Revolution?

Wolfram Alpha: Echte Antworten, aber wohl kein Google-Killer

Technologie der neuen Suchmaschine gilt als zukunftsweisend, auch für Google
Von Ralf Trautmann

Wolfram Alpha versus Google: Die angeblich revolutionäre neue Suchmaschinen soll, zumindest, wenn man mancher Ankündigung glaubt, dem Suchmaschinen-Giganten das Wasser abgraben können. Doch ob dies tatsächlich so eintreten wird, muss sich erst noch zeigen, Experten sind hier skeptisch. Noch im Mai soll das neue Angebot an den Start gehen, aktuell ist das Eingabefeld auf der Homepage allerdings noch nicht freigeschaltet.

Schon in der Vergangenheit waren angebliche Google-Killer auf den Markt getreten, die dann aber wieder in der PR-Versenkung verschwanden. Bekannter Fall ist hier die Suchmaschine Cuil, die vor allem mit einer größeren Zahl an indizierten Webseiten aufwarten sollte und zudem passendere Treffer versprach. In der Praxis fiel das Ergebnis dann aber ernüchternd aus. Zum einen bezweifelten Experten den angeblich größeren Web-Index, zum anderen konnte von einer "optimierteren" Trefferliste als bei Google in der Regel keine Rede sein. In der Folge wurde es denn auch still um Cuil.

Mit dem neuen Aspiranten Wolfram Alpha tritt allerdings ein ganz anderes Konzept an, so dass der Vergleich mit Google bisweilen hinkt. Der neue Dienst will nämlich vielmehr eine Frage-Antwort-Maschine als eine Suchmaschine sein: Sie soll auch komplexe Fragen beantworten können, und das nicht über die sture Ausgabe von passenden Webseiten, sondern eben als echte Antwort. Was Wolfram Alpha hier mitbringt, wird als so genannte "semantische Suche" bezeichnet. Die eingegebene Frage in "natürlicher Sprache" wird so umgesetzt, das der Rechner sie auswerten kann. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich tatsächlich um ganze Sätze handelt, oder wie bekannt um einzelne Suchworte, die eine Frage implizieren seitens der Suchmaschine sinnvoll verknüpft werden sollen. Der Erfinder Stephan Wolfram selbst ist zumindest offensichtlich nicht gerade ein Tiefstapler: Mit Wolfram Alpha sei es möglich, etwas neues herauszufinden.

Ganz so stimmt dies natürlich nicht, denn selbstverständlich greift Wolfram Alpha auf bestehendes Wissen zurück. Der Dienst setzt aber auf eine grundlegend andere Philosophie und Technik, denn er kann das vorhandene Wissen entsprechend der eingegebenen Frage aufbereiten: Der Marktführer Google durchsucht das Netz "einfach" nach Seiten, die die vom Anwender eingegebenen Suchworte enthalten. In der Folge erhält der Nutzer eine Liste mit diesen Webseiten, die nach dem Google-Algorithmus in ihrer angenommenen Wichtigkeit geordnet werden. Wolfram Alpha indes durchsucht bestimmte Datenbanken, die vorab ausgewählte und aufbereitet wurden, und versucht, die eingegebene Frage direkt zu beantworten, sei es durch eine Textausgabe, oder aber durch passende Grafiken, und dabei auch "neue" Verknüpfungen in den Antworten zu liefern. Hierzu nutzt Wolfram, Erfinder des bekannten, mathematischen Softwarepakets Mathematica, unter anderem Techniken eben dieser Software.

So funktioniert Wolfram Alpha in der Praxis

Doch diese theoretische Beschreibung lässt die Funktionsweise der neuen Suche nur erahnen, erst die Praxis verdeutlicht die Unterschiede zwischen der klassischen Google-Suche und der Suche bei Wolfram Alpha. Leider hat teltarif bisher keinen Testzugang zur neuem Dienst erhalten, das IT-Magazin Technology Review hat die Suchmaschine aber bereits vorab getestet und dabei verschiedene Suchergebnisse bei Google und Wolfram Alpha im Vergleich gezeigt.

So habe eine Anfrage nach "Microsoft Apple" bei Wolfram Alpha direkt Börsenkurs-Diagramme geliefert, Google verwies in erster Linie auf Medien, die über die Unternehmen berichteten. Die Eingabe von "Stanford Harvard" lieferte bei Wolfram Alpha eine Vergleichs-Tabelle mit zahlreichen Daten der beiden Unis, Google habe zum Beispiel auf ein Forum für Neu-Studenten verwiesen. "Aspirin und Tylenol" habe bei Wolfram Alpha "molekulare Darstellungen" sowie zahlreiche wissenschaftliche Daten hervorgebracht, bei Google gabs zum Beispiel den Link zu einem Kopfschmerz-Forum mit speziellen Fragen zur Verträglichkeit der Wirkstoffe. Mit dem einfachen Wort "Glühbirne" habe Wolfram Alpha dagegen nichts anfangen können, Google habe unter anderem einen passenden Wikipedia-Eintrag geliefert.

Wolfram Alpha: Kein Google-Killer, sondern Vorbild für den Suchmaschinen-Riesen

Das Wolfram Alpha Google nicht vom Thron stoßen wird, scheint indes sicher. Dies liegt nicht unbedingt an der Qualität der Google-Suche, sondern vor allem in ihrer Marktmacht. Denn schon heute gibt es Suchmaschinen, die durchaus je nach Nutzungsszenario Vorzüge gegenüber Google bieten, einen relevanten Marktanteil konnten sie indes nicht erlangen. Zudem haben sich Internet-Nutzer über Jahre an die aktuelle Form der Suche gewöhnt.

Ein weiteres Problem: Der Aufbau eines relevanten Datenbestandes für die "semantische Suche" bedürfe enormer Kapazitäten, die ein kleines Unternehmen nicht zur Verfügung habe, zitiert die Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) einen Experten. Entsprechend könnte der "semantischen Suche" mit großer Wahrscheinlich tatsächlich der Durchbruch gelingen, aber vermutlich eben durch die Umsetzung beim Suchmaschinen-Riesen Google selbst, der auch schon seinerseits an entsprechenden Projekten arbeite. Lediglich Microsoft käme noch als ernstzunehmender Konkurrent in Betracht.

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