Schily-Funk

Keine Chance für private Behördenfunker?

Heute lädt e*message in Berlin zum Pagingkongress
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Der SMS-Alarmierungsdienst für Behörden, den T-Mobile seit kurzem betreibt, ist bei den Feuerwehren und Rettungsdiensten auf allergrößtes Interesse gestoßen. Ein weiteres Indiz dafür, dass längst eine Abstimmung mit den Füßen zu GSM stattgefunden hat - denn Handys sind bei den notorisch klammen Orts- und Kreisverbänden der Rettungsdienste und den freiwilligen Feuerwehren schon heute weit verbreitet.

Die Sache hat aber einen Haken: Für eine schnelle Erst-Alarmierung taugen normale Handys nicht, denn SMS-Kurznachrichten können - wenn es ungünstig kommt - schon einmal ein bis zwei Tage im Netz umherirren oder ganz verloren gehen: Das beste Beispiel bietet die jährliche Netzüberlast an Silvester und Neujahr. Die Mobilfunker möchten dem durch eine eigene priorisierte SMS-Infrastruktur entgegen wirken, auf dieses Konzept setzt man auch in Österreich mit den "Blaulicht-SMS".

Die Stunde des Pagers

Ein anderes Alarmierungskonzept hat die Berliner Firma e*message vorgeschlagen, die vor Jahren der damaligen DeTeMobil die gesamten Funkrufaktivitäten - weithin bekannt als Cityruf, Scall und Skyper - abkaufte. Seitdem konzentriert sich e*message mit seinem Cityruf auf Geschäftskunden. Der grundgebührfreie Dienst Scall wurde eingestellt, der Info-Funkruf-Skyper feiert eine stille Renaissance, wie auch das Skyper-Programm von teltarif oder zahlreiche Kooperationen mit Fachzeitschriften, Radiostationen oder Fernsehsendern zeigen.

Die Behördenalarmierung würde e*message jedoch auf eigenen exklusiven Frequenzen machen, denn das technisch modernisierte, aber konzeptionell angejahrte Cityruf-Netz braucht aufgrund seiner "Frequenzrotation" bis zu drei Minuten für eine Alarmierung, was für eine kleinere oder größere Katastrophe viel zu lange ist. e*message hat bereits zwei Behörden-Funkrufnetze in Gelsenkirchen und Osnabrück aufgebaut, die dortigen BOS-Kräfte sind sehr zufrieden. Der Vorteil von Funkruf ist die Größe der Empfänger, die keinerlei aktiven Sendeelemente besitzen und damit auch in gefährlicher Umgebung (z.B. Chemieunfälle) verwendet werden können. Bei ausreichender Netzversorgung dringen die 450 MHz des Funkrufs auch tiefer in Gebäude ein, als 900, 1800 oder 2100 MHz eines GSM-/UMTS-Netzes.

Funkt T-Systems mit e*message?

Gemeinsam mit T-Systems hatte e*message ein Joint-Venture abgeschlossen, wonach die Telekom-Großkunden-Tochter ein bundesweites digitales Behörden-Funknetz nach TETRA-Standard aufbauen würde. Weil aber ein TETRA(POL)-Funknetz niemals eine flächendeckende Ausleuchtung schaffen könnte - das wäre schlicht unbezahlbar - müsste bei diesem Konzept über ein gesondertes Funkrufnetz alarmiert werden. In diesem Verbund würde die Firma e*message die Erstalarmierung übernehmen, das BOS-Personal hätten also (wie z.T. heute schon) zwei Geräte am Mann. Funkrufnetze sind ziemlich robust, wie sich beispielweise beim Elbe-Hochwasser erwies, denn Funkruf braucht nur wenige hohe Sendestationen, die längst nicht nur Ton- sondern auch Textsignale auf eigenen Frequenzen ausstrahlen. Man kann also dem Feuerwehrmann, dem Rettungssanitäter oder dem Technischen Hilfswerk gleich konkret mitteilen, was genau passiert ist und was zu tun ist - und ungewünschte Mithörer bleiben außen vor.

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