Verspätet

Verspätung: Schweden startet 5G-Auktion

Die 5G-Auktion konnte heute mit Verspä­tung starten. Die Klage des Netz­werk­aus­rüs­ters Huawei gegen den Ausschluss aus dem schwe­dischen 5G-Netz wurde in höherer Instanz abge­wiesen.
Von mit Material von dpa

Das Nobel-Preis-Komitee hat in Schweden seinen Sitz. Heute wurde die 5G Auktion gestartet. Das Nobel-Preis-Komitee hat in Schweden seinen Sitz. Heute wurde die 5G Auktion gestartet.
Foto: Picture Alliance / dpa
Heute haben die Verstei­gerungen von Lizenzen für 5G-Mobil­funk­fre­quenzen im 3,5-GHz- und 2,3-GHz-Band begonnen. Durch die Zuwei­sung dieser Frequenzen will die schwe­dische Aufsichts­behörde PTS (vergleichbar der deut­schen Bundes­netz­agentur) die Kapa­zität mobiler Breit­band­dienste stärken und eine Platt­form für den bevor­ste­henden 5G-Ausbau schaffen.

Zwei Auktionen nach­ein­ander

Das Nobel-Preis-Komitee hat in Schweden seinen Sitz. Heute wurde die 5G Auktion gestartet. Das Nobel-Preis-Komitee hat in Schweden seinen Sitz. Heute wurde die 5G Auktion gestartet.
Foto: Picture Alliance / dpa
Nach dem Ende der ersten Auktion im 3,5 GHz-Band folgt eine weitere Auktion im 2,3 GHz-Band. Vier Bieter wurden für die Teil­nahme an den Auktionen zuge­lassen. Das sind die Unter­nehmen "Hi3G" (Hutchison "Drei"), Net4Mobi­lität (Joint Venture von Tele2 und Telenor), Telia Schweden und die Firma Teracom (Anbieter von Sicher­heits­funk-Lösungen). PTS nimmt an, dass die Auktion voraus­sicht­lich zwei bis zehn Werk­tage dauern dürfte, es könnte aber auch mehr werden.

Tech­nische Details

Das zur Auktion stehende 3,5 GHz-Band umfasst insge­samt eine Band­breite von 320 MHz, aufge­teilt in maximal 15 Frequenzen à 20 MHz Band­breite, während das 2,3 GHz-Band 80 MHz (maximal 8 mal 10 MHz) umfasst.

Die Auktion, die über das Internet durch­geführt wird, läuft - ähnlich wie in Deutsch­land - nach Zeit. Eine Auktion erstreckt sich in mehreren Bieter­runden.

Würden maximal drei Betreiber in der 3,5 GHz-Auktion mitbieten, würde die nach­fol­gende 2,3 GHz-Verstei­gerung als reine Auktion durch­geführt. Wenn mehr als drei Betreiber an der 3,5 GHz Auktion teil­nehmen (was der Fall ist) und mindes­tens eines von ihnen Gebote von mindes­tens 80 MHz erhält, können dies zusätz­lichen Betreiber alle 80 MHz-Frequenzen im 2,3 GHz-Band erwerben.

Mindest­gebot 148 Millionen Euro

Die Mindest­gebote bei Zutei­lung betragen 1,5 Milli­arden SEK (etwa 148 Millionen Euro) für das 3,5 GHz-Band (100 Millionen SEK / 9,9 Millionen Euro pro 20 MHz) und 160 Millionen SEK / 15,8 Millionen Euro oder 20 Millionen SEK pro 10 MHz) für das 2,3 GHz-Band.

Falls das 2,3 GHz-Band ohne Konkur­renz vergeben werden sollte, beträgt das Mindest­gebot 400 Millionen SEK (39,5 Millionen Euro).

Wie seiner­zeit in Mainz, veröf­fent­licht auch die schwe­dische Aufsichts­behörde nach jedem Aukti­onstag die Gesamt­zahl der abge­schlos­senen Gebots­runden, das Gebots­niveau (Takt­preis) in der letzten Gebots­runde und die Gesamt­nach­frage auf seiner Inter­net­seite (in schwe­discher Sprache).

Die Zuwei­sung im 3,5 GHz- und 2,3 GHz-Band soll die Voraus­set­zungen für eine Stär­kung der Kapa­zität mobiler Breit­band­dienste in Schweden und die Entwick­lung des Inter­nets der Dinge (IoT) in Schweden schaffen und für die schwe­dische 5G-Entwick­lung von zentraler Bedeu­tung sein.

Verzö­gerung wegen Wider­spruch durch Huawei

Eigent­lich sollte die Auktion schon im November 2020 beginnen. Dagegen hatte der chine­sische Netz­werk­aus­rüster Huawei Einspruch einge­legt. In den Regeln zur Auktion steht, dass die chine­sischen Hersteller Huawei und ZTE nicht zuge­lassen sind, weder als Bieter um Frequenzen noch als Technik-Liefe­ranten etwa­iger Bieter.

Begründet wurde der Entschluss damit, dass der schwe­dische Geheim­dienst die Unter­nehmen als "Bedro­hung für die Sicher­heit im Land" betrachte. Huawei hatte dagegen vor einem Gericht in Stock­holm Einspruch erhoben, was zu einer Verzö­gerung bei den Auktionen führte.

Am Ende war Huawei vor höheren Instanzen geschei­tert.

Chine­sische Anbieter bleiben umstritten

Wie schon mehr­fach berichtet, sind die chine­sischen Unter­nehmen Huawei und ZTE in einigen Teilen Europas umstritten, nicht zuletzt, weil die bishe­rige US-Regie­rung in Washington massiven poli­tischen Druck ausübte.

Offi­ziell warf der schei­dende US-Präsi­dent Donald Trump den Konzernen vor, enge Kontakte zum chine­sischen Militär und der kommu­nis­tischen Partei Chinas zu pflegen. Tatsäch­lich war auch der Ärger darüber groß, dass chine­sische Hersteller weitaus güns­tiger und dadurch erfolg­rei­cher im Markt anbieten konnten. Auch sei es den US-Geheim­diensten nicht gelungen, in von Huawei gebaute Netze einzu­dringen.

Gleich­wohl hatten mehrere Länder auch außer­halb der USA die chine­sischen Unter­nehmen als "Sicher­heits­risiko" wahr­genommen, beispiels­weise Austra­lien.

Huawei und ZTE demen­tieren seit längerem eine unan­gemes­sene Nähe zur den Macht­habern in Peking. Ein mögli­cher Ausschluss von Huawei wird seit einiger Zeit auch in Deutsch­land kontro­vers disku­tiert. Huawei hat in Europa viele Betreiber mit Infra­struktur für das bestehende 4G-Netz (LTE) belie­fert. ZTE hat beispiels­weise in Deutsch­land einige Fest­netz­betreiber mit seinen Produkten versorgt. ZTE konnte gegen­über Huawei bei Geschäften mit den USA bestimmte Sonder­rege­lungen errei­chen.

"Neutrale" Fach­leute plädieren schon länger dafür, alle Ausrüster von Netz­technik intensiv auf Sicher­heit zu prüfen.

Zuletzt hatte noch der Chef des in Schweden behei­mateten Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerns Ericsson dafür plädiert, diese Handels­hemm­nisse abzu­schaffen. Ericsson belie­fert große Netze in China und produ­ziert auch viele Baugruppen in diesem Land.

Deut­sche Netz­betreiber haben sich zusam­men­getan, um die grauen Flecken zu schließen.

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