MWC: 5G Broadcast und Mobilfunk wachsen zusammen
Zuletzt war es um 5G Broadcast etwas ruhiger geworden, doch auf dem gerade laufenden Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ist der Rundfunkstandard der Zukunft, der Fernsehen, Radio und andere Multimedia-Inhalte per Antenne auf mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets bringen soll, wieder ein - wenn auch eher nebensächliches - Thema.
Nach der erfolgreichen Präsentation der ersten 5G Broadcast-fähigen Smartphones im vergangenen Jahr, unter anderem auf der Fachmesse IBC in Amsterdam, ist der österreichische Sendernetzbetreiber ORS auch beim MWC wieder einer der Treiber. Diesmal stellte das Unternehmen sein jüngstes Projekt "Nakolos" vor, das laut eigenen Angaben einen nächsten Meilenstein in der Weiterentwicklung des 5G Broadcast-Ökosystems bedeutet.
Kombination Rundfunk und Breitband
Empfang von 5G Broadcast per App auf dem Smartphone
Foto: teltarif.de
Durch die Kombination mit Breitband/Mobilfunk ermöglicht 5G Broadcast Innovation im UHF-Band und schafft neue Anwendungen, die sich auf eine gemeinsame Verbreitung von Inhalten über beide Distributionswege spezialisieren. Mit dem neuen Technologiestandard schaffe die ORS erste marktfähige Lösungen zur Kombination von 5G Broadcast und Breitband/Mobilfunk auf mobilen Endgeräten.
Beim MWC 2023 zeigte Johann Mika, Chief Innovation Officer der ORS, die jüngsten "5G Broadcast meets Broadband"-Innovationen in mehreren Live-Showcases. Konkret gab es am ORS-Stand Demos zu "Seamless switching“, "Broadcast-on-demand" und „Low Latency“ über 5G Broadcast auf Prototyp-Smartphones zu sehen. Die innovativen Anwendungen konnten von interessierten Besuchern selbst getestet werden.
Technologiewechsel ohne Latenz
So ist es etwa künftig möglich, dass der Stream eines TV-Programms bei schlechter werdendem Empfang ohne Latenz von 5G Broadcast auf eine andere Technologie, etwa eine WLAN-Verbindung im Innenraum oder eine klassische Mobilfunkverbindung, etwa über LTE, wechselt. Nakolos wurde von der ORS und der Bitstem GmbH initiiert, um Videoanbietern, Rundfunkern und Rundfunknetzbetreibern bei der Distribution von Inhalten über 5G Broadcast zu unterstützen.
Konkret werden Produkte und Lösungen entwickelt, um einen nahtlosen Wechsel zwischen Internet-Streaming und 5G Broadcast auf dem Mobiltelefon des Zuschauers zu ermöglichen (seamless switching). Sobald der Benutzer den Mobilfunkempfang verlässt und 5G Broadcast in diesem Bereich verfügbar ist, schaltet die Nakolos-Middleware den Stream nahtlos auf 5G Broadcast um, ohne dass der Benutzer es merkt, und umgekehrt.
Die unvorhersehbare Anzahl an Zuschauern, welche zeitgleich Live-Content über mobile Endgeräte streamen, führe zu einer hohen CDN-Bandbreite, die für mögliche Spitzenzeiten reserviert werden muss. Die Reservierung dieser Bandbreite ziehe hohe Kosten für Inhalte- und Rundfunkanbieter nach sich, ohne genau zu wissen, ob und wann diese benötigt wird. Mit der Broadcast-on-Demand-Lösung von Nakolos gehörten hohe, unvorhersehbare CDN-Kosten dagegen der Vergangenheit an.
"Seit 2019 nimmt die ORS mit ihrem F&E-Team international eine Vorreiterrolle bei der Definition, Erprobung und Etablierung von 5G Broadcast ein. Der Einsatz dieser innovativen Broadcasting-Technologie zeigt, dass Österreich eine führende Rolle bei der Gestaltung eines neuen TV-Zeitalters einnehmen kann. Nakolos ist unser Beitrag zur internationalen Entwicklung eines der vielversprechendsten Anwendungsfälle für 5G Broadcast, nämlich der CDN-Offloading Anwendung", erklärt ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer.
Entlastung des Datenverkehrs
Nakolos entlastet automatisch den CDN-Datenverkehr, indem über 5G Broadcast, anders als bei der Verbreitung über ein CDN, nur ein Stream an alle Zuseher gesendet wird. Dadurch können die Verbreitungskosten gesenkt werden. Es spielt also keine Rolle, wie viele Personen den Stream verfolgen, Nakolos garantiert die beste Qualität für eine große Anzahl von Zuschauern.
Ob es überhaupt zu einer breiten Einführung von 5G Broadcast im Regelbetrieb kommt, ist davon abhängig, ob der neue Rundfunkstandard überhaupt Frequenzen bekommt.