Apple-Auto

Deutsche Autobauer lassen Apple abblitzen

Apple treibt die Entwicklung seines iCar voran - aber die deutschen Autobauer werden nicht mitmachen. Sie wollen die Hoheit über ihre Produkte nicht aus der Hand geben.
Von Marie-Anne Winter

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Bild: dpa
Die Spekulationen, dass Apple ein eigenes Auto bauen wolle, wurden in den vergangenen Monaten immer konkreter. Laut Medienberichten arbeitet ein Team aus mehreren hundert Leuten an einem Elektrofahrzeug aus dem Hause Apple. Nach Informationen des Wall Street Journal soll das iCar zum Jahr 2020 fertig sein. Im vergangenen Sommer hatte der Apple-Manager Jeff Williams bereits mit seiner Aussage "Das Auto ist das ultimative Mobil-Gerät, nicht wahr?" für Furore gesorgt.

Laut einem Bericht der FAZ Deutsche Autobauer lassen Apple abblitzen Deutsche Autobauer lassen Apple abblitzen
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versucht Apple derzeit mit einer Art Geheimlabor in Berlin, Fachwissen aus der deutschen Autobranche anzuzapfen. Eine Gruppe aus 15 bis 20 Experten soll sich dort Gedanken über das Auto der Zukunft machen.

Es handele sich dabei um relativ junge Leute, allesamt "Hochkaräter aus der deutschen Automobilbranche" mit einer "progressiven Denke", die in ihren bisherigen Arbeitgebern nicht weitergekommen seien. Neben Ingenieuren seien auch Fachleute für Software oder Vertrieb dabei. Eine der Fragen für das Team sei, mit wem Apple in Deutschland kooperieren könne.

Gebaut werden soll das Apple-Auto allerdings beim Auftragsfertiger Magna in Österreich. Magna gehört dem österreichischen-kanadischen Milliardär Frank Stronach. Durch den Wegfall der Produktion des Minis soll der Autozulieferer derzeit Kapazitäten in Höhe von mehreren hunderttausend Autos im Jahr haben. Bestätigt hat Magna aber bisher nichts in dieser Richtung.

Wer hat das Sagen und wer kriegt die Daten?

Laut der aktuellen Titelseite des Handelsblatts hat sich Apple für seine Pläne eine Abfuhr der deutschen Autobauer geholt, die um ihre Eigenständigkeit fürchten. Verhandlungen über den Bau eines gemeinsamen Fahrzeugs sollen zunächst von BMW und dann auch von Daimler beendet worden sein. Die Gespräche mit BMW über eine Zusammenarbeit seien bereits im vergangenen Jahr gescheitert, Daimler-Chef Dieter Zetsche habe ebenfalls entsprechende Verhandlungen mit Apple kürzlich beendet. Geplant wurde jeweils ein hoch vernetztes Elektroauto mit der Fähigkeit zum Teil-Autonomen Fahren.

Neben der Frage, wer bei dem Gemeinschaftsprojekt die Führung habe, sei vor allem die Frage nach der Hoheit über die Daten ein Knackpunkt der Gespräche gewesen. Nach der Vorstellung von Apple soll das iCar eine fahrende Datenquelle sein, die eng in Apples iCloud eingebunden werden soll, während die Deutschen gerade den Datenschutz ihrer Kunden zu einem Pfeiler ihrer zukünftigen Strategie machen wollen.

Für Apple-Chef Tim Cook dürfte das Scheitern dieser Gespräche ein empfindlicher Rückschlag sein, galten die deutschen Autobauer doch als erste Wahl für Apples Auto-Projekt. Aber gerade das Bestreben von Apple, nicht einfach ein neues Produkt, sondern ein ganzes Ökosystem anbieten und verkaufen zu wollen, dürfte es sehr schwer machen, starke Partner in der Autobranche zu finden, weil sie die Hoheit über ihre Produkte wohl kaum aus der Hand geben werden.

Der Erfolg des Newcomers Tesla zeigt allerdings, dass es prinzipiell durchaus ein Interesse an alternativen Fahrzeugen gibt. Es gab bereits auch Spekulationen, dass Apple Tesla Motors einfach aufkauft - Abwerbe-Aktionen für Tesla-Mitarbeiter durch Apple gab es jedenfalls schon. Und die Webdomains apple.car und apple.auto hat Apple sich natürlich auch längst gesichert.

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