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Internet: Frauen surfen anders

Kommunikation ist wichtig, die Technik interessiert weniger
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind auch im Internet deutlich auszumachen. Wenn Frauen online gehen, dann suchen sie häufig nach Informationen über Reisen, Gesundheit, Kultur und Weiterbildung. Kommunikation beispielsweise per E-Mail hat Priorität, der technische Aspekt des Mediums steht bei vielen Nutzerinnen eher im Hintergrund. Während Online-Shopping beliebt ist, halten sich Frauen beim Online-Banking im Vergleich zu den Männern eher zurück.

Die Kommunikation steht bei vielen Frauen im Mittelpunkt: 74 Prozent der Frauen, die bundesweit einen Internetkurs bei dem Verein Kompetenzzentrum Technik Diversity Chancengleichheit (Kompetenzz) belegt hatten, gaben bei einer Umfrage an, sich für E-Mail zu interessieren. 62 Prozent der knapp 500 Befragten wollen Suchmaschinen nutzen, 69 Prozent interessieren sich für Reisetipps. Etwa die Hälfte der Kursteilnehmerinnen will im Internet einkaufen, nur wenige interessieren sich für Politik, Sport oder Aktienkurse.

Cornelia Lins vom Kompetenzzentrum in Bielefeld will möglichst vielen Frauen den Einstieg ins Internet erleichtern und bei denen, die schon drin sind, die Medienkompetenz steigern. "Frauen besuchen gerne Kurse, um etwas über das Internet zu lernen, oder sie fragen ihre Kinder, Enkel oder Freunde. Männer fragen eher Kollegen oder lesen Fachliteratur", erklärt sie.

Deutsche Frauen weniger online

Ehepartner sind laut Lins eher unwillkommene Ratgeber: "Ehepaare sitzen in unseren Kursen meist getrennt." Auf dem Portal des Kompetenzzentrums unter www.frauen-ans-netz.de können Internet-Einsteigerinnen einen Online-Kurs absolvieren. Fortgeschrittene finden dort Links zu Seiten, die für surfende Frauen interessant sind, beispielsweise zum Internetportal www.frauenmachenkarriere.de.

Laut einer Untersuchung der European Interactive Advertising Association (EIAA), dem Branchenverband europäischer Online-Vermarkter mit Sitz in London, verbringen deutsche Frauen im Schnitt nur 7,5 Stunden pro Woche im Internet. Der europäische Durchschnitt liegt dagegen bei 9,3 Stunden pro Woche.

Ein Grund dafür sei, dass es in Deutschland noch vergleichsweise wenige Breitband-Internetzugänge mit Flatrate gebe, sagt Nadja Elias, Pressesprecherin der United Internet Media in Montabaur. "Deshalb nutzen die deutschen Userinnen auch weniger Multimedia-Angebote mit hohem Datenaufkommen." Generell verbringen laut EIAA-Studie Männer mehr Zeit im Internet als Frauen, und Breitbandnutzer bleiben länger online als die, die einen langsameren Zugang haben.

In Deutschland surfen knapp 48 Prozent aller Frauen regelmäßig im Internet, bei den Männern sind es gut 63 Prozent. Die Zahlen stammen aus einer Studie des Kompetenzzentrums, die auf dem (N)Onliner-Atlas (www.nonliner-atlas.de) basiert. Der (N)Onliner-Atlas ist eine Studie über das Internetverhalten der Deutschen. Er wird jährlich vom Münchner Marktforschungsinstitut TNS Infratest und der Berliner Initiative D21 herausgegeben. Betrachtet man nur die Teenager, sieht die Statistik ganz anders aus im Alter von 14 bis 19 Jahren nutzen laut Kompetenzzentrum 84 Prozent der Mädchen das Internet, bei den Jungs sind es mit 85 Prozent nur unwesentlich mehr.

Mit dem Medium kompetent umgehen

Die Medienkompetenz junger Frauen zu stärken, ist das Ziel des Vereins Schulen ans Netz, der unter www.lizzynet.de Infos und Links speziell für Mädchen und Frauen anbietet. Themen sind unter anderem Bildung, Beruf und Gesundheit. Dazu gibt es eine Liste von weiteren Internetseiten, die speziell für weibliche User gemacht sind.

"Frauen nutzen das Internet eher zur Kommunikation und zur Recherche, während für Jungs eher Spiele und technische Dinge interessant sind. Aber auch auf diesem Gebiet nähern die Geschlechter sich einander an", beobachtet Dirk Frank, Pressesprecher von Schulen ans Netz in Bonn. Um das Interesse junger Frauen an der Technik zu fördern, bietet Lizzyweb unter anderem einen Kurs an, in dem Nutzerinnen lernen können, ihre eigenen Internetseiten zu gestalten.

"Dass Frauen und Männer unterschiedliche Vorlieben haben, wenn sie das Internet nutzen, ist aus medienpädagogischer Sicht gar nicht schlimm. Wichtig ist, dass sie mit dem Medium kompetent umgehen", sagt Frank. Dann könne aus der Begeisterung für das Internet auch eine berufliche Perspektive entstehen beispielsweise als Webdesignerin oder Onlineredakteurin. Kompetent mit dem Medium Internet umzugehen ist aber auch unter dem Aspekt der Sicherheit wichtig: "Wir versuchen, die Mädchen für Gefahren zu sensibilisieren und ihnen bewusst zu machen, dass sie beispielsweise ihre Daten nicht an Fremde herausgeben sollten."

Auch für erwachsene Nutzerinnen ist Sicherheit relevant nicht nur im Chat, sondern auch wenn es darum geht, Geschäfte online abzuwickeln. Laut Nadja Elias haben viele Frauen ein großes Sicherheitsbedürfnis, weshalb sie Online-Banking noch zögerlich nutzen. "Auch beim Online-Shopping bevorzugen viele Userinnen es, per Rechnung zu zahlen, anstatt ihre Kreditkartennummer einzutippen." Auch eine Umfrage des Verbands der PSD-Banken in Bonn bescheinigt den Frauen Vorsicht: Demnach wickeln 17,4 Prozent der Männer ihre Bankgeschäfte online ab bei den Frauen sind es nur 9,2 Prozent.

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