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Apple Pay: Beginn der Ära des mobilen Bezahlens mit dem Smartphone?

Apple stellte seinen eigenen Mobil-Bezahl­dienst neben größeren iPhones und der iWatch vor. Für viele Experten war Apple Pay die wich­tigste Neuheit des Events. Doch kann Apple die Smart­phone-Geld­börse in den Alltag bringen?
Von Marleen Frontzeck-Hornke / dpa

Schon seit Jahren versu­chen Mobil­funk-Anbieter, Kredit­karten-Konzerne und auch Internet-Firmen wie Google, die digi­tale Brief­tasche im Handy zu etablieren. Der Erfolg blieb bisher über­schaubar. Jetzt springt Apple auf den Zug auf - und viele Bran­chen­beob­achter verkünden auf einmal, die Ära des mobilen Bezah­lens mit dem Smart­phone habe begonnen.

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Dabei setzt Apple auf der selben tech­nischen Basis wie die bishe­rigen Anbieter auf: Grund­lage ist der NFC-Nahfunk, bei dem ein Chip im Telefon Kontakt mit einem entspre­chend ausge­rüs­teten Lese­gerät aufnimmt. So gesehen ist Apple Pay keine große Inno­vation, sagt Oliver Hommel, Bran­chen­experte bei der Unter­neh­mens­bera­tung Accen­ture. "Es ist nichts groß­artig anderes, was nicht andere auch schon machen." Aber die Apple-Commu­nity sei dafür bekannt, neue Services und Produkte des Konzerns schnell anzu­nehmen. "Und die Marke­ting-Maschine ist natür­lich auch sehr gut." Der Chef des IT-Dienst­leis­ters GFT, Ulrich Dietz, ist über­zeugt, dass sich das Apple-System schneller etablieren werde als alle bishe­rigen Versuche.

Apple Pay in Aktion mit dem iPhone 6 Apple Pay in Aktion mit dem iPhone 6
Bild: dpa
Zugleich spricht aber auch vieles dafür, dass Apple den rich­tigen Zeit­punkt für den Markt­ein­stieg ausge­sucht hat. Zum einen wird gerade die nötige Infra­struktur im Handel aggressiv ausge­baut. Eine der Hürden war bisher, dass an zu wenigen Orten kontaktlos bezahlt werden konnte. Das ändert sich. So gab Master­card bereits das Ziel aus, zum Jahr 2018 sollen alle Karten-Termi­nals in Deutsch­land NFC-taug­lich sein - und bis 2020 alle in Europa.

Magnet­streifen in den Karten sind ein Auslauf­modell

Noch viel wich­tiger: In Apples Heimat­markt USA, in dem das iPhone bei einem Markt­anteil von 40 Prozent liegt, stehen gerade radi­kale Verän­derungen an. Die bisher gängigen Magnet­streifen in den Karten sind ein Auslauf­modell. Ab Oktober 2015 muss das auch in Europa gängige Verfahren mit Chip & PIN unter­stützt werden. Deshalb werden in nächster Zeit massen­haft die Bezahl-Termi­nals ausge­tauscht - und die meisten neuen Modelle haben auch NFC an Bord.

Apple hat das Zeug dazu, das Kräf­tever­hältnis in dem Geschäft zu verschieben. Es zeichne sich ab, dass es für die Banken sehr schwierig werden könne, an Apple und den Kredit­karten-Konzernen vorbei­zukommen, sagt Zahlungs­ver­kehrs­experte Hommel. "Apple kontrol­liert allein den Zugang zum Secure-Element-Chip, in dem die Daten gela­gert werden. Und da wird Apple sicher­lich eine Art Wege­zoll von den Banken einfor­dern - ob es sich nun um eine trans­akti­ons­abhän­gige Gebühr oder Fixpreise handeln wird."

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