Mehrheit

T-Mobile US: Telekom hat Mehrheit

Die Deut­sche Telekom besitzt inzwi­schen die Mehr­heit am US-Mobil­funker T-Mobile. Damit findet wohl ein jahr­zehn­telanger Krimi sein Happy End.
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Als Ron Sommer, der frühere Chef der Deut­schen Telekom, sich eine Mobil­funk­gesell­schaft in den USA gekauft hatte, erntete er schnell heftige Kritik. "Was soll das? Viel zu teuer. Raus hier" und ähnlich lauteten die Kommen­tare.

Verpatzter Verkauf als Erfolgs­grund­lage

Auch Sommers Nach-Nach­folger René Ober­mann wurde von Jour­nalisten und Analysten mehr als einmal bedrängt, doch endlich diese teure Tochter zu verkaufen. So verhan­delte er mit der ameri­kani­schen "Ma Bell", der AT&T und schloss einen Verkaufs-Vertrag mit inter­essanten Kondi­tionen ab. Dabei trat für AT&T der undenk­bare Fall ein: Die US-Aufsichts­behörden lehnten den Deal ab. Somit trat das "Klein­gedruckte" in Kraft: Die Telekom bekam von AT&T einige Milli­arden in bar und dazu noch alle notwen­digen Funk­fre­quenzen über­lassen. So konnte Telekom/T-Mobile US den so lange nicht vorge­sehenen Siegeszug beginnen.

Tim Höttges voll­endete die T-Mobile Erfolgs­story

Da freut sich der neue (Aufsichtsrats-)Chef von Tim Höttges (rechts), Dr. Frank Appel (links). Die Telekom hat die Mehrheit bei T-Mobile US. Da freut sich der neue (Aufsichtsrats-)Chef von Tim Höttges (rechts), Dr. Frank Appel (links). Die Telekom hat die Mehrheit bei T-Mobile US.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Ober­manns Nach­folger Tim Höttges voll­endete das USA-Projekt mit der Fusion von US-Sprint und T-Mobile US. Sprint hatte ein gruse­liges Netz mit veral­teter Technik, aber verfügte über inter­essante Frequenzen. Das Ziel der Deut­schen Telekom war es immer, die Mehr­heit an der T-Mobile-US-Akti­enge­sell­schaft zu erzielen. Bisher konnte sich die Deut­sche Telekom dazu bei Abstim­mungen Aktien von ihrem Partner Soft­bank (dem zuvor die US-Sprint gehört hatte) leihen.

Das Erringen der Aktien-Mehr­heit war ein wenig kompli­ziert. T-Mobile USA hatte eigene Aktien zurück­gekauft. Dadurch sank die Menge aller vorhan­denen Aktien und dadurch stiegen die Anteile der verblie­benen Akti­enbe­sitzer. Die Deut­sche Telekom hatte nämlich ihre eigenen Aktien behalten.

Dienstag Nacht war es so weit

Bei der Aktio­närs­haupt­ver­samm­lung am Mitt­woch konnte der Deut­sche-Telekom-Chef Tim Höttges stolz mitteilen "Wir haben gestern Nacht (also Dienstag auf Mitt­woch) die Mehr­heit an der T-Mobile US erreicht und sind nun größter Eigen­tümer am wert­vollsten Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen der Welt".

In Zahlen besitzt die Telekom aktuell 50,2 Prozent an T-Mobile US. Die Aktio­näre der Deut­schen Telekom konnten sich freuen, ihre Aktie legte am Mitt­woch rund ein Prozent zu.

Die Telekom-Haupt­ver­samm­lung beschloss eine Divi­dende von 70 Cent pro Aktie, d.h. jeder Aktionär bekommt diesen Betrag pro Aktie auf sein Konto über­wiesen. Zugleich ging der Börsen­kurs um diesen Wert zurück, um kurz danach schon wieder anzu­steigen.

Tim Höttges erklärte seinen Aktio­nären, dass die Vorteile aus der Fusion von T-Mobile USA und US-Sprint größer sind als die Kosten für den Vorgang, die "weniger als eine Milli­arde Dollar in diesem Jahr" betragen werden. Die Vorteile durch gegen­sei­tige Vorteile ("Syner­gien") belaufen sich laut Telekom-Chef auf 7,2 bis 7,5 Milli­arden Dollar.

Mit T-Mobile USA verdient die Deut­sche Telekom richtig Geld, sie machte im letzten Jahr alleine etwa 66 Prozent des Jahres­umsatzes aus. Seit dem Jahr 2013 ist der Wert der US-Tochter um unglaub­liche 153 Milli­arden Euro gestiegen. Die Aktio­näre der Deut­schen Telekom konnten damit eine Wert­stei­gerung von mehr als 70 Milli­arden Euro erzielen.

Komplexe Trans­aktion

Der Deal ist etwas für Börsen­profis. Die Telekom hatte schon im Juni 2021 mit ihrem Verhand­lungs­partner Soft­bank verein­bart, bis zum Juni 2024 insge­samt 101 Millionen T-Mobile-USA-Aktien aus dem Bestand der Soft­bank durch eine "flexible Ausübung von Call-Optionen" zu erwerben. Einige dieser Aktien bekam die Deut­sche Telekom zum vorher defi­nierten Sonder­preis, der deut­lich unter dem aktu­ellen Börsen­kurs liegt.

Das Ziel war, bis zum Sommer dieses Jahres die Mehr­heit an der USA-Tochter zu über­nehmen. Das hat nun früher als gedacht funk­tio­niert. Die Schat­ten­seite: Die Telekom musste dafür viel Geld ausgeben. Dazu kommen noch notwen­dige Milli­arden für den Netz­ausbau. Doch der Höchst­stand der Verschul­dung sei erreicht.

Trotz aller Erfolgs­mel­dungen hat die Telekom die Preise für bestimmte Tarife für Neukunden im Fest­netz erhöht.

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