cool

Die coole Suchmaschine cuil im Test

Google-verwöhnte Nutzer betrachten Start als Reinfall
Von Anja Zimmermann

Sie haben sich die Messlatte selbst sehr hoch gelegt: Ende Juli ist die Suchmaschine cuil [Link entfernt] mit dem Versprechen gestartet, besser zu sein als Google. Sie würden mehr Webseiten durchsuchen als Google, genauere Suchergebnisse liefern und größeren Datenschutz als der Marktführer bieten, da weder die IP-Adresse noch der Suchverlauf gespeichert würden. Die genaueren Treffer erreiche cuil damit, dass sich die Suchmaschine stärker an dem Suchbegriff orientiere als andere Suchmaschinen, für die es beispielsweise eher wichtig ist, wie häufig eine bestimmte Seite verlinkt wurde.

Die beiden Suchmaschinen im Vergleich

Rein optisch unterscheiden sich die beiden Suchmaschinen in der Hintergrundfarbe. Googles Hintergrund ist überwiegend weiß, cuil hingegen setzt auf schwarz. Die "coole" Startseite der Suchmaschine cuil Die Suchergebnisse werden aber trotzdem auf hellem Hintergrund präsentiert. Auch das Feld der Suchworteingabe auf der Startseite ist an unterschiedlicher Stelle: Bei Google prangt es mittig im Blickfeld des Betrachters, bei cuil ist es auf der linken Seite angeordnet. Die Suchergebnisse werden nicht wie bei Google untereinander aufgelistet, sondern blockweise, wahlweise in zwei oder drei Spalten, dargestellt.

Um auch die Suchmaschinenqualitäten zu testen, suchen wir anlässlich der Olympischen Spiele in Peking, zuerst nach dem Namen des amerikanischen "Star-Schwimmers" Michael Phelps. Schon nach Eingabe des Vornamens schlägt cuil uns diverse Michaels (von Jordan bis Schumacher) vor. Mit dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens wird dann sogar schon das gewünschte Suchwort, Michael Phelps, von cuil vorgeschlagen. Diese Funktion der Eingabehilfe besitzt Google nicht. Je nach verwendetem Browser kann hier nur unter den schon einmal verwendeten Suchbegriffen ausgewählt werden.

Google findet optimierte Seiten

Zum Suchbegriff "Michael Phelps" findet cuil 101 656 und Google nach eigenen Angaben 6 300 000 Treffer. Die Ergebnisse des Neulings cuil sind spaltenweise in nahezu quadratischen Blöcken angeordnet. Alle Treffer sind auf englisch und auf der ersten Ergebnisseite sind es überwiegend Artikel aus amerikanischen Medien. Auch der Wikipedia-Eintrag ist weit vorne dabei. An elfter Stelle, und damit auf der ersten Trefferseite, befindet sich jedoch eine Information zu dem Bergsteiger Michael Phelps Ward. Bei google tauchen diese "Nebentreffer" erst auf den weiteren Ergebnisseiten auf. Trefferseite zu Olympia-Rekordler Michael Phelps bei cuil Jeder Artikel ist mit einem Bild des Schwimmers oder einem Screenshot der Seite versehen. Repräsentativ für den jeweiligen Artikel scheinen die Bilder allerdings nicht zu sein. Hilfreich ist ein Infokasten, in dem weitere Artikel zu Schwimmern und Olympiasieger der US-Mannschaft abrufbar sind.

Da Google erkennt, dass aus Deutschland gesucht wird, wird hier in erster Linie auf deutschsprachige Medienartikel verwiesen. Ein Grund dafür ist, dass viele Redaktionen sich an Google orientieren und ihre Online-Artikel auf die marktführende Suchmaschine abstimmen. Wikipedia ist auch hier unter den ersten Treffern dabei. Neu, und vielleicht ein wenig als Reaktion auf den Suchmaschinen-Rivalen, bietet Google exemplarisch drei Bilder aus der Bildersuche an.

Detailliertere Trefferbeschreibung bei cuil

Bei der Suche nach "teltarif" ist cuil zurückhaltender: Startet der Nutzer eine Suche nur nach teltarif, bekommt er ältere Artikel von teltarif.ch angezeigt. Die übrigen Treffer sind Treffer von testeo.org, eine Seite die die Handydatenbank von teltarif.de recycled. Wird allerdings nach teltarif.de gesucht, bekommt man den Roaming-Ratgeber mit Infografik und diverse Pressemitteilungen des Onlinemagazins auf der ersten Ergebnisseite angezeigt.

Google.de schlägt sich hier zielgerichteter: Sowohl unter dem Suchwort teltarif.de, als auch bei teltarif wird jeweils als erster Treffer die Startseite aufgeführt. Die weiteren Treffer (Internet Ratgeber, PDA, 0180 Telefonbuch) unterscheiden sich ebenfalls nicht. Ein Bildervorschlag wird hier nicht angeboten. Google selbst gibt an, 6 480 000 Suchergebnisse gefunden zu haben, cuil "nur" 87 901.

Hier wurde nach teltarif.de gegooglet Pluspunkte sammelt cuil durch die ausführlichere Beschreibung des Treffers, die Vergleichende Darstellung in wahlweise zwei oder drei Spalten und die sogenannte assoziative Suche. Dazu werden in Karteireitern am oberen Bildschirmrand, wenn vorhanden, weitere Schlagworte oder Suchbegriffe die mit dem eigentlich gesuchten in Verbindung stehen könnten, vorgeschlagen. Beim Suchwort "MP3" zum Beispiel, assoziiert cuil weiter Suchbegriffe wie MP3-Player, Free-MP3 oder MP3-Download.

Obwohl es die Suchmaschine (noch) nicht auf Deutsch gibt, ist es möglich, nach deutschen Begriffen zu suchen. Der Suchbegriff "Telefon" bringt erstaunlicherweise internationale Webseiten als Treffer hervor. Aufgezeigt werden Seiten estnischer, israelischer oder polnischer Domains. Thematisch reicht das Spektrum von Seiten die sich mit Telekommunikationsanbietern beschäftigen, bis hin zum deutschen Beitrag "Telefon, Telefon" beim Grandprix 1957.

cuil ist eben nicht Google

Der Suchmaschinen-Name cuil, gesprochen "cool", ist eben nicht so griffig wie Google. Spricht ein Nutzer von "cool", weiß der nächste nicht, dass es c-u-i-l geschrieben wird. Die Domain "cool.com" gibt es auch, gehört jedoch nicht zur Suchmaschine cuil. Ob in ein paar Jahren die halbe Welt cuilt und das Verb ebenso wie googeln sogar in den Duden aufgenommen wird, muss sich zeigen.

Dennoch, wer von Anfang an behauptet besser als der Marktführer zu sein, muss auch wirklich besser sein als der Marktführer. Diese Erwartungen hat cuil nicht erfüllt, auch wenn in der Unternehmensführung ehemalige Google-Mitarbeiter zu finden sind. Um als wirklich konkurrenzfähige Suchmaschine im Alltag des Internetnutzers mitzuhalten, müssen die cuiler noch nachbessern. Momentan ist cuil aber eine gute Alternative, da der Blick im Internet teilweise doch sehr "vergooglet" ist.