Mobil-TV: 5G Broadcast wird jetzt auch im Norden erprobt
5G Broadcast soll der neue Verbreitungsweg für Rundfunk werden und mittelfristig die heutigen digitalen Technologien DVB-T2 HD (Fernsehen) und DAB+ (Radio) ersetzen oder ergänzen. Nach Tests in Süddeutschland und in Nordrhein-Westfalen wird die neue Technologie nun auch im Norden erprobt.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) und Netzbetreiber Media Broadcast haben gestern an den Senderstandorten Hamburg-Moorfleet und Heinrich-Hertz-Turm ein 5G-Broadcast-Sendernetz in Betrieb genommen. Ausgestrahlt werden verschiedene Live- und Testinhalte auf dem UHF-Kanal 34 (578 MHz), die im Playout-Center des NDR in Hamburg-Lokstedt generiert werden.
Marktreife Empfangsgeräte für diese erst jüngst als Teil des 5G-Mobilfunkstandards spezifizierte Rundfunk-Technologie gibt es bisher noch nicht zu kaufen.
Ziel: Mobile Endgeräte erreichen
Vom Hamburger Heinrich-Hertz-Turm wird 5G Broadcast ausgestrahlt
Foto: Deutsche Telekom
Der vom NDR initiierte und in Kooperation mit der Media Broadcast durchgeführte Modellversuch ist bis Ende 2023 geplant. Er soll wichtige Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit dieser neuen Broadcast-Technologie hervorbringen, bei der Standorte und Frequenzen des Rundfunks genutzt werden können, um großflächig - auch im ländlichen Raum - mobile Endgeräte zu erreichen. Dies können künftige Smartphones, aber zum Beispiel auch selbstfahrende Fahrzeuge mit ihren Displays sein.
5G Broadcast lässt sich aber auch in herkömmliche Rundfunkgeräte wie Radios oder Fernseher einbauen und könnte somit erster universeller Rundfunkstandard für die immer stärker zusammenwachsenden Medien sein. Im Modellversuch werden die Ausbreitungs- und Empfangsbedingungen von 5G Broadcast anhand unterschiedlicher Parameter analysiert und anschließend für die Frequenz- und Sendernetzplanung herangezogen. Darauf aufbauend sollen inhaltliche Angebote erprobt und Anwendungsbeispiele entwickelt werden. Dabei wird ein enger Austausch unter anderem mit den Herstellern und den weiteren 5G-Broadcast-Projekten in Europa angestrebt.
"Wichtiges Projekt" für die Zukunft des Rundfunks
"Es ist eine faszinierende Vorstellung, dass wir auf Basis des 5G-Standards künftig die Rundfunktechnik mit ihren Stärken bei der Verbreitung massenattraktiver Programmangebote wie zum Beispiel der Sportberichterstattung mit der Mobilfunktechnik und ihren Stärken bei der mobilen On-Demand-Nutzung von Medieninhalten auf einem Endgerät miteinander kombinieren können", sagt Dr. Uwe Ladebusch, Leiter der Abteilung Zentrale Aufgaben Programmverbreitung im NDR. Das sei neu und eröffne "vielfältige Möglichkeiten für interessante Angebote, die auf die zunehmend mobile Nutzung zugeschnitten sind".
"5G Broadcast als eine mögliche Technologie, um insbesondere den Empfang von linearem TV auf mobilen Geräten zu vereinfachen, ist für uns ein spannendes Feld. Die Durchführung dieses Modellversuchs ist vor allem auch bezüglich der zukünftigen Nutzung des Ultra High Frequency-Spektrums für Rundfunkanwendungen ein wichtiges Projekt für uns", ergänzt Verena Schmitz, Leiterin Strategie bei Media Broadcast.
In Österreich wurde im vergangenen Jahr ein erster Prototyp eines 5G Broadcast-Empfängers vorgestellt.