Übernahme total

Der Name Mannesmann ist Geschichte

Umgegliedert und umbenannt: Aus Mannesmann D2 wird D2 Vodafone
Von AFP / Marie-Anne Winter

Ein knappes Jahr nach dem Sieg von Vodafone-Chef Chris Gent im monatelangen Übernahmepoker ist einer der traditionsreichsten deutschen Konzerne fast vollständig zerlegt worden. In wenigen Tagen wird Vodafone auch die letzte Spur von Mannesmann getilgt haben: Ab Januar firmiert der deutsche Mobilfunk-Marktführer "Mannesmann D2" unter "D2 Vodafone". Im alten Mannesmann-Hochhaus am Rheinufer hat die neue Zeit schon längst begonnen: Das Gebäude wird derzeit komplett saniert und ist eine einzige Baustelle. Die riesigen Leuchtbuchstaben "Mannesmann" unter dem Hochausdach sind abgedeckt. Noch vor Weihnachten soll ein neuer Schriftzug installiert werden: "Vodafone".

"Dass nun auch noch im Mobilfunk der Name Mannesmann wegfallen soll, wundert mich nicht", sagt Jürgen Ladberg, ehemaliger Betriebsrat des Konzerns. Schließlich hatte Gent von vorneherein klar gemacht, dass er mit der hochprofitablen Mannesmann-Mobilfunksparte die führende Position von Vodafone in der Weltliga der Telekommunikation ausbauen will. Dazu jedoch brauchen die Briten einen einheitlichen Markennamen. Dass der nicht Mannesmann lautet, dürfte bestenfalls Nostalgiker wundern.

Wie sehr die Mannesmann-Belegschaft mit ihrer "Not for sale"-Parole daneben lag, zeigt der Rückblick auf die vergangenen Monate: Die Mannesmann-Industriesparte Atecs ist an Siemens und Bosch verkauft, das Röhrengeschäft an die Salzgitter AG, der Luxusuhrenhersteller LMH an die Schweizer Richemont-Gruppe. Vodafone behielt nur die Telekommunkation. Auch an dem Festnetzanbieter Arcor zeigt sich Gent nicht sonderlich interessiert: Als "Cash-Cow" soll das Unternehmen an die Börse, Verkaufsgerüchte kursieren. "Der Konzern ist total zerschlagen", sagt Ex-Konzernbetriebsrat Ladberg, der mit den Belegschaften der Röhren-Sparte zu Salzgitter wechselte. Die Röhrenwerke führen übrigens als einziger früherer Konzernbestandteil den Namen Mannesmann weiter. Dies mutet ein wenig wie die Ironie des Schicksals an - schließlich war das Röhrengeschäft die Keimzelle von Mannesmann: Die Geburtsstunde des späteren Konzerns schlug 1890, als Reinhard und Max Mannesmann ein bahnbrechendes Walzverfahren für nahtlose Rohre entwickelten.

Nach Gründerjahren in Berlin siedelte das schnell expandierende Unternehmen 1912 nach Düsseldorf über. Die ehemalige Mannesmann-Zentrale am Rhein, in der noch vor einem Jahr der damalige Vorstandschef Klaus Esser einen Konzern mit weltweit rund 130.000 Mitarbeitern führte, soll auch unter der Regie von Vodafone eine bedeutende Rolle spielen: Düsseldorf werde neben der Vodafone-Zentrale im britischen Newbury "der Dreh- und Angelpunkt der Europa-Aktivitäten" des Konzerns, bekräftigte Horn-Smith noch in der vergangenen Woche Zusagen von Gent nach der gewonnenen Übernahmeschlacht. Nach den Worten des Vodafone-Europa-Chefs sollen unter anderem Entwicklungen für das mobile Internet und für neue Handy-Dienste in Düsseldorf koordiniert werden.

In Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt werden solche Zusicherungen mit spürbarer Erleichterung aufgenommen. Anfängliche Befürchtungen von Verwaltung und Kommunalpolitikern, Vodafone werde den Standort Düsseldorf zu einer unbedeutenden Filiale degradieren oder gar komplett aufgeben, sind vorsichtigem Optimismus gewichen. "Alle Blicke sind nun nach vorn gerichtet", betont ein Stadtsprecher.