Apple Pay: Beginn der Ära des mobilen Bezahlens mit dem Smartphone?
Apple betonte bisher nur, für Verbraucher und Geschäfte werde das System keine zusätzlichen Kosten bringen. Die New York Times berichtete aber bereits, der Konzern habe den beteiligten Banken in den USA niedrigere Bearbeitungsgebühren als sonst üblich abgerungen. Über einen Start von Apple Pay in Europa werde schon verhandelt, sagte ein Visa-Manager der Financial Times. Apple gab bisher keine Hinweise darauf, wie schnell das System außerhalb der USA eingeführt werden könnte. Dort startet es im Oktober.
GFT-Chef Dietz sieht nun die deutschen Banken, die an eigenen Lösungen arbeiten, unter Druck. "Wenn jetzt noch jemand glaubt, er kann am Markt ein eigenes System durchsetzen, ist das ein Ego-Trip, der in einem Millionengrab enden wird." Die deutsche Kreditwirtschaft müsse rasch und geschlossen in Gespräche mit der IT-Industrie gehen, sagt Dietz. "Dann kann sie ihre Technologien einbringen, die in ganz Europa eingesetzt werden könnten." Die Chance dafür sieht er vor allem außerhalb der Apple-Welt, beim Google-Betriebssystem Android, das einen höheren Marktanteil als das iPhone hat.
"Die Banken werden aus Sicht des Kunden austauschbarer, weil sie in eine digitale Brieftasche von Apple reingepackt werden", sagt auch Accenture-Experte Hommel. Der große Verlierer der Apple-Ankündigung seien aber die Telekommunikations-Unternehmen - "denn für dieses Mobile-Payment-System braucht man sie nicht mehr." Die Telekom-Anbieter setzten jahrelang auf die SIM-Karte als Datentresor, mit Apples zusätzlichen Sicherheitschips werde das hinfällig. Um ihre Position zu halten, müssten die Mobilfunk-Anbieter die anderen Hersteller davon abhalten, dem Apple-Vorbild zu folgen.
Kreditkarten-Firmen wittern die Chance, in Deutschland aufzuholen
Außerdem zeichne sich ab, dass die Banken auf die Services der Kreditkarten-Firmen zurückgreifen müssen, wenn sie bei Apple Pay dabei sein wollen, sagt Hommel. Apple setzt mit ihrer Unterstützung ein Verfahren namens "Tokenization" um, bei dem im Handy statt Daten der Kreditkarte nur ein ihr zugewiesener Code gespeichert wird. Das ist sicherer, weil man keine Informationen auslesen kann. Zum anderen läuft nichts ohne den Anbieter dieses Dienstes.
Kreditkarten-Firmen wittern die Chance, in Deutschland aufzuholen. So brachte Mastercard am Freitag das Vorteilsprogramm "Priceless Cities" nach Deutschland und verspricht Verbrauchern "unbezahlbare Momente" zunächst in München. Mastercard setze verstärkt auf Initiativen zur Kundenbindung, sagt Deutschlandchef Pawel Rychlinski.
Für Apple ist jedenfalls wichtig, dass die Verbraucher nichts von Machtkämpfen hinter den Kulissen mitbekommen: "Am Ende entscheidet der Komfort für den Kunden", sagt Dietz.