Reform

Konkretisiert: Diese Reform-Vorhaben plant die ARD

Die ARD will sich refor­mieren. Hierzu wurden nun Beschlüsse gefasst: So soll es über­geord­nete Kompe­tenz-Center, mehr Digi­tales im Netz und eine stär­kere Zusam­men­arbeit von Hörfunk­wellen und in den Dritten Fern­seh­pro­grammen geben.
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Die ARD will sich refor­mieren, und das Vorhaben nimmt jetzt Gestalt an. Die Inten­dan­tinnen und Inten­danten des öffent­lich-recht­lichen Sender­ver­bundes haben bei ihrer zwei­tägigen Sitzung in Stutt­gart Grund­satz-Entschei­dungen gefällt, wie der Umbau der ARD konkret aussehen wird.

Wie es heißt, verän­dere sich die ARD mit dem Nutzungs­ver­halten des Publi­kums. Dafür rücke sie in der tägli­chen Arbeit enger zusammen, teile noch mehr Aufgaben und orien­tiere ihre Programm­ange­bote konse­quent und zeit­gemäß an den Medien-Bedürf­nissen einer zuneh­mend digi­talen Welt. Im Fokus sollen "hoch­wer­tiger Jour­nalismus, beste Unter­hal­tung und regional veran­kerte Infor­mationen aus der Heimat der Menschen in Deutsch­land" stehen.

Die folgenden Vorhaben sollen konkret umge­setzt werden:

Kompe­tenz-Center: vereinte Kraft für Klima, Verbrau­cher und Gesund­heit

Die ARD will sich neu aufstellen und digitaler werden Die ARD will sich neu aufstellen und digitaler werden
Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Die Inten­danten haben beschlossen, bei den drei Themen­fel­dern Klima, Verbrau­cher und Gesund­heit die Ressourcen in jeweils einem Kompe­tenz-Center zu fokus­sieren. Das Kompe­tenz-Center produ­ziert künftig zentra­lisiert lineare und digi­tale Ange­bote, die von den Landes­rund­funk­anstalten über­nommen werden können. Bei Kompe­tenz-Centern liegt der Schwer­punkt auf über­regio­naler Bericht­erstat­tung. Damit entstehen mehr publi­zis­tische Exzel­lenz und mediale Wirk­sam­keit. Welche Medi­enhäuser in der ARD sich wie stark in den Kompe­tenz-Centern einbringen, entscheidet die ARD noch in diesem Jahr, so dass die Kompe­tenz-Center bereits 2024 starten können.

Eine vernetzte Gemein­schafts­redak­tion stärkt künftig die Wahr­nehm­bar­keit des tradi­tio­nellen öffent­lich-recht­lichen Genres "Hörspiel". Auch die neue Hörspiel-Gemein­schafts­redak­tion soll bereits im ersten Halb­jahr 2024 die Arbeit aufnehmen.

Konse­quent im Netz: digi­tale Erneue­rung der ARD

Jahr­zehn­telang waren lineares Fern­sehen und Radio die Haupt­ver­brei­tungs­wege für Infor­mation, Bildung, Kultur, Sport und Unter­hal­tung aus den ARD-Medi­enhäu­sern. Inzwi­schen nutzen die Menschen in Deutsch­land immer mehr digi­tale Medien, vor allem die jüngeren. Die ARD erwirt­schaftet deshalb rund 250 Millionen Euro in der kommenden Beitrags­periode 2025 bis 2028 zusätz­lich für jour­nalis­tische Ange­bote im Digi­talen. Ziel ist, auch im Sinne der Gene­ratio­nen­gerech­tig­keit, vor allem jüngere Menschen, die lineare Verbrei­tungs­wege wenig oder gar nicht nutzen, mit den viel­fäl­tigen Inhalten der ARD zu errei­chen. So wird der gesetz­liche Auftrag des öffent­lich-recht­lichen Rund­funks weiter in der linearen und künftig noch stärker in der digi­talen Welt erfüllt.

Die soge­nannte digi­tale Erneue­rung der ARD erfor­dere laut dem Sender­ver­bund umfang­reiche Entwick­lungs­arbeit bei der digi­talen Infra­struktur, zum Beispiel beim Aufbau von Empfeh­lungs- und Perso­nali­sie­rungs­diensten oder dem Manage­ment der unter­schied­lichen Inhalte. Das Projekt besteht aus 18 Bausteinen (Modulen) und ist auf mehrere Jahre ange­legt. In Stutt­gart haben die Inten­danten der ARD fest­gelegt, welche ARD-Medi­enhäuser bei den jewei­ligen Modulen die Verant­wor­tung über­nehmen. Auch hier gilt das Prinzip inten­siver Zusam­men­arbeit, Arbeits­tei­lung und gemein­samer Stan­dards. Im Rahmen der digi­talen Erneue­rung der ARD wird eine gemein­same tech­nische Infra­struktur für alle Landes­rund­funk­anstalten geschaffen, die auch auf die Zusam­men­arbeit mit dem ZDF bei dem gemein­samen Strea­ming-Netz­werk einzahlt. So sollen die Ange­bote und damit das Nutzungs­erlebnis verbes­sert werden. Bis Ende des Jahres sollen im nächsten Schritt die Details des Projekts ausge­arbeitet werden.

Mehr gemein­same Programm­ange­bote in Hörfunk und Fern­sehen

Im Hörfunk ist inten­sive Koope­ration schon heute geübte Praxis. Insbe­son­dere bei den Info­wellen wird über die ARD-Auslands­stu­dios, das ARD-Haupt­stadt­studio, die ARD-Sport­bericht­erstat­tung oder den gemein­samen Programm­aus­tausch eng zusam­men­gear­beitet: Teams aus verschie­denen ARD-Medi­enhäu­sern stellen Inhalte für die gesamte ARD her. Es gibt Programm­stre­cken, die mehrere ARD-Medi­enhäuser über­nehmen, wie die ARD Info­nacht, das ARD Nacht­kon­zert oder die ARD Popnacht. Künftig soll es zunächst bei den Kultur- und Info­wellen eine noch engere Zusam­men­arbeit geben. In einen neuen Inhalte-Pool bringen die ARD-Medi­enhäuser Beiträge, Repor­tagen und Sendungen ein, die dann allen zur Nutzung zur Verfü­gung stehen. Nach der Grund­satz­ent­schei­dung werden die Modelle nun weiter ausge­arbeitet und prak­tisch umge­setzt.

In den Dritten Programmen, den eigenen TV-Programmen der ARD-Medi­enhäuser, wird es eben­falls defi­nierte inhalt­liche Koope­rationen und Pool-Lösungen geben. So werden im ersten Schritt Beiträge für Gesund­heits- und Verbrau­cher-Maga­zine künftig vorrangig im jewei­ligen Kompe­tenz-Center produ­ziert und den ARD-Medi­enhäu­sern zur Verfü­gung gestellt. Nach den Grund­satz­beschlüssen von Stutt­gart wird nun die konkrete Umset­zung gemeinsam erar­beitet.

Aktuell laufen auch Diskus­sionen, ob und wie stark der Rund­funk­bei­trag erhöht werden soll.

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