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Editorial: Breitband für alle!?

Politik und Anbieter wollen "weiße Flecken" tilgen
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Es ist CeBIT, und die Qualität der IT-Infrastruktur gerät wieder einmal in den Fokus der Politik. Diese fordert parteiübergreifend, die Lücken beim schnellen Internet via DSL & Co. baldmöglichst zu schließen. Der Parlamentarische Wirtschaftsstaatssekretär Hartmut Schauerte (CDU) erklärt etwa gar, dass das Problem "binnen zwölf Monaten weitgehend gelöst" werden könne.

So richtig viel Geld möchte die Politik aber nicht investieren. Beim Verbraucherministerium und den Ländern stehen gerade einmal 50 Millionen Euro im Etat - angesichts der Milliardeninvestitionen, die bereits für DSL-Zugänge in den leichter versorgbaren Gebieten erforderlich waren nicht viel mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Folgerichtig schränkt Herr Schauerte also gleich wieder ein, dass man auch künftig nicht DSL auf jedem Einsiedlerhof bereitstellen werden könne. Viel mehr als Worte hat er eben doch nicht zu bieten.

VDSL

Überhaupt stellt sich die Frage, mit welcher Technik man die Distanzen künftig überbrücken will. Lobenswert ist in diesem Zusammenhang der Vorstoß von Arcor, moderne VDSL-Technik auf dem Land auszuprobieren. VDSL erlaubt nämlich nicht nur extrem hohe Bitraten auf den letzten hundert Metern, sondern auch die von ADSL gewohnten Bitraten bei entsprechend längeren Leitungen. In beiden Fällen werden VDSL-Knoten in Schaltkästen in Kundennähe aufgebaut nicht nicht wie gewöhnliche ADSL-Knoten in den herkömmlichen Vermittlungsstellen.

Kann ein Glasfaseranschluss mit vertretbarem Aufwand realisiert werden, ist die VDSL-Technik auch vergleichsweise kostengünstig. Hier kommt Arcor zugute, dass sie zusammen mit der Bahn ein sehr umfangreiches Glasfasernetz entlang vieler Bahnstrecken aufgebaut haben. Prädestinierte Standorte für VDSL-Kästen liegen also dort, wo sich das lange Kupferkabel zur nächsten Telekom-Vermittlungsstelle und eine Arcor-Glasfaser kreuzen, und zudem auch der nächste Stromanschluss nicht zu weit weg ist.

Man darf Arcor viel Glück und Erfolg bei dem Pilotprojekt wünschen, sowie eine große Zahl an geeigneten Standorten.

Repeater

Der andere Weg ist, das ADSL-Signal in der Mitte des Kabels zu verstärken oder zu regenerieren. Bei der Regeneration wird dabei das digitale Nutzsignal wiederhergestellt und anschließend neu codiert und ausgesendet, was den technischen Aufwand erhöht, aber verhindert, dass Störsignale aus dem vor dem Verstärker liegenden Kabelabschnitt mitverstärkt werden. Folglich erreichen Regeneratoren einen höheren Reichweitengewinn als einfache Verstärker.

Noch mehr Kilometer holen Technologien raus, die weniger störanfällige Technologien wie SHDSL von der Vermittlungsstelle bis zu einer abgesetzten ADSL-Einheit verwenden, ggfls. unter Nutzung von Regeneratoren, und erst auf dem letzten Teilstück ein ADSL-Signal übertragen. Technisch am hochwertigsten, verspricht diese Lösung den größten Reichweitengewinn, aber vermutlich auch zu den höchsten Kosten. Eine Lösung eines kleinen Anbieters haben wir von der CeBIT vorgestellt.

Egal, wie man es technisch im Detail aufbaut: Alle zwei bis vier Kilometer muss die bisherige Teilnehmeranschlussleitung aufgetrennt und eine zusätzliche Box eingebaut werden. Diese Boxen müssen zudem mit Strom versorgt werden, was insbesondere bei den Verstärkern und Regeneratoren die Nutzung zusätzlicher Adernpaare aus dem Telefonkabel nötig machen kann, wenn kein Stromanschluss am Verstärkerstandort in Reichweite ist. Die SHDSL-Lösungen können hingegen zwischen Vermittlungsstelle und abgesetztem ADSL-Knoten sogar Adernpaare einsparen.

Auch hier darf den Infrastrukturanbietern ein glückliches Händchen gewünscht werden: Bei der Auswahl der Technologie und Standorte der Verstärker, Regeneratoren oder DSL-Knoten.

Weiter warten

Und die Kunden? Diese werden sich, je nach Standort, weiterhin in Geduld üben müssen. Alle genannten Technologien müssen individuell geplant und installiert werden. Und über dem, was technisch machbar ist, steht dann noch das Diktat der Wirtschaftlichkeit. Sinkende Preise für DSL-Anschlüsse machen hier die Kalkulation, dem technischen Fortschritt zum Trotz, nicht gerade einfacher.

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