Eigenes LTE-Netz für die Polizei?
Es war eine vage Hoffnung der etablierten Mobilfunkanbieter, die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben auf ihr kommendes 5G-Netz zu lotsen und damit zuverlässig zahlende Kunden zu bekommen, doch daraus scheint wohl nichts zu werden.
5G Network Slicing für Behörden?
Die Polizei und die Sicherheitsbehörden haben ein eigenes digitales Netz, nutzen aber auch ganz gerne die Handynetze, weil sie oft besser funktionieren.
Foto: Bundespolizei
Die Idee: Über Network Slicing hätte man ein abgeschottetes "Netz im Netz" realisieren können. Polizei, Rettungsdienste wie Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter oder DLRG, die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk (THW) nutzen den BOS-Funk für "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben", den hätten Telekom, Vodafone & Co. gerne auf 5G verlegt und damit die gigantischen Netzaufbaukosten für alle Beteiligten erschwinglicher gemacht.
Kleiner Rückblick
Blenden wir zurück. Schon in den 1990iger Jahren war klar, dass der analoge BOS-Funk "antik" und nicht abhörsicher ist. Schon viele Jahre hatte BOS analog gefunkt. Einige Nutzer tun es heute noch und sei es auch nur als Sicherheits-Backup zum digitalen Behördenfunk, der eine geringere Reichweite hat.
Weg vom Uralt-Analog-Funk
Es sollte etwas ganz Neues her. Geld war - wie immer - knapp und da kam die Idee, öffentlichen Mobilfunk auch für die Behörden mitzunutzen. Der damalige DeTeMobil Chef Norbert Hunsel bot den Behörden an, sein Bündelfunknetz Chekker für den Behördenfunk mitzunutzen und zwar kostenlos. Einzige Bedingung: Auf dem Netz sollte auch private (zivile) Kundschaft mitfunken dürfen, natürlich streng getrennt. Die Behörden winkten ab.
Die Idee von GSM-BOS
Mannesmann (D2) Chef von Kuczkowsky baute bei Würzburg ein BOS-GSM-Netz auf. Die Behörden hätten eigene Prioritäten im GSM-Netz von Mannesmann D2 (heute Vodafone) bekommen und über einen speziellen Modus hätten die Nutzer auch "mithören" können, wenn z.B. der Feuerwehrkommandant die Lage bekannt gibt. Wo es noch kein Netz gegeben hätte, hätten die Einsatzleiter ihre Handys zur Basis- oder Relaisstation umschalten oder im Direktmodus von Handy-zu-Handy funken können. Spezielle SIM-Karten hätten die Nutzung aller Netze von Telekom, Vodafone etc. erlaubt. Ein ähnliches Modell nutzt die Polizei als "Airwave" (von o2) in Großbritannien.
Die deutschen Sicherheitsbehörden wollten nicht. Minutenpreise? SMS-Pakete, Datentarife? Absonderliche Vorstellung. Sie hatten zudem Angst, dass internationale Anteilseigner der Mobilfunker sich in laufende Aktionen "einklinken" könnten. Was würde bei Streiks passieren? Was bei starker Netzauslastung durch Fußballspiele, (politische) Demonstrationen oder Katastrophen? Die Behörden wollten unbedingt was Eigenes haben.
TETRA-BOS für Behörden
Man einigte sich auf TETRA 400, einen europäischen Bündelfunk bei 400 MHz. Dazu musste ein komplett neues Funknetz mit eigenen sündhaft teuren Geräten und vielen nagelneuen übers Land verteilten Basisstationen errichtet werden.
Die Idee des GSM-BOS hätte den Charme gehabt, beim Stopfen von Funklöchern mit staatlicher Hilfe rechnen zu können. Aber die Innenminister erließen ein Verbot: Kein Feuerwehrkommandant durfte sich den Versuchsbetrieb bei Mannesmann/Vodafone anschauen. Die hätten das ja gut finden können. Auch die kurzfristig mit ins Boot geholte Deutsche Telekom konnte da nicht mehr weiterhelfen. Der damalige Telekom-Chef Rene Obermann zu teltarif.de "Ich bin froh, wenn das an uns vorüber geht". Er behielt Recht.
Wofür man zum Funken eine Bundesanstalt braucht und wie die Interessenlage im Detail verläuft, lesen Sie auf der nächsten Seite.