Alarm

Alarmsysteme: Sirene, Pager, Funkuhr oder Massen-SMS

Wie kann man die Bevölkerung im Notfall warnen?
Von Marie-Anne Winter

Wie wichtig eine schnelle Alarmierung der Bevölkerung im Notfall sein kann, zeigte Ende kürzlich erst die Tsunami-Katastrophe in Südostasien. Die Bundesregierung möchte künftig unter anderem per SMS schnell vor Tsunamis und anderen Naturkatastrophen warnen. Das sieht zumindest ein Konzept für ein Tsunami-Warnsystem [Link entfernt] vor, das Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) im japanischen Kobe auf der UN-Konferenz zur Reduzierung von Katastrophenschäden vorgestellt hat.

Das Problem dabei ist, dass das heutige Mobilfunktechnik gar nicht dafür ausgelegt ist, SMS-Nachrichten massenweise in Echtzeit zu verschicken - das haben Untersuchungen des Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK [Link entfernt] ) ergeben. Auf diese Weise ließen sich laut einem Bericht der Berliner Zeitung derzeit höchstens 5 000 Mobilfunk-Teilnehmer innerhalb von einer Stunde zuverlässig mit einer identischen SMS versorgen. Ein Test in der norwegischen Stadt Trondheim habe gezeigt, dass es bis zu 24 Stunden dauern könne, 50 000 Handy-Besitzer per Massen-SMS zu erreichen.

Die Massen-SMS ist zu langsam

Das ist für eine großflächige Katastrophenwarnung viel zu langsam. Deshalb hat das BKK schon vor zwei Jahren entschieden, dass Massen-SMS kein Ersatz für die nach Ende des Kalten Krieges abgeschafften Sirenennetze sein können. Das Sirenennetz aus fast 100 000 Sirenen wurde Anfang der 90er Jahre aus Kostengründen abgebaut. Seitdem gibt es kein flächendeckendes Warnsystem für die Bevölkerung mehr - abgesehen von Warnmeldungen, die über Radio und Fernsehen verbreitet werden können. Das Thema Massen-SMS will man beim BKK erst wieder aufgreifen, wenn die Mobilfunknetze so weit ausgebaut sind, dass sie unter der Last zigtausender Kurznachrichten nicht zusammenbrechen. Ein weiteres Problem der Massen-SMS ist, dass jeder Handybesitzer die Möglichkeit haben sollte, sich aus entsprechenden Verteilern streichen zu lassen, was die Reichweite einschränkt. Doch diese Problem gibt es auch bei anderen Alarmierungstechniken. Deshalb sollten verschiedene Alarmierungssysteme miteinander ergänzt werden.

Versuche mit Funkuhren, Paging und Festnetztelefonen

Eine Idee ist die Nutzung des Zeitsenders DCF77, um einen Katastrophenalarm per Funkuhr ins Wohnzimmer zu bringen. Erste Versuche mit den neuen Funkuhren sollen positiv verlaufen sein. Ab 2006 soll das System einsatzbereit sein. Bis dahin müsste der Langwellensender DCF77, der aus der Nähe von Frankfurt am Main die gesetzliche Zeit der Bundesrepublik ausstrahlt, mit dem satellitengestützten Warnsystem Satwas [Link entfernt] verbunden werden. Über Satwas werden bereits jetzt eilige Warnmeldungen des Bundesinnenministeriums an Radiostationen weitergegeben.

Eine andere Möglichkeit der Alarmierung stellte im vergangenen Jahr e*message vor. Der offizielle Name des Programms ist "Professional Alerting of Population" (PAP). Die Alarmierung erfolgt in diesem System per Paging. Die notwendigen Empfangsgeräte lassen sich nicht nur in Handys, sondern auch in Walkmen, Armbanduhren und ähnliches integrieren - schließlich sollen möglicht viele Menschen zuverlässig erreicht werden.

Das System mit der größten Reichweite dürfte in Deutschland zurzeit die großräumige Alarmierung mit Telefondurchsagen sein. Das Festnetz soll nach Ansicht des BKK leistungsfähig genug sein, um hunderttausende Anschlüsse gleichzeitig anzurufen. Allerdings müssten dazu überall in den Vermittlungsstellen spezielle Alarmrechner aufgestellt werden. Deutschlandweit kostet das nach Schätzungen des BBK bis zu 200 Millionen Euro. Damit würde dieses System ähnlich teuer kommen wie der bundesweite Wiederaufbau der Sirenen, die man aus Kostengründen abgeschafft hatte.