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Editorial: Speichermangel

Neuer SD-Karten-Standard unnötig limitiert
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Administratoren kennen das Problem: Neue, größere Festplatten funktionieren oft nicht in älteren PCs. Und das nicht etwa, weil kein Platz für die neue Platte vorhanden wäre. Auch die Kabel und Stecker passen prima, wenn man den richtigen Typ bestellt hat. Aber ohne BIOS- oder Treiber-Update oder gar eine neue Schnittstellenkarte ist nur ein Teil der Kapazität der neuen Platte nutzbar, oder sie versagt ihren Dienst gar ganz.

Die gestiegene Kapazität der neuen Platte verlangt mehr Bits bei der Übertragung der Sektornummer, und diese zusätzlichen Bits scheinen geradezu chronisch irgendwo hängenzubleiben. Schon in den 90er-Jahren brachte die 504-MB-Grenze PC-Nutzer nach einer Aufrüstung zur Verzweiflung. Seitdem bringt praktisch jede Verdopplung der Festplattenkapazität irgendwelche unerwarteten Nebenwirkungen. Insbesondere waren neue BIOS-Funktionen nötig, um die 8-GB-Hürde zu knacken, und nach dem Anschluss von Platten über 16 bzw. 32 GB brachten hässliche Fehler im Award-BIOS zahlreiche Rechner zum Stillstand. Original-Windows XP erkannte keine Platten größer als 128 GB; erst das Service Pack 1 brachte hier Abhilfe. Das ist nur ein kleiner Auszug aus der Liste der Probleme.

SD-limitiert

Umso erstaunlicher ist es, dass die SD Association bei Speicherkarten die Fehler der PC-Welt wiederholt und die Maximalgröße von SD-Speichermedien nur im Trippelschritt erhöht. Denn deren Kapazität entwickelt sich noch schneller als die der Festplatten. Probleme und Ärger sind damit vorprogrammiert.

Als die 2 GB, die auf SD-Karten maximal gespeichert werden können, knapp wurden, folgte SD HC. Obwohl mit dem neu eingeführten Signalisierungsschema bis zu 2048 GB, entsprechend 2 TB, angesprochen werden könnten, wurde SD HC in der Spezifikation auf 32 GB limitiert. Jedoch können SD-HC-Karten von Geräten mit einfachem SD-Steckplatz weder gelesen noch beschrieben werden.

Die 32 GB von SD HC sind längst erreicht, und nun steht das nächste Update an: SD XC soll die 2 TB tatsächlich nutzbar machen. Zusätzliche Erweiterungen, insbesondere ein verbessertes Dateisystem und höhere Übertragungsraten, machen SD-XC-Karten inkompatibel mit älteren Geräten mit SD- oder SD-HC-Slots.

Derzeit verdoppelt sich die maximale Kapazität von Flash-Medien wie SD-Karten, USB-Sticks und Solid-State-Disks etwa alle 12 Monate, während sich im gleichen Zeitraum die Preise halbieren. Unmittelbar nach Verabschiedung der Spezifikation dürften erste SD XCs mit 64  oder gar bereits 128 GB auf den Markt kommen. Von da sind es nur vier bis fünf Jahre, bis das Limit erreicht ist.

Dabei wird es allein aufgrund der üblichen Produktzyklen für Chipsätze und Endgeräte ca. zwei Jahre dauern, bis bei allen Geräten, bei denen dieses aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit sinnvoll ist, der SD-Steckplatz in der XC-Variante ausgeführt wird. Danach haben wir dann zwei Jahre einen stabilen Standard, und dann muss bereits wieder aufgerüstet werden, mit dem Ergebnis, dass große Karten nicht in die alten Geräte passen.

Wofür?

Man mag nun die Frage stellen, wofür solche riesigen Speichermengen überhaupt gut sind. Aber die Erfahrung lehrt, dass die Anwender es bisher immer geschafft haben, nach der nächstgrößeren Platte zu verlangen, weil die alte voll ist. Als man noch Filme wechseln und entwickeln lassen musste, drückte man nur im idealen Moment auf dem Auslöser. In Zeiten der Digitalkameras macht man lieber dutzende Fotos zuviel, als den richtigen Moment zu verpassen. Digitale Camcorder liefern gigabyteweise Daten, zumal, wenn sie in Full-HD aufnehmen.

Der Trend zur Verkleinerung und Mobilisierung der Endgeräte hält ebenfalls weiter an. Auch wenn bei Netbooks aufgrund der höheren Kapazität von Festplatten derzeit der Trend weg von den Solid-State-Disks läuft, wird er sich in wenigen Jahren aufgrund der weiter verfallenen Flash-Preise abermals umkehren. SD XC könnte dann aufgrund der großen Kapazität der Gewinner sein. Bis dieses Format dem nächsten Nachfolger Platz machen muss.

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