang miteinander gesprochen“, sagte Bellut. Damit sollen die Inhalte von ARD und ZDF schrankenlos verfügbar und zum Beispiel auch über eine Suchfunktion auffindbar sein.
Bad Banks vom ZDF und der ARD-Tatort auf der Startseite der ZDFmediathek. Die Inhalte beider Programmanbieter stehen in beiden Mediatheken zur Verfügung.
Screenshot: MH Media
Die Öffentlich-Rechtlichen wollen damit ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Netflix und Disneys dieser Welt sowie das öffentlich-rechtliche Ökosystem stärken. „Wir sind offen für weitere Partner“, sagte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow bei der heutigen Präsentation des Streaming-Netzwerks. Zur Frage, ob das auch private Programmanbieter mit einbeziehe, sagte ZDF-Intendant Bellut, dass man so weit noch nicht gedacht habe. Auch von einer weiteren Zusammenlegung beider Sendeanstalten, wie sie derzeit in der Diskussion um den Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäuser thematisiert wird, wollten deren Chefs nichts wissen.
Kosten mit vorhandenen Etats decken
Bad Banks vom ZDF und der ARD-Tatort auf der Startseite der ZDFmediathek. Die Inhalte beider Programmanbieter stehen in beiden Mediatheken zur Verfügung.
Screenshot: MH Media
In den vergangenen Monaten haben ARD und ZDF an einer gemeinsamen technischen Plattform für das Streaming-Netzwerk gearbeitet. Gleichzeitig behalten beide Sendeanstalten aber ihre eigene Identität, denn der publizistische Wettbewerb zwischen ARD und ZDF soll aufrechterhalten werden. Schließlich sei dies der Garant für die Qualität der Inhalte, ergänzte SWR-Intendant Kai Kniffke. Auch die eigenen Nutzeroberflächen werden zunächst beibehalten, aber im Rahmen des Aufbaus der gemeinsamen technischen Basis werden Design und auch Navigation schrittweise angepasst. Bellut rechnet damit, dass es rund zwei Jahre dauern wird, bis das Streaming-Netzwerk vollständig steht.
SWR-Intendant Kai Gniffke, ZDF-Intendant Thomas Bellut und ARD-Vorsitzender Tom Buhrow (v. l. n. r.) werden die Kosten für das neue Streaming-Netzwerk aus vorhandenen Etats begleichen
ZDF/Ralph Orlowski
Für den Gebührenzahler wird dieses Projekt keine Erhöhung der Rundfunkabgabe nach sich ziehen. Schließlich werden bislang parallel laufende Entwicklungen, wie etwa die für ein Empfehlungssystem, in Zukunft gemeinsam koordiniert. „Wir stemmen die Kosten aus den bisherigen Etats“, erklärte Buhrow. Auch wenn auf technischer Seite Entwicklungen zusammengelegt werden, rechnet ZDF-Intendant Bellut nicht mit großen Einsparungen. „Wir werden für dieses Projekt aber nicht bei der KEF mehr Mittel beantragen“, fügte Bellut hinzu. ARD und ZDF geben jährlich jeweils einen mittleren einstelligen Millionenbetrag für ihre Mediatheken aus.
Benutzerkonto für beide Mediatheken
Für das Streaming-Netzwerk wollen beide Partner ein hohes Maß an Personalisierung anbieten, um die Nutzerbindung zu intensivieren. So ist zum Beispiel ein Benutzerkonto für den Zugriff auf beide Mediatheken geplant, um anhand der historischen Daten Empfehlungen für Sendungen abgeben zu können. Das Konto ist aber keine Voraussetzung, um sich im Streaming-Netzwerk zu bewegen. Auch die anonyme Nutzung ist möglich, mit der man etwa Playlisten mit Inhalten beider Sendeanstalten erstellen kann.
Keine gute Nachricht für Hörer der ARD-Radios via Satellit: Die ARD trennt sich von ihrem "Radiotransponder". Ende Juli wechseln die Frequenzen und es gibt eine neue Audiocodierung. Mit vielen Altgeräten ist dann nichts mehr zu hören.