Kultur technisch

Initiative D21: Internet ist Bildungsmedium der Zukunft

Der Umgang mit Wissen im Netz muss zur vierten Kulturtechnik werden.
Von Marie-Anne Winter

Am vergangenen Wochenende haben Informatik- und Wirtschaftsvertreter beim Jahreskongress der Initiative D21 in Nürnberg getagt. Die vertretenen Meinungen sind wenig spektakulär: Die IT-Branche wird weiterhin als Wachstumsmotor beschworen, die Politik wird aufgefordert, den IT-Ausbau nach Kräften zu unterstützen und E-Learning muss erste Bürgerpflicht werden. Immerhin wurde auch bemerkt, dass das Internet nicht vom Kommunikations- zum Überwachungsmedium herabgewürdigt werden dürfe. Der Vorsitzende der Initiative D21, Erwin Staudt, erklärte, dass seit den schrecklichen Ereignissen in den USA Sicherheit und Datenschutz im Internet auch in Deutschland wieder diskutiert werden müssten. Das Internet werde zwar auch von Kriminellen genutzt, deshalb dürfe man das Kind aber nicht mit dem Bade ausschütten.

Auch wenn die aktuelle Situation in der IT-Branche nicht allzu komfortabel ist, wurde gestern unter dem Motto "Wissen teilen - Menschen erreichen. Wirtschaft und Politk gestalten die Informationsgesellschaft" eine Vision der Informationsgesellschaft vorgestellt, die einen "Gewinn an Lebensqualität auf der Grundlage eines technologischen Wandels" verspricht:

"Wie zu Beginn der Entwicklung des Autos und der beginnenden mobilen Gesellschaft, reißt das Internet Barrieren zwischen nationalen Grenzen und Wissensmonopolen ein. Hierdurch entsteht ein ungeheurer Gewinn an Effizienz und Produktivität."
Toll, auch wenn wir alles das irgendwie schon einmal gehört haben. Natürlich leuchtet es ein, dass es schade wäre, diese Chance zu vergeben, nur weil auch Terroristen und andere Kriminelle dieses Potential des neuen Medium für sich nutzen können. Ansonsten hieß es, dass viel mehr in die Aus- und Weiterbildung investiert werden müsse, damit in Informationstechnik ihren Segen voll entfalten könne. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, denn Bildung schadet schließlich nicht - es sei denn, die falschen Leute kommen an eine Pilotenlizenz. Deutschland braucht offenbar noch viel mehr akademisch gebildete Taxifahrer, die in der Lage sind, die Internetterminals zu bedienen, die mittlerweile in Oberklassewagen eingebaut werden. Staudt empfahl jedenfalls, computergestütztes Lernen (E-Learning) konsequent in allen Bildungsbereichen einzusetzen. Nur auf diese Weise sei die Wissenslawine, die über die Welt rollt, zu bewältigen. Ob Vorschulkinder auf diese Weise lernen, ihre Schuhe zuzubinden, ist allerdings fraglich. Vorausschauende Eltern bestellen am besten Schuhe mit Klettverschluss. Übers Internet.