T-Mobile US: Telekom hat Mehrheit
Als Ron Sommer, der frühere Chef der Deutschen Telekom, sich eine Mobilfunkgesellschaft in den USA gekauft hatte, erntete er schnell heftige Kritik. "Was soll das? Viel zu teuer. Raus hier" und ähnlich lauteten die Kommentare.
Verpatzter Verkauf als Erfolgsgrundlage
Auch Sommers Nach-Nachfolger René Obermann wurde von Journalisten und Analysten mehr als einmal bedrängt, doch endlich diese teure Tochter zu verkaufen. So verhandelte er mit der amerikanischen "Ma Bell", der AT&T und schloss einen Verkaufs-Vertrag mit interessanten Konditionen ab. Dabei trat für AT&T der undenkbare Fall ein: Die US-Aufsichtsbehörden lehnten den Deal ab. Somit trat das "Kleingedruckte" in Kraft: Die Telekom bekam von AT&T einige Milliarden in bar und dazu noch alle notwendigen Funkfrequenzen überlassen. So konnte Telekom/T-Mobile US den so lange nicht vorgesehenen Siegeszug beginnen.
Tim Höttges vollendete die T-Mobile Erfolgsstory
Da freut sich der neue (Aufsichtsrats-)Chef von Tim Höttges (rechts), Dr. Frank Appel (links). Die Telekom hat die Mehrheit bei T-Mobile US.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Obermanns Nachfolger Tim Höttges vollendete das USA-Projekt mit der Fusion von US-Sprint und T-Mobile US. Sprint hatte ein gruseliges Netz mit veralteter Technik, aber verfügte über interessante Frequenzen. Das Ziel der Deutschen Telekom war es immer, die Mehrheit an der T-Mobile-US-Aktiengesellschaft zu erzielen. Bisher konnte sich die Deutsche Telekom dazu bei Abstimmungen Aktien von ihrem Partner Softbank (dem zuvor die US-Sprint gehört hatte) leihen.
Das Erringen der Aktien-Mehrheit war ein wenig kompliziert. T-Mobile USA hatte eigene Aktien zurückgekauft. Dadurch sank die Menge aller vorhandenen Aktien und dadurch stiegen die Anteile der verbliebenen Aktienbesitzer. Die Deutsche Telekom hatte nämlich ihre eigenen Aktien behalten.
Dienstag Nacht war es so weit
Bei der Aktionärshauptversammlung am Mittwoch konnte der Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges stolz mitteilen "Wir haben gestern Nacht (also Dienstag auf Mittwoch) die Mehrheit an der T-Mobile US erreicht und sind nun größter Eigentümer am wertvollsten Telekommunikationsunternehmen der Welt".
In Zahlen besitzt die Telekom aktuell 50,2 Prozent an T-Mobile US. Die Aktionäre der Deutschen Telekom konnten sich freuen, ihre Aktie legte am Mittwoch rund ein Prozent zu.
Die Telekom-Hauptversammlung beschloss eine Dividende von 70 Cent pro Aktie, d.h. jeder Aktionär bekommt diesen Betrag pro Aktie auf sein Konto überwiesen. Zugleich ging der Börsenkurs um diesen Wert zurück, um kurz danach schon wieder anzusteigen.
Tim Höttges erklärte seinen Aktionären, dass die Vorteile aus der Fusion von T-Mobile USA und US-Sprint größer sind als die Kosten für den Vorgang, die "weniger als eine Milliarde Dollar in diesem Jahr" betragen werden. Die Vorteile durch gegenseitige Vorteile ("Synergien") belaufen sich laut Telekom-Chef auf 7,2 bis 7,5 Milliarden Dollar.
Mit T-Mobile USA verdient die Deutsche Telekom richtig Geld, sie machte im letzten Jahr alleine etwa 66 Prozent des Jahresumsatzes aus. Seit dem Jahr 2013 ist der Wert der US-Tochter um unglaubliche 153 Milliarden Euro gestiegen. Die Aktionäre der Deutschen Telekom konnten damit eine Wertsteigerung von mehr als 70 Milliarden Euro erzielen.
Komplexe Transaktion
Der Deal ist etwas für Börsenprofis. Die Telekom hatte schon im Juni 2021 mit ihrem Verhandlungspartner Softbank vereinbart, bis zum Juni 2024 insgesamt 101 Millionen T-Mobile-USA-Aktien aus dem Bestand der Softbank durch eine "flexible Ausübung von Call-Optionen" zu erwerben. Einige dieser Aktien bekam die Deutsche Telekom zum vorher definierten Sonderpreis, der deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs liegt.
Das Ziel war, bis zum Sommer dieses Jahres die Mehrheit an der USA-Tochter zu übernehmen. Das hat nun früher als gedacht funktioniert. Die Schattenseite: Die Telekom musste dafür viel Geld ausgeben. Dazu kommen noch notwendige Milliarden für den Netzausbau. Doch der Höchststand der Verschuldung sei erreicht.
Trotz aller Erfolgsmeldungen hat die Telekom die Preise für bestimmte Tarife für Neukunden im Festnetz erhöht.