Markt

Vodafone, Telefónica, Deutsche Telekom: Drei Konzerne, ein Ziel

Telekom gerät durch Übernahmen der Konkurrenz unter Druck
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Die Telekom wird von der Konkurrenz durch zwei Übernahmen unter Druck gesetzt. Die Telekom wird von der Konkurrenz durch zwei Übernahmen unter Druck gesetzt.
Bild: Thomas von Stetten - Fotolia.com
Was sich in München und Düsseldorf derzeit zusammen­braut, kann der Deutschen Telekom kaum egal sein. Die geplante milliarden­schwere Über­nahme von Kabel Deutschland durch den britischen Mobil­funk­riesen Vodafone wird den Telekom-Markt kräftig durch­rütteln. Bis 11. September haben die Aktionäre des größten deutschen Kabel­netz­betreibers Zeit, das Angebot der Briten von 87 Euro je Aktie anzunehmen - auch die Vorstands­etage Kabel Deutschlands empfiehlt dies.

Nach Mannesmann-Übernahme zweite großes Vodafone-Ziel in Deutschland

Nach der legendären Übernahmeschlacht mit Mannesmann vor mehr als zwölf Jahren haben die Briten damit ein zweites großes deutsches Unternehmen an der Angel. Mehr als zehn Milliarden Euro wird die Übernahme am Ende wohl kosten.

Die Telekom wird von der Konkurrenz durch zwei Übernahmen unter Druck gesetzt. Die Telekom wird von der Konkurrenz durch zwei Übernahmen unter Druck gesetzt.
Bild: Thomas von Stetten - Fotolia.com
Das ist kein Schnäppchen, aber wohl eine gute Investition - sollte der Deal von den Aufsichtsbehörden ohne größere Auflagen abgenickt werden. Vodafone jedenfalls geht fest davon aus. Für die Deutsche Telekom würde es ungemütlicher.

In Bonn gibt man sich schmallippig: "Wir äußern uns nicht dazu", sagt ein Konzernsprecher. Dass nun ausgerechnet das Unternehmen, das sich bereits im Mobilfunk mit den Bonnern ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert, nun auch im Festnetz angreift, wird dem künftigen Telekom-Chef Tim Höttges kaum gefallen.

Kabelnetzbetreiber machen klassischem Festnetz starke Konkurrenz

Aber warum übernehmen die Briten überhaupt ein Kabelunternehmen und blättern dafür so viel Geld auf den Tisch? Deutschland ist nicht nur ein attraktiver - für Vodafone ist es auch der größte europäische Markt. Hinzu kommt, dass die Kabelnetzbetreiber seit einigen Jahren den angestammten Anbietern im Breitbandgeschäft mit preisgünstigen Angeboten für Telefonie, Internet und TV immer mehr Kunden abjagen.

Der harte Wettbewerb zwischen Festnetz- und Kabelnetzbetreibern werde zu weiteren Übernahmen und Fusionen führten, prophezeite vor wenigen Jahren eine Studie der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers. Außerdem stehen Milliarden-Investitionen in den Netzausbau an, um die künftig anstehende Datenflut zu bewältigen. Und den gewaltigen Ausbau können nur die Großen stemmen.

Aus Telefónica und E-Plus entsteht ein Mobilfunkriese

Und auch auf dem Mobilfunkmarkt erwächst der Telekom ein möglicherweise großes Problem. Die geplante Übernahme der Nummer drei E-Plus durch die Nummer vier O2 würde aus dem Stand einen neuen Marktführer schaffen, und die Bonner abhängen. Telefónica verspricht sich von der Übernahme Einsparungspotenziale und Kostensenkungen beim Netzausbau.

Telekom-Experte Thorsten Gerpott von der Universität Duisburg glaubt, dass der Konsolidierungsprozess an Fahrt gewinnen wird. Vodafone erschließe sich ohne eigene teure Investitionen in die Glasfasertechnik hohe Leistungsreserven, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung jüngst.

Tatsächlich verspricht sich Vodafone von der Übernahme einiges. Dazu gehören der Zugang zu 8,5 Millionen Haushalten und zu einem Netz mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten. Mit über 100 MBit/s ist das Kabelnetz, das die Telekom vor mehr als zehn Jahren aus Wettbewerbsgründen verkaufen musste, derzeit praktisch doppelt so schnell wie das VDSL-Netz der Telekom.

Deutsche Telekom setzt auf Vectoring und Glasfaser

Der künftige Telekom-Chef Höttges muss sich etwas einfallen lassen, um den Angriff zu kontern. Die Bonner arbeiten intensiv an der Vectoring-Technik und damit an einer Verdoppelung des VDSL-Tempos. Tempo im Netz ist die Herausforderung. Angesichts der explodierenden Datenflut drohen die Netze zu verstopfen, Eile ist geboten. In den Netzausbau will die Telekom in den kommenden Jahren bis zu sechs Milliarden Euro investieren - neben Vectoring auch in LTE und Glasfaser.

Vodafone habe vor allem in Ballungsgebieten ohne Festnetz Schwachstellen, sagt ein Sprecher. IPTV-Angebote ließen sich dort über das klassische DSL-Netz kaum realisieren. Kabel Deutschland soll diese Defizite beheben.

Ex-Telekom-Manager soll Kabel-Deutschland-Deal eingefädelt haben

Der Kampf um die Hoheit auf dem deutschen Telekom-Markt ist damit noch lange nicht beendet. Die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone ist besonders pikant: Einer, der den Angriff auf Kabel Deutschland mit orchestrierte, ist ein Ex-Telekom-Manager: Philipp Humm, brachte einst das iPhone in die T-Punkte und war zuletzt Chef von T-Mobile USA. Im Oktober 2012 wechselte er überraschend die Seiten und ist seitdem im Vodafone-Vorstand für Zentraleuropa zuständig.

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