WRC-23: Der Rundfunk kämpft weiter um seine Existenz
Steht DVB-T2 vor dem Aus?
Bild: teltarif.de
Noch immer hat Deutschland keine abschließende Position im Kampf um Frequenzen im UHF-Band gefunden. Die Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen (ARK) schlägt daher wieder Alarm: Wenn die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) bei der Weltfunkkonferenz (WRC-23) einen Teil der aktuell für DVB-T2 verwendeten Frequenzen im UHF-Band zugeschlagen bekommen, könnte dies zur Folge haben, dass das terrestrische Digitalfernsehen (DVB-T2) nicht fortgeführt werden kann und es für 5G Broadcast, den Rundfunkmodus des Mobilfunkstandards 5G, keine Perspektive mehr gibt. Damit zitiert das Magazin "Cablevision" ein Papier der gemeinsamen Initiative von ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast, den Medienanstalten, SOS – Save Our Spectrum, Sennheiser, Vaunet, ZDF und des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI.
Steht DVB-T2 vor dem Aus?
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Die Initiative setzt sich für die Sicherung des UHF-Spektrums im Bereich 470 bis 694 MHz auch nach 2030 für terrestrischen Rundfunk und drahtlose Produktionstechnik ein.
Sie ziehe in ihrer Abschätzung das Fazit, dass keine Frequenzumwidmung ("No Change") die beste Lösung für alle Beteiligten darstelle. Wie in allen europäischen Ländern könne BOS eine Vorrangstellung im 700- oder 800-MHz-Band erhalten. Die Weltfunkkonferenz WRC-23, auf der über die Frequenzzuweisung nach dem Jahr 2030 entschieden wird, findet vom 20. November bis 15. Dezember 2023 in Dubai statt.
Privatfunkverbände warnen auch vor Folgen für UKW und DAB+
Ein teilweiser oder gar vollständiger Verlust der DVB-T2-Rundfunk- und Kulturfrequenzen (470-694 MHz) hätte für die terrestrische Radio-Übertragung (UKW/DAB+) negative ökonomische Folgen. Darauf verweisen die Privatfunkverbände Vaunet und APR in einer gemeinsamen Stellungnahme. Denn die terrestrischen Radio- und TV-Programme würden zu großen Teilen von denselben Standorten abgestrahlt, sodass die Betreiber die Infrastrukturkosten auf TV und Radio umlegen. Fiele die Fernseh-Terrestrik weg, sähen sich die Radios und deren Senderbetreiber an vielen Standorten nach Ablauf der laufenden Verträge mit massiven Forderungen der Standorteigner konfrontiert. Daher sollte sich Deutschland auch laut der beiden Verbände klar für ein "No Change" und damit den Erhalt der Rundfunk- und Kulturfrequenzen mit Blick auf die Positionierung innerhalb der EU und auf der diesjährigen Weltfunkkonferenz WRC-23 aussprechen. Dies entspreche auch dem Koalitionsvertrag und muss von Seiten der Bundesregierung und der Länder eingelöst werden.
Mit dem Verlust des TV-UHF-Bandes würde zudem ein Großteil der PMSE-Kapazität verloren gehen und zu entsprechenden Einschnitten bei der Medienproduktion führen. Auch der Hörfunk nutzt drahtlose Mikrofone für seine Produktionen und Veranstaltungen.
Die Einführung neuer Technologien wie 5G Broadcast, die zukünftig auch für die Radio-Verbreitung über mobile Endgeräte (Smartphones, Tablets) genutzt werden könnte, wäre nicht mehr möglich, da das UHF-Band, welches zwingend für die Einführung von 5G Broadcast erforderlich ist, nicht mehr zur Verfügung stünde.
Sollten alle Frequenzen weiter zur Verfügung stehen, hält die ARD gar eine Koexistenz von DVB-T2 HD und 5G Broadcast für möglich.